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Erweiterungsbauten sind nötig

Gymnasien platzen aus allen Nähten: In Raubling drohen „Wanderklassen“ – Container für Bruckmühl

Für das Inntal-Gymnasium  in Raubling ist derzeit keine bauliche Erweiterung vorgesehen. Nicht nur Landrat Otto Lederer geht allerdings davon aus, dass ein solcher Schritt unvermeidbar ist.
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Für das Inntal-Gymnasium in Raubling ist derzeit keine bauliche Erweiterung vorgesehen. Nicht nur Landrat Otto Lederer geht aber davon aus, dass ein solcher Schritt unvermeidbar ist.

An den Gymnasien in Bruckmühl und in Raubling gibt es wegen der Raumnot Einschränkungen im Lehrbetrieb. In Raubling droht sogar die Bildung sogenannter „Wanderklassen“ und der Ausfall von Sportunterricht. Warum der Landkreis Rosenheim kurzfristig nur bedingt Abhilfe schaffen kann.

Bruckmühl/Raubling - Die Landkreisverwaltung erkennt vor allem zwei Hauptgründe für die Misere, wie sie in der jüngsten Sitzung des Schulausschusses in der Förderschule Bad Aibling darlegte: die große Attraktivität der beiden Lehrstätten, die seit einigen Jahren immer mehr Schüler anziehen, und die Wiedereinführung des sogenannten G 9 ab dem Schuljahr 2025/2026. Das heißt, die Schülerinnen und Schüler verbleiben dann statt bisher acht Jahren wieder neun Jahre am Gymnasium.

Mit Unterrichts-Containern und einem Erweiterungsbau will der Landkreis Rosenheim der Raumnot am Gymnasium in Bruckmühl begegnen.

Studie in Auftrag gegeben

Um eine gesicherte Datengrundlage für Entscheidungen zu haben, hat der Landkreis bereits vor einiger Zeit beim Institut für Sozialplanung, Jugend- und Altenhilfe, Gesundheitsforschung und Statistik (SAGS) mit Sitz in Augsburg eine Studie in Auftrag gegeben. Lag die Zahl im Schuljahr 2019/2020 in Bruckmühl bei 735 Schülern, die in 21 Klassen untergebracht waren, werden dort im laufenden Schuljahr bereits 759 Schüler in 26 Klassenzimmern unterrichtet. Für 2035 prognostiziert das Institut 952 Schüler.

Eine identische Entwicklung wird auch für Raubling vorhergesagt. 817 Schüler, die in 24 Klassen unterrichtet wurden, waren es im Schuljahr 2019/2020. Derzeit werden 945 Kinder und Jugendliche in 32 Klassen beschult. Für 2035 rechnen die Experten mit 1135 Schülern.

Allein durch die Wiedereinführung des G 9 werden an beiden Schulen ab 2025/2026 vier zusätzliche Räume benötigt. Der Landkreis geht davon aus, dass in Bruckmühl bis zum Jahr 2040 zehn zusätzliche Klassenzimmer und darüber hinaus entsprechende Fachräume erforderlich sind, deren Anzahl sich im Moment nicht genau beziffern lässt. In Raubling werden ab dem Schuljahr 2025/2026 neben dem Zusatzbedarf für die Abiturklassen vor allem wegen des Schülerandrangs in der Unterstufe zwei weitere Klassenzimmer pro Schuljahr benötigt.

Einstimmige Beschlüsse

Als Sofortmaßnahmen empfahl der Ausschuss mit jeweils einstimmigen Beschlüssen dem Kreisausschuss, in Bruckmühl ab dem Schuljahr 2025/2026 vier Unterrichts-Container als Interimsmaßnahme bis zur Fertigstellung einer ebenfalls befürworteten baulichen Erweiterung um vier Klassenräume aufzustellen. Die jährliche Miete für die Container liegt bei etwa 48.000 Euro. Für die Erweiterung des Gebäudes um vier Klassenzimmer hat der Landkreis in seiner Finanzplanung Mittel in Höhe von rund 5,3 Millionen Euro vorgesehen. 300.000 Euro für die Planung, Ausschreibung und Vergabe im Jahr 2025 sowie jeweils 2,5 Millionen Euro in den Jahren 2026 und 2027 für die Errichtung des Neubaus.

Landrat Otto Lederer (CSU) ist zwar überzeugt, dass auch in Raubling eine Baumaßnahme erforderlich sein werde, mit Rücksicht auf die angespannte Haushaltslage des Kreises stünden hierfür im Moment jedoch keine Mittel zur Verfügung. Der Landkreis plant, den zusätzlichen Raumbedarf zunächst mit der Aufstellung von insgesamt sechs Containern abzudecken, deren Anmietung Kosten von jährlich etwa 72.000 Euro verursacht.

Etwa 50 Prozent Förderquote

Was die Baumaßnahme in Bruckmühl betrifft, rechnet Bernhard Tölg, Sachgebietsleiter Schulwesen im Landratsamt, mit einer staatlichen Förderung von rund 50 Prozent der Kosten. Von einer solchen Quote könne man auch in Raubling ausgehen, entschlösse sich der Landkreis auch an diesem Standort zu einer baulichen Erweiterung.

Das beengte Grundstück stellt am Standort Bruckmühl neben den Finanzierungsfragen ein grundsätzliches Problem für den Landkreis dar. „Der Anstieg der Schülerzahlen zwingt uns, im Grunde von der Dreizügigkeit auf die Vierzügigkeit umzustellen. Dafür ist das Grundstück aber nicht ausgelegt“, betonte der Landrat. Konkret heißt das, dass in fast allen Jahrgangsstufen künftig statt ursprünglich drei vier Klassenräume benötigt werden.

Wir bauen schon zu klein, eher wir überhaupt anfangen

CSU-Fraktionssprecher Felix Schwaller

CSU-Fraktionssprecher Felix Schwaller fasste das Dilemma in drastischen Worten zusammen. „Wir bauen schon zu klein, ehe wir überhaupt anfangen.“ Indirekt bestätigte der Landrat diese Analyse, denn er sieht das Grundstück mit dem Neubau von vier Klassenzimmern „grundsätzlich ausgereizt“.

Als langfristige Maßnahmen zur Behebung der Raumnot denkt Lederer an eine weitere bauliche Ausdehnung der Schule an anderer Stelle beziehungsweise Maßnahmen zur Lenkung der Schülerströme. „Das geht aber nur, wenn wir an unsere Grenzen kommen. Es macht sicher keinen Sinn, ein Gymnasium zu erweitern, wenn wir an einem anderen Schulstandort noch Platz hätten.“ Auch einen Aufnahmestopp für Schüler aus anderen Landkreisen schließt der Landrat nicht kategorisch aus. Letztlich sei derlei Gedankengut derzeit aber Spekulation.

Schulleiter einig: Eine Zwischenlösung, aber kein Dauerzustand

Für die geplante Aufstellung von Unterrichts-Containern als Zwischenlösung haben sowohl Oberstudiendirektor Walter Baier, Schulleiter des Bruckmühler Gymnasiums, als auch sein Raublinger Kollege Dr. Armin Stadler Verständnis. Eine Dauerzustand darf das aus ihrer Sicht jedoch nicht werden.

„Wir müssen damit leben können“, sagte Baier, der eine Container-Lösung zur zeitlichen Überbrückung der Raumnot für unumgänglich hält. „Wir hatten früher schon mal Unterricht in Containern, das hat auch geklappt“, erinnert sich Baier.

Als vordringlich erachtet er, dass mit der baulichen Erweiterung auch die Turnhalle der Schule wieder frei werde, die seit über zwei Jahren mit Flüchtlingen belegt sei. „Wir können so nicht weitermachen“, steht für den Schulleiter fest.

Die jetzt beschlossenen Maßnahmen sieht Baier als „eine Lösung, die im Moment gerade noch passt.“ Er erinnert daran, dass das Bruckmühler Gymnasium jedes Jahr auch etwa eine halbe Klasse an Schülern aus Großhelfendorf und Aying im Landkreis München aufnehme. „Der Landkreis München drückt nach außen“, sagt er. Dort würden derzeit zwar einige neue Gymnasien gebaut, die eine Entspannung der Situation bringen könnten. Dennoch könnte es aus seiner Sicht nötig werden, dass der Landkreis Rosenheim die Aufnahme von Schülern aus dem Nachbarlandkreis überdenke.

Für Dr. Armin Stadler ist klar, dass die Schülerzahlen und damit der Platzbedarf noch weiter steigen werden. „Diesen Trend kann man nicht einfach umkehren“, so der Schulleiter. Unterricht in Containern sei für ihn keine Wunschvorstellung, aber eine Möglichkeit, mit der er „temporär arbeiten“ könne. Die Übergangslösung helfe jedenfalls, „kurzfristig das Schlimmste zu vermeiden“.

Um sogenannte Wanderklassen nicht schon im Schuljahr 2024/2025 bilden zu müssen, denkt der Schulleiter an eine Einschränkung des Raumangebots für die Verwaltung. „Lieber schränke ich da den Platz ein, bevor ich Schüler habe, die dauernd herumlaufen müssen“, so Stadler.

„Langfristig kommt der Landkreis um eine Baumaßnahme nicht herum“, ist der Raublinger Schulleiter jedoch überzeugt. Er habe das Gefühl, dass der Schulausschuss durchaus Verständnis für seine Argumentation habe. Jedenfalls sei er sehr dankbar für das politische Bemühen um auf lange Sicht tragfähige Lösungen.

Bruckmühls Bürgermeister Richard Richter (CSU) unterstrich in der Sitzung nochmals ausdrücklich die Dringlichkeit von Sofortmaßnahmen in seiner Gemeinde. „Wir müssen jetzt reagieren, die Container können keine Dauerlösung sein. Wir haben ja auch das Kernproblem, dass die Turnhalle schon jetzt zu klein ist.“ Denke der Landkreis an langfristige Lösungen an einem weiteren Standort, sei er nicht „beleidigt“. Unberücksichtigt blieb bei der Diskussion, dass die Turnhallen der beiden Gymnasien schon länger mit Flüchtlingen belegt sind und aus diesem Grund dort derzeit kein Sportunterricht möglich ist.

Landrat verneint Einsparmöglichkeit

Werner Gartner (SPD) fragte nach, ob man sich die Anmietung von Containern, die wegen des Wechsels vom G 8 zum G 9 in Bruckmühl benötigt werden, sparen hätte können, hätte man die bauliche Erweiterung der Schule eher ins Auge gefasst. Dies verneinte der Landrat und verwies auch auf den politischen Willen der Kreisräte. „Wir haben die zeitliche Streckung von Baumaßnahmen wegen unserer Finanzsituation besprochen.“ Barbara Stein (Freie Wähler) wollte wissen, ob ein Kauf von Containern billiger gekommen wäre als deren Anmietung.

Dies sei für einen Zeitraum von unter sechs Jahren wirtschaftlich nicht vernünftig, verwies Ulrich Sedlbauer, Amtschef des Landratsamtes, auf entsprechende Berechnungen. Erweise sich ein Kauf zu einem späteren Zeitpunkt als sinnvoll, solle der Kreis aber über eine solche Option ernsthaft nachdenken, meinte er.

Was die Situation in Raubling betrifft, kann sich Felix Schwaller nicht vorstellen, dass Container-Unterricht eine Dauerlösung darstellt. „Auch wenn wir finanziell nicht auf Rosen gebettet sind, werden wir über einen Neubau nachdenken müssen“, pflichtete ihm Ulrich Sedlbauer bei. „Wir werden uns mit diesem Thema bereits bei der Beratung des Haushalts für 2025 intensiv befassen müssen“, wurde der Landrat konkret. Heuer fasse man lediglich Beschlüsse für das Schuljahr 2025/2026. „Das ist aber definitiv keine Lösung für die nächsten Jahre“, sagte Lederer.

Wir müssen aufpassen, dass die Kosten nicht durch Flickschusterei steigen.

Kreisrat Christian Demmel (AfD)

Während Barbara Stein als einen Baustein zur Finanzierung die Streichung freiwilliger Leistungen ins Spiel brachte, regte Kreisrat Christian Demmel (AfD) ein Gesamtkonzept zur Lösung der Probleme an. „Wir müssen aufpassen, dass die Kosten nicht durch Flickschusterei steigen“, sagte er. Eine Wortwahl, die dem Landrat nicht behagte. „Das ist keine Flickschusterei, dass ist alles wohl durchdacht“, hielt er Demmel entgegen.

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