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„Jetzt fällst du uns in den Rücken“

Hitzige Diskussion um Haager Zehentstadel: Antrag sorgt für Streit und Verwirrung

Was wird einmal in den Haager Zehentstadel einziehen? Jetzt scheint wieder beinahe alles offen.
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Der Haager Zehentstadel: Wer darf rein? Diese Thematik hat im Gemeinderat lange Diskussionen ausgelöst.

Hitzig und lange wurde im Haager Gemeinderat über die Nutzung des Zehentstadels diskutiert. Ein Antrag sorgte für Verwirrung: Der Geschichtsverein will im Westteil ein Museum einrichten, doch die Räume wurden der VHS zugesagt. So hat das Gremium entschieden.

Haag – Hitzige und lange Diskussionen sind die Haager vom Gemeinderat gewohnt. Auch in der jüngsten Sitzung des Gremiums – die ausgesprochen gut besucht war – ging es hoch her. Der Anlass: der Zehentstadel – beziehungsweise die Nutzung des Gebäudes. Die Freie Wählergemeinschaft Haag (FWG) hat bei der Verwaltung einen Antrag gestellt „auf Prüfung der Nutzung des Zehentstadels durch Vereine“. Die Marktgemeinde soll untersuchen, ob die Flächen im Westteil, die das Ordinariat eigentlich besetzen wollte, von folgenden Organisationen genutzt werden können: TSV 1864 Haag (Abteilung Schäffler), Geschichtsverein Reichsgrafschaft Haag, Feuerschützengesellschaft Haag, Schwarzpulverschützen Haag und die Krieger- und Soldatenkameradschaft Haag.

Dieser Antrag löste im Gremium große Diskussionen aus, da der Gemeinderat – nachdem der Mietvertrag mit der Kirche nicht zustande gekommen war – in der August-Sitzung beschlossen hatte, auf die „VHS im Haager Land“ zuzugehen und ihr die Räumlichkeiten im Westteil anzubieten, wie Bürgermeisterin Sissi Schätz (SPD) betonte. Grundsätzlich beanstandete der Gemeinderat, dass nicht hervorgehe, wofür die Vereine die Räumlichkeiten nutzen wollen und wie viel Fläche sie benötigen würden. Für Eva Rehbein (SPD) war der Antrag sowieso „obsolet“, da die VHS in den Westteil des Gebäudes einziehen werde. Dr. Florian Haas (PWG) meinte, dass der Geschichtsverein ein Depot brauche, „das geht ja vom Raumangebot gar nicht auf. Und auch die Schäffler brauchen zum Training sicher mehr Platz“, sagte er. Wolfgang Obermaier (FWG) entgegnete, dass es nicht um ein Lager, Depot oder Training gehe. „Es geht ums Museum“, klärte er die Situation auf.

Antrag sorgt „für Verwirrung“

Schätz kritisierte, dass „davon nichts drinsteht“ und auch Stefan Högenauer (CSU) meinte ebenfalls, dass der Antrag „für Verwirrung“ sorge. Obermaier reagierte aufgebracht über die Äußerungen: „Für was soll der Antrag sonst sein?“, fragte er. „Wir wissen ja, wie du zum Geschichtsverein stehst“, meinte Obermaier an Schätz gewandt. „Was soll das bedeuten, ‚du bist verwirrt?‘“ richtete er sich an Högenauer. „Der Antrag liegt seit einer Woche vor. Du hättest du ja was sagen können, wenn du Fragen hast. Jetzt fällst du uns in den Rücken“, prangerte er an.

Die Bürgermeisterin erläuterte, dass „der Gerechtigkeit halber“ alle Vereine gefragt werden müssten, wenn sie einen Raum im Zehentstadel belegen wollen. „Wir haben viele traditionsreiche Organisationen in Haag, nicht nur die vier, die den Antrag eingereicht haben. Für alle einen Platz zu finden, wird eine Mammutaufgabe“, erklärte Schätz.

Josef Hederer (PWG) meinte, dass die „genannten agierenden Parteien“ in der Vergangenheit teilweise „nicht geschickt“ miteinander umgegangen wären. „Aber der Mittelteil des Zehentstadels steht zur Verfügung. Ansonsten können wir auch die leeren Hallen bei der Firma Schletter anmieten, die sind frei“, schlug er spaßeshalber vor. Rehbein empfahl, dem Geschichtsverein, ein Konzept vorzulegen, bevor die Verwaltung die Planungen dazu aufnehmen könne. „Der Raumbedarf muss geklärt werden, die Öffnungszeiten, die Organisation. Ich finde es auch wichtig, dass die Haager Geschichte, die einmalig ist, Platz findet“, verdeutlichte sie. Dem schloss sich Florian Haas an: „Die Idee ist gut, aber wir brauchen ein Konzept“.

Antwort abwarten

Obermaier erklärte, dass dies von Gerhard Kramer, Vorsitzender des Geschichtsvereins, erarbeitet worden sei. Die Organisation wollte aber zuerst die Antwort des Gemeinderats abwarten, bevor sie das Konzept für die Nutzung des Zehentstadels einreichen würde. „Hier wird man komisch angeschaut, wenn man sich für einige Vereine einsetzt“, meinte Egon Barlag (FWG). „Sie sind an uns herangetreten, das dürfen alle anderen auch“. Florian Haas meinte abschließend, dass der Antrag „handwerklich schlecht gemacht“ sei. „Es geht hier auch um staatliche Förderung, dann muss ein Konzept her“. Der Marktgemeinderat stimmte mit 14:3 dagegen, den genannten Vereinen die frei gewordenen und zusätzlichen Flächen im West- und Mittelteil des Zehentstadls zur Nutzung zur Verfügung zu stellen. 

„Win-Win-Situation für beide Parteien“

In der jüngsten Sitzung des Haager Gemeinderats stellte Frieder Lohmann von Rieger Lohmann Architekten die Pläne für den Westteil des Zehentstadels vor. Da die Vertragsverhandlungen mit der Kirchenverwaltung und dem Ordinariat München über die Vermietung der Räume im Westbau des Zehentstadel zur Nutzung als Pfarrheim abgebrochen wurden, habe Bürgermeisterin Sissi Schätz (SPD) mit der „VHS im Haager Land“ „wegen Nutzungsinteresses“ Kontakt aufgenommen, wie sie in der Sitzung erklärte.

Zu diesem Thema war auch Maitenbeths Bürgermeister und Erster Vorsitzender der VHS im Haager Land, Thomas Stark, anwesend. Er begrüßte das Vorgehen der Marktgemeinde, die Volkshochschule ins Ortzentrum zu verlagern. Es sei „ein guter Beitrag, um den Kern zu beleben“, meinte er. Stark verdeutlichte, dass der Verein „keinen exklusiven Anspruch“ auf die Räumlichkeiten erhebe, sodass auch andere Organisationen diese verwenden könnten. „Wir bieten Kurse an, aber nicht von 8 bis 22 Uhr. Es gibt sicherlich Leerzeiten. Mit einem Belegungsplan kann die Nutzung der Räume abgeglichen werden“, so Stark.

Lohmann erklärte in seinen Ausführungen, dass die Umplanung schnell vonstatten gegangen sei, da die Vorstellungen der VHS „sehr nah“ am früheren Konzept liegen würden. „Nur bei der Elektrik mussten wir einige Änderungen vornehmen“, so der Architekt. Es gebe drei Kursräume für die Volkshochschule, mit je 41, 27 und 26 Quadratmetern Raumfläche. Das Foyer hätten die Architekten „kreativ aufgegriffen“. Es bleibe „offen gehalten“. Neu sei eine „Alternativ-Bühne“ für kleine Auftritte, wie Lesungen. Es gebe einen Aufenthalts- und Sitzbereich mit Nischen, erläuterte Lohmann. Der Eingang zum Zehentstadel sei behindertengerecht von der Süd- und Nordseite zugänglich, wobei der offizielle Haupteingang über das Foyer sei. Erhalten bleibe im Westteil – wie bei der früheren Planung auch – die Bibliothek.

Stefan Högenauer (CSU) fragte nach, ob die Verwaltung bereits ein Mietmodell für die VHS in Planung habe, beziehungsweise ob es staatliche Förderung dafür geben würde. Laut Schätz werde dies „momentan geprüft“. „Beim Bauernmarkt erheben wir auch eine Art Unkostenbeitrag. Es wird aber sicherlich eine Lösung geben, damit die VHS nicht über Gebühr belastet ist“, erklärte die Bürgermeisterin. Sabine Binsteiner-Maier (SPD) fragte nach, wie hoch die Kosten der Volkshochschule für die Miete in der Wasserburger Straße sei. Eva Hörfurter, Geschäftsleiterin der VHS im Haager Land, erklärte, dass der Verein für die Räumlichkeiten monatlich 175 Euro bezahlen würde, plus Nebenkosten, die jährlich zwischen 1.200 und 1.500 Euro liegen würden.

Wolfgang Obermaier (FWG) fragte nach, warum die VHS überhaupt in den Zehentstadel einziehen wolle. „Die Räume in der Wasserburger Straße sind hell und freundlich. Das ist im Zehentstadel bestimmt so nicht machbar“, meinte er. „Außerdem steht das Haager Krankenhaus leer. Dort gibt es viele Schulungsräume. Es ist behindertengerecht, hell und es gibt sanitäre Anlagen“, schlug Obermaier vor. „Ich möchte daran erinnern, dass wir im Gemeinderat mit 17:1 beschlossen haben, auf die Volkshochschule zuzugehen“, entgegnete Schätz. „Es ist eine Win-Win-Situation für beide Parteien, wenn wir die Bildungseinrichtung am Marktplatz unterbringen können“.

Der Marktgemeinderat hat die Vorabzüge des Raumprogrammes zur Kenntnis genommen und diese gebilligt. Mit der Volkshochschule sind die Abstimmungen weiterzuführen und der Entwurf eines Mietvertrages zu verhandeln und vorzulegen. Der Beschluss dafür fiel mit zwei Gegenstimmen.

Die Grafik zeigt die Pläne für das Erdgeschoss im Westteil des Zehentstadels in Haag.
Die Grafik zeigt die Pläne für das Untergeschoss im Westteil des Zehentstadels in Haag.

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