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„Keine Bühne für Effekthascherei“

„Lasse mich nicht lächerlich machen“: Zoff über Pläne für InnKlinikum Haag und einen Schokoriegel

Große Diskussionen ums Haager Krankenhaus: Thomas Ewald (oben rechts) und Landrat Max Heimerl (unten rechts) haben das Konzept vorgestellt.
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Große Diskussionen ums Haager Krankenhaus: Thomas Ewald (oben rechts) und Landrat Max Heimerl (unten rechts) haben das Konzept vorgestellt.

Der Vorstand des InnKlinikums hat für das Haager Krankenhaus das bisherige Konzept vorgestellt. Die Kritik dazu fiel heftig aus. Woran sich der Gemeinderat stößt und warum ein Schokoriegel beinahe für einen Eklat gesorgt hätte.

Haag – Ein dickes Fell brauchten Landrat Max Heimerl und der Vorstand des InnKlinikums Altötting und Mühldorf, Thomas Ewald und Dr. Wolfgang Richter, in der jüngsten Haager Gemeinderatssitzung. Vorstandvorsitzender Ewald stellte dem Gremium den aktuellen Sachstand des Haager Krankenhauses vor.

Er erläuterte, dass die Klinik-Reform, erlassen durch Gesundheitsminister Karl Lauterbach, „große Auswirkungen“, – auch auf den Standort Haag – hat. Viele Aspekte, die mit der Reform einhergehen würden, seien „noch nicht geklärt und müssten noch geprüft werden“. „Erst in zwei bis drei Jahren greifen die Neuerungen. Bis dahin gibt es derzeit keine Brückenfinanzierung“, erklärte er. „Persönlich bin ich ein Freund der Reform, aber so, wie die Planungen momentan laufen, hat das wenig Sinn“, meinte Ewald. Es gebe einen Konflikt zwischen Bund und Ländern, einen Machtkampf mit offenem Ausgang.

Ewald ist überzeugt davon, dass der Vorstand des InnKlinikums im Hinblick auf das Vorgehen bezüglich des Haager Krankenhauses im vergangenen Jahr richtig gehandelt habe. „Laut Lauterbachs Reform hätte die Geriatrie in Haag nicht mehr fortgeführt werden dürfen. Für uns ist das die Bestätigung, dass wir richtig vorgegangen sind“, meinte Ewald.

Neuausrichtung in Haag

Er erläuterte dem Gemeinderat die Neuausrichtung am Standort Haag. Es gebe eine „rehabilitative Pflege“, unter die die Kurzzeitpflege mit 40 und die Tagespflege mit 25 Plätzen fallen würde. Auch die Physio- und Ergotherapie sei weiterhin vor Ort. Darüber hinaus sei eine Schmerztherapie mit Assessment-Center geplant.

Als dritten Punkt führte Ewald das Ärztehaus auf. Das Medizinische Versorgungszentrum (MVZ) habe bereits geöffnet, außerdem werde in das Ärztehaus eine Psychotherapie und eine Kinderarztpraxis einziehen. In Vorbereitung seien zwei zusätzliche Praxen, wobei der Vorstand aktuell von einem Hausarzt eine Absage erhalten habe.

Weiter gebe es ab Januar eine Gastroenterologie. Dann könnten in Haag ambulante Magen- und Darmspiegelungen durchgeführt werden, erklärte Richter. Auch an den Einrichtungen für die Tages- und Kurzzeitpflege werde „mit Hochdruck“ gearbeitet. Sie könnten wahrscheinlich im Juni, beziehungsweise im Juli 2024 eröffnen.

Als vierte Option für das Krankenhaus könnte sich Ewald Wohnraum für Mitarbeitende vorstellen oder eine ambulant betreute Wohngemeinschaft. Dazu habe sich der Vorstandsvorsitzende bereits mit Silvia Wolf, Inhaberin eines Pflegedienstes in Haag, getroffen, denn die Nachfrage sei „immens“. Ewalds Fazit: „Wir sind auf einem guten Weg. Das Haager Krankenhaus bietet eine Struktur, die es so noch nicht gegeben hat“.

Voraussichtlich kein Schlaflabor mehr

Bürgermeisterin Sissi Schätz (SPD) fragte nach, wie es um das Schlaflabor stehe, das sie bei der Aufzählung „schmerzlich vermisse“. Dazu gibt es laut Ewald „keine Neuigkeiten“. Wenn kein Anbieter das Labor betreiben wolle, könne das InnKlinikum dieses medizinische Angebot nicht mehr offerieren, erklärte der Vorstandsvorsitzende. Sabine Binsteiner-Maier (SPD) schlug vor, im freien Teil des Gebäudes eine Kita einzurichten. „Ein Teil der Infrastruktur ist schon vorhanden, beispielsweise der Spielplatz“, sagte sie. Ewald entgegnete, dass dies „grundsätzlich eine gute Idee“ sei, aber die Umsetzung gestalte sich meistens schwierig. Das beste Beispiel sei das Mühldorfer Krankenhaus, dort finde sich kein Betreiber für eine solche Einrichtung, so der Vorstandsvorsitzende.

Siegfried Maier (SPD) zeigte sich mit der bisherigen Planung für das Haager Krankenhaus wenig zufrieden. Er legte Ewald und Heimerl einen Schokoriegel hin und meinte: „Falls es mal wieder länger dauert“, wobei er auf die bisherige Umsetzung anspielte, die ihm eindeutig zu langsam vorangehe. Auch für die anwesenden Bürger hatte er eine Tüte Süßigkeiten dabei, denn „die Haager würden auch etwas zur Überbrückung brauchen“. „Es gibt bisher keine Entscheidungen, doch die strategische Vorgehensweise haben Sie getroffen. So ist das Krankenhaus teilweise ausgeblutet“, richtete sich Maier an Ewald. „Wenn es noch länger dauert, müssen wir mit noch weniger Personal rechnen. Die bisherige Umsetzung hat nicht funktioniert“, beanstandete er. „Was bekommen wir zusätzlich? Physio, Ergotherapie, MVZ, Psychotherapie und Kinderarztpraxis gibt es in Haag ja schon“, so Maier. Er kritisierte außerdem die angedachte Tagespflege. „Wir haben in der Marktgemeinde ein wunderbares Pflegeheim. Ich habe Sorge, dass wir ihm das Wasser abgraben“, meinte das Gemeinderatsmitglied. Auch Josef Hederer (PWG) zeigte sich von der vorgestellten Vorgehensweise ebenfalls nicht überzeugt. „Es kommen ein paar Ärzte dazu, das ist nicht der große Wurf“, meinte er.

Abstimmung mit der Regierung vonnöten

„Wir hätten mit dem Vorhaben vergangenes Jahr schon starten können, aber wir müssen dieses mit der Regierung abstimmen. Das dauert“, erklärte Ewald die Pläne des Vorstands. Das InnKlinikum soll auch keine Konkurrenz zum Pflegeheim darstellen. „Das Konzept ist ein ganz anderes“, so Ewald. „Wir bieten Kurzzeit- und Tagespflege. Sollen wir aus Rücksicht auf zehn leere Betten im Caritas-Pflegeheim dieses Angebot streichen?“, richtete er sich an Maier, der wiederum vorschlug, im Krankenhaus eine Pflegeschule zu eröffnen. „Das haben wir vor einem halben Jahr schon diskutiert und ist nicht möglich“, erinnerte Ewald. „Es gibt zu wenige Interessenten und die Anbindung an Haag ist deutlich schlechter als in Mühldorf“, entgegnete der Vorstandsvorsitzende.

Auch Landrat Heimerl mischte sich in die Diskussion ein. „Ich lasse mich hier nicht lächerlich machen“, richtete er sich an Maier. „Sie könnten zumindest anerkennen, dass wir alles Mögliche versuchen. Und dann so einen Auftritt hinlegen“, kritisierte er kopfschüttelnd die Nummer mit dem Schokoriegel.. „Lauterbach sagt, in Deutschland sind ein Drittel der Krankenhäuser zu viel. Auch Experten meinen, dass für die Versorgung der Bevölkerung weder der Standort in Haag noch in Burghausen nötig sei“, erläuterte der Landrat. „Der Klinikvorstand bekennt sich trotzdem zum Standort in der Marktgemeinde, aber wir müssen die Rahmenbedingungen anerkennen. Wir sind 2023 34 Millionen Euro im Defizit“, so Heimerl. „Wir wollen das InnKlinikum zukunftsfähig aufstellen, das ist hier kein Wunschkonzert. Letzten Endes wird Haag in dieser Entwicklung als Gewinner hervorgehen“, zeigte sich Heimerl überzeugt.

Maier entgegnete, dass er froh darüber sei, dass der Vorstand sich für den Standort einsetze. „Aber wir Gemeinderäte kämpfen für die Bürger“, so das Gemeinderatsmitglied. Hans Urban (CSU) meinte, dass die Vorgehensweise rund um das InnKlinikum ein „schwerer Einschnitt“ gewesen sei. „Wir wünschen uns alle, dass es schneller geht, aber es ist allgemein bekannt, dass sämtliche Krankenhäuser in der Region große Defizite einfahren“.

Dem schloss sich Eva Rehbein (SPD) an. „Wir wollen das Konzept nicht schlechtreden. Sie sagen ‚Haag wird gewinnen‘“, richtete sie sich an Heimerl. „Aber vergangenes Jahr haben die Mitarbeiter verloren. Der Schock steckt uns immer noch in den Knochen, wie das damals abgelaufen ist“, verdeutlichte sie. Stefan Högenauer (CSU) sah das ähnlich. „Wir sehen, dass wir am Standort in Haag einen Gewinn haben. Wir sollten den Schulterschluss mit dem Landkreis suchen“, meinte er. Außerdem finde er es „unangemessen, hier Schokoriegel zu verteilen. Wir sind keine Bühne für Effekthascherei. Das ist nicht in Ordnung“, schloss er.

Der Marktgemeinderat nahm den Bericht über die Entwicklung des Standortes Haag der Kliniken Altötting und Mühldorf einstimmig zur Kenntnis.

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