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Hunderte Landwirte, Unternehmer und Handwerker auf der Straße

Gegen Schlipsträger, „Faulpelze“, GdL: „Bauerndemo“ in Traunreut ohne Blatt vor dem Mund

Andreas Weinzierl (links), Obermeister der Traunsteiner Schreinerinnung, war einer von einem Dutzend Redner, die in Traunreut das Wort ergriffen.
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Andreas Weinzierl (links), Obermeister der Traunsteiner Schreinerinnung, war einer von einem Dutzend Redner, die in Traunreut das Wort ergriffen.

Das Bild bei den „Bauernprotesten“ wird immer bunter: In Traunreut sprach am Donnerstag nicht nur der letzte Schweinehalter der Stadt, auch Rentner, Unternehmer, Pfleger oder Schreiner betraten die Bühne - so vielfältig die Forderungen sind, so geeint scheint man bei der Benennung der Sündenböcke.

Traunreut - Es sei seine erste Demo seit 70 Jahren, sagte Sebastian Zunhammer mit einem Augenzwinkern, als er die Bühne betrat. Er war einer von rund 200 Demonstranten am Donnerstag (11. Januar) auf dem Traunreuter Marktplatz. Zunhammer führt ein Unternehmen für Gülletechnik in Biebing bei Traunreut - und störte sich, wie wohl die meisten an der Eichendorffstraße, an einer „fehlenden Verhältnismäßigkeit“, die in der Bundespolitik herrsche: „Sportboote und Privatflugzeuge müssen keine CO₂-Abgabe zahlen, aber wir werden gegängelt. Die Bahner streiken für eine 35-Stunden-Woche und wie lange arbeiten die Bauern? Wahrscheinlich 70 Stunden...“

Rund 200 Menschen kamen auf dem Traunreuter Marktplatz zusammen.

„Mit ‚Rettet die Bienen‘ begann die Enteignung...“

Wie auch am Montag schon in Traunstein war die Kundgebung in Traunreut bei weitem nicht nur von Landwirten geprägt: Schreiner, Landschaftsgärtner, Unternehmer, Rentner, Metzger oder Pfleger ergriffen genauso das Wort wie Schweinebauer Frank Janetzky. Er ist Ortsobmann des Bayerischen Bauernverbandes und der letzte seines Standes in Traunreut. Im ganzen Landkreis Traunstein und im Berchtesgadener Land gebe es nur noch zwölf Schweinebauern. Auch die Zahl der Milchviehbetriebe sei in den letzten 40 Jahren von 120.000 auf 20.000 gesunken - „weil sie die Schnauze voll haben“.

In Deutschland gebe es mit die schärfsten Auflagen in Europa für die Bauern, zum Beispiel beim Tierwohl. Gegenüber der Konkurrenz aus Holland oder Dänemark sei man daher prinzipiell benachteiligt, so Janetzky. Und mit Gesetzen gegen die Anbindehaltung würden kleine Landwirte zusätzlich unter Druck gesetzt. „Die Enteignung begann mit dem Volksentscheid ‚Rettet die Bienen‘“, blickte Frank Janetzky zurück. Der Grünlandumbruch sei jetzt verboten oder um Wiesen zu walzen, müssten Anträge gestellt werden. „Ich darf auf meinen Flächen nicht mehr machen, was ich will.“

Rudolf Trinkberger junior (links) und Frank Janetzky.

Klare Forderungen formulierte Andreas Weinzierl, Obermeister der Schreinerinnung: Lohnsteuerfreiheit bis 3000 Euro, Gleitzeiten auf Minijob-Basis, keine „Überakademisierung“ im Handwerk oder den Vorzug regionaler Firmen bei öffentlichen Ausschreibungen und nicht unbedingt der billigsten. Auch Weinzierl hatte die Bürokratie im Visier: „Wir haben zu viele Schlipsträger. Die kreieren keinen Wohlstand, sondern die Leute, die hackeln.“ Zu welcher Gruppe Weinzierl die Lokführer wohl gezählt hätte? Auch der Schreiner habe mit dem Lokführer-Streik für eine 35-Stunden-Woche ein Problem.

Landschaftsgärtner Josef Mayer aus Hart bei Chieming lobte die Disziplin der „Bauernproteste“ in der Region in dieser Woche. „Alles lief ganz sauber ab. Die Polizei war mit uns zufrieden. Und in ein extremes Eck lassen wir uns nicht drängen.“ Einer derjenigen, die kein Blatt vor den Mund nahmen, war Rudolf Trinkberger junior aus Palling. Es sei kein Wunder, dass es keine Metzgermeister mehr gebe, wenn bei einer Kontrolle, wie in seinem Betrieb, fünf Kontrolleure auf sechs Metzger kämen. Und er beklagte die „Konkurrenz“ auf dem Arbeitsmarkt durch das Bürgergeld: „Es gibt zu viel Geld für Nichtstuer und Faulpelze.“

xe

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