Ausstellung im Inntal-Gymnasium Raubling
„Wir brauchen mehr in Deutschland ausgebildete Imame“ – fordert Imam Idriz
„Was glaubst Du denn?“ Danach fragt eine Ausstellung junge Muslime in Deutschland. Sie ist noch bis zum 25. Mai in der großen Aula des Inntal-Gymnasiums Raubling zu sehen.
Raubling – Die interaktive Präsentation hat muslimische Jugendliche und deren Haltung sowie ihren Identitätsbezug zu Deutschland im Fokus. Das Ziel der interaktiven Wanderausstellung der Bundeszentrale für politische Bildung ist es, neue Blickwinkel zu eröffnen und Menschen miteinander ins Gespräch zu bringen. Zentrales Thema ist zum einen die Religion, zum anderen aber die Frage „Wer ist eigentlich ‚wir‘?“ - also wie soll eine inklusive Gesellschaft aussehen?
Dem Organisator der Ausstellung, Deutsch- und Geschichtslehrer Andreas Lakowski, ist durchaus bewusst, dass dies kein einfaches Thema ist, dennoch stelle sich die Schule dieser Herausforderung. Schulleiter Dr. Armin Stadler wies auf das neue Leitbild des Inntal Gymnasiums hin, das neben der Vielfalt auch die Begriffe Offenheit, Individualität und Toleranz beinhalte und betonte „Diese Begriffe müssen mit Leben gefüllt werden, sonst sind sie wertlos.“ Bürgermeister Olaf Kalsperger, der als Bürgermeister der Gemeinde seinen Dank für die kulturelle Bereicherung durch die Initiativen des Gymnasiums betonte, drückt es ähnlich aus: „Als Katholik glaube ich, dass ‚da oben‘ alles zusammenläuft, und dass es unterschiedliche Wege dorthin gibt, das dürfen wir uns hier anschauen.“
Ist die Gretchenfrage noch Thema?
Die stellvertretende Landrätin Alexandra Burgmaier hinterfragte, ob denn die berühmte Frage Gretchens an Faust: ‚Nun, wie hast Du’s mit der Religion?‘ in unserer säkularisierten Gesellschaft überhaupt noch ein Thema sei. Gleichzeitig stellte sie fest, dass das eine unangenehme Frage sei, denn bei der Antwort müsse man sich festlegen, und das sei – speziell bei der Jugend – nun überhaupt nicht mehr ‚in‘. Abschließend reflektierte sie darüber, dass jeder von uns Vorurteile habe. Die Angst vor dem, was man nicht kenne, sei ja normal. Dennoch könne diese Angst leicht überwunden werden, indem man aus Fremdem Vertrautes mache.
Für den Festvortrag konnte die Schule Benjamin Idriz gewinnen, der Imam der Islamischen Gemeinde Penzberg und unter anderem Vorsitzender des Münchner Forums für Islam e.V. ist. Idriz, der sich seit Jahren in Büchern und Vorträgen für den interreligiösen Dialog einsetzt, belegte in seiner Festrede die Historie von Muslimen in Bayern. Bereits vor 300 Jahren hätten osmanische Soldaten für Bayern gekämpft, dazu kamen dann im letzten Jahrhundert die Gastarbeiter, von denen viele in Deutschland geblieben seien.
Bei einem aktuellen muslimischen Bevölkerungsanteil von etwa sechseinhalb Prozent, so Idriz, müssen man sehen, dass der überwiegende Anteil aus Kindern und Jugendlichen bestehe. Bei der jungen Bevölkerung sei eine intensive Religionsbindung vorhanden, betonte er. In seinen Augen braucht Deutschland mehr deutschsprachige und in Deutschland ausgebildete Imame, um die, nicht zuletzt auch durch Flüchtlinge, wachsende Anzahl der Muslime in dieser „postintegrativen Phase“ zu begleiten.
In einem kurzen Abriss beschreibt er die Grundlagen des Muslimischen Glaubens, der durch fünf Religionsstifter beeinflusst worden sei: Noah, Abraham, Moses, Jesus und Mohammed. Und er forderte auf zu gegenseitiger Toleranz, zu Achtung und Respekt. Man müsse Rassismus und Extremismus entschieden entgegentreten, denn „Hass ist eine Sünde“.
„Peer-Guides“ führen durch die Ausstellung
Um für Schulklassen eine qualifizierte Führung durch die Ausstellung zu bieten, wurden Schüler der 10. und 11. Klassen zu sogenannten Peer-Guides ausgebildet. Bucht man unter www.wasglaubstdudenn.de eine Führung für eine Schulklasse, kann man sich von den Guides durch die Ausstellung begleiten lassen.
