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Statt Öl und Gas: die Zukunft des Heizens

Heißes Wasser aus 3000 Metern Tiefe? Warum Geothermie für Wasserburg „der Königsweg“ sein könnte

Ortsbesichtigung in Waldkraiburg: Vertreter des Gremiums Klimaschutzdialog besichtigten mit eine Abordnung des Stadtrates und Bürgermeister Michael Kölbl (Mitte) sowie Zweitem Bürgermeister Werner Gartner (links) die Geothermie-Anlage in Waldkraiburg. Günter Bodenburg, Sprecher des Klimaschutzdialogs Wasserburg, sieht sie als mögliches Modell für Wasserburg.
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Ortsbesichtigung in Waldkraiburg: Vertreter des Gremiums Klimaschutzdialog besichtigten mit eine Abordnung des Stadtrates und Bürgermeister Michael Kölbl (Mitte) sowie Zweitem Bürgermeister Werner Gartner (links) die Geothermie-Anlage in Waldkraiburg. Günter Bodenburg, Sprecher des Klimaschutzdialogs Wasserburg, sieht sie als mögliches Modell für Wasserburg.

Was tun, wenn die alte Öl- oder Gasheizung den Geist aufgibt? Umrüsten auf regenerative Energie, doch wie? In Wasserburg wäre Geothermie eine Lösung, findet der Klimaschutzdialog, der darüber am 13. Januar öffentlich informiert. Über Wärme aus den Tiefen der Erde und ihre Chancen für eine Kleinstadt wie Wasserburg.

Wasserburg – 97 Prozent der Wärmeversorgung in Wasserburg verläuft nach wie vor über fossile Energieträger. Das hat die letzte Analyse der Stadt ergeben. „Da ist Feuer unter dem Dach“, bringt Günter Bodenburg, Sprecher des Klimaschutzdialogs Wasserburg, die Notwendigkeit zum Handeln auf den Punkt. „Wir müssen jetzt gegensteuern.“ Die Stadt hat deshalb eine Förderung für eine Wärmeplanung beantragt, die Genehmigung kam noch Ende 2024. Der Förderbescheid des Bundes sieht nach Angaben von Bürgermeister Michael Kölbl einen Zuschuss von 88.650 Euro vor (90 Prozent der Kosten).

Wärmeplanung im Jahr 2025

Ein Fachbüro wird 2025 untersuchen, welche Potenziale und Optionen Wasserburg in Bezug auf eine regenerative Wärmeversorgung hat. Bodenburg ist überzeugt: „Die Geothermie ist der Königsweg“. Dass Wärme, die aus dem Erdinneren kommt, zur Verfügung steht, davon ist er überzeugt. Denn der Energieatlas Bayern sieht die Region im Süden des Freistaates als besonders geeignet für diese Energieform zur Wärmeerzeugung an. Entlang des Alpenrandes erstrecke sich eine Gesteinsschicht, die heißes Thermalwasser führe. In etwa 3000 Metern Tiefe könnte auch in Wasserburg auf etwa 80 Grad gestoßen werden. Erdwärme hat laut Energieatlas viele Vorteile: Sie ist unabhängig von Witterung und Tageszeit vorhanden, anders als beispielsweise die Windenergie für die Stromerzeugung. Und sie sei bei fachgerechter Ausführung erneuerbar, also ressourcenschonend, zu gewinnen.

Dass Geothermie eine Lösung auch für Wasserburg sein könnte, ist nicht neu, so Bodenburg. Eine Machbarkeitsstudie habe schon 2007 die Chancen erkannt. Damals seien die Fachleute jedoch noch davon ausgegangen, dass eine Wassertemperatur von 115 Grad notwendig sei, weil auch der Wasserdampf für die Stromproduktion genutzt werden sollte. Durch den Ausbau der Photovoltaik sei die Doppelnutzung, für Heizung und Strom, nicht mehr notwendig. Jetzt reichen laut Bodenburg etwa 80 Grad aus.

„Geothermie wird bei uns ziemlich sicher funktionieren“

Er ist überzeugt: „Geothermie wird bei uns ziemlich sicher funktionieren.“ Da es für Anlagen keine Probebohrungen gebe, bestehe zwar ein kleines Restrisiko einer Trockenbohrung, gegen dieses könnten sich Unternehmen jedoch gut versichern. Trotzdem hat die Geothermie jedoch einen Knackpunkt, räumt Bodenburg ein: „Die Investitionen sind hoch.“ Eine Stadt wie Wasserburg mit der kommunalen Tochter, den Stadtwerken, benötige außerdem Partner für die Bohrung und Anlageninstallation, müsse das Wärmeverteilungsnetz bauen lassen und sich Gedanken über Betreibermodelle machen. Bevor das erste heiße Wasser in die Heizkörper fließt, vergehen in der Regel drei bis zehn Jahre, so Bodenburg.

Der von ihm als Sprecher vertretene Klimaschutzdialog, ein Zusammenschluss von Fachleuten, Verwaltungskräften, Kommunalpolitikern und an der Thematik interessierten Bürgern, hat sich schon bei einem Referenzobjekt ein Bild gemacht. Gemeinsam mit Bürgermeister Michael Kölbl und seinem Stellvertreter Werner Gartner hat die Vereinigung Waldkraiburg besucht. Die Stadt gelte mit einer perfekt funktionierenden Geothermieanlage in unmittelbarer Nähe zu Wasserburg als Vorreiterin bei der Wärmeversorgung mit Erdwärme. Seit 2010 gebe es eine erste Tiefenbohrung, aus der über 100 Grad heißes Wasser gefördert werde. Nach und nach sei ein Wärmeverteilnetz aufgebaut und stetig erweitert worden, sodass inzwischen die Gebäude ganzer Stadtteile mit der klimafreundlichen Wärme aus der Erde versorgt würden, so der Klimaschutzdialog.

Sprecher Bodenburg ist überzeugt: „Waldkraiburg könnte ein Vorbild für Wasserburg sein.“ Deshalb lädt der Klimaschutzdialog am Montag (13. Januar) um 19 Uhr zu einem kostenlosen Vortrag in die Mittelschule am Klosterweg 2 ein. Die drei leitenden Mitarbeiter der Stadtwerke Waldkraiburg berichten, wie die Nachbarstadt zur Geothermie kam und welche Entwicklung diese innovative Energieversorgung seither genommen hat. Referenten sind Herbert Lechner, Geschäftsführer der Stadtwerke Waldkraiburg, Harald Köber, Abteilungsleiter Wärmeerzeugung, und Roland Ernstberger, Abteilungsleiter Fernwärme.

Bodenburg: „Wir müssen dringend handeln“

Dauerhaft weg von Erdgas und Erdöl: Das ist nach Meinung von Bodenburg nicht nur wichtig für den Klimaschutz, sondern auch eine finanzielle Notwendigkeit. Er geht davon aus, dass sich die Heizkosten für Öl und Gas bis 2030 verdoppeln würden. Bei der Energiepolitik gehe es vermutlich in Richtung CO2-Bepreisung. Nicht nur die Unterhaltungskosten für öffentliche Gebäude würden weiter steigen, was den städtischen Haushalten viel Spielraum nehme, auch den Bürgern komme dies teuer, ebenso der heimischen Industrie und dem Gewerbe. Einrichtungen wie das Familienbad Badria, die viel Wärme benötigen würden, bräuchten dringend eine neue Lösung. „Es geht um unser gesamtes Lebensniveau. Wir müssen dringend handeln“, so Bodenburg.

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