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Exklusiv: Das hat der „Kümmerer“ vor, das treibt ihn an

„Ich bin kein Verwalter, ich bin ein Gestalter“: So tickt Wasserburgs erster Stadtmanager

Fototermin an Simon Arnolds Lieblingsplatz: auf dem Inndamm mit Blick Richtung Altstadtfassade an der Roten Brücke.
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Fototermin an Simon Arnolds Lieblingsplatz: auf dem Inndamm mit Blick Richtung Altstadtfassade an der Roten Brücke.

Simon Arnold ist Wasserburgs erster Stadtmanager. Warum sich der 38-Jährige mit dieser Aufgabe einen Jugendtraum erfüllt, was er plant, wie er mit dem großen Erwartungsdruck umgeht – und welch großen Wunsch er mit den Wasserburgern gemein hat.

Wasserburg – 20 Jahre war er weg, jetzt ist er wieder da: Simon Arnold, aufgewachsen in Wasserburg, hat sich mit seiner Rückkehr einen großen Wunsch erfüllt: Er darf hier wieder leben und hier sogar arbeiten – im Stadtmanagement. Die neu geschaffene Stelle, lange eine Politikum, 2023 endlich per Stadtratsbeschluss geschaffen, füllt also nicht jemand von außerhalb aus, sondern quasi ein Einheimischer. Trotzdem sieht sich Arnold nicht der Gefahr ausgesetzt, betriebsblind zu sein. Denn hinter ihm liegen Studium und mehrere berufliche Stationen, zuletzt in München.

Arnold, Sohn eines bekannten Hausarztes in Wasserburg, hat hier eine „glückliche Kindheit“ verlebt. Gedanklich und emotional war er nie richtig weg, sagt er. Er hat in Wasserburg Gymnasium, Realschule und Fachoberschule besucht, dort Abitur gemacht. Zum Studium des Sport- und Eventmanagements mit BWL ging es dann nach München und Erding. Ziel: eine berufliche Perspektive im Veranstaltungsmanagement. Am liebsten im Sportbereich, denn Arnold hat in Wasserburg als Jugendlicher bei den Löwen Fußball gespielt, außerdem Tennis. Seine große Leidenschaft war jedoch schon in jungen Jahren und ist es noch heute: das Golfen. Darauf hat er sich nach dem Studium spezialisiert – auch beruflich. Er war Clubmanager, arbeitete bei Turnierveranstaltern, managte bei Auftraggebern Golfevents für Kunden. Arnold war in Bad Griesbach für Marketing und Verkauf beim Golf Resort zuständig, zuletzt Clubmanager des Golfparks in München-Aschheim. Alles spannende, aber für einen zweifachen Familienvater auch extrem herausfordernde Aufgaben: Bis zu 300 Reisetage standen manchmal pro Jahr auf dem Programm.

Arbeiten und wohnen in der alten Heimat

2022 zogen die Arnolds nach Wasserburg, denn nur hier konnten sie sich ihren Wunsch nach einem eigenen Garten erfüllen. Arnold pendelte täglich. Seine Eltern machten ihn auf die neue Stelle im Stadtmanagement aufmerksam. Der Diplom-Betriebswirt bewarb sich und setzte sich gegen 20 Konkurrentinnen und Konkurrenten durch. „Damit geht für mich quasi ein Kindheitstraum in Erfüllung“, sagt er. Denn als Siebtklässler hatte er auf die Frage, was er einmal werde möchte, zum ersten Mal geantwortet: „Citymanager in Wasserburg.“ Diese Aufgabenstellung gebe es ja gar nicht, antworteten die Eltern damals lachend. Jetzt gibt es sie – für Arnold nach wie vor ein kleines Wunder. Er spricht von einer „göttlichen Fügung“ – „arbeiten und wohnen an einem der schönsten Flecken auf dieser Erde“.

Wasserburg habe nichts von seinem Charme eingebüßt, obwohl sich in den vergangenen 20 Jahren auch viel getan habe, findet Arnold. Als Kind und Jugendlicher habe er es sehr genossen, sich frei bewegen zu können in dieser Stadt, wo alles so schön nah sei. Er habe die Feste und Feiern geliebt und die kulturelle Vielfalt. „Jetzt möchte ich meiner Heimat etwas zurückgeben. Dieses Gefühl treibt mich an“, berichtet er.

Die Chance, mitwirken zu können, reizt ihn sehr. Denn: „Ich bin kein Verwalter, ich bin ein Gestalter.“ Arnold sieht sich als Bindeglied zwischen der Stadt und ihren Institutionen und den Bürgern, vertreten durch Vereine, Einzelhandel, Gastronomie, Gewerbe. Er möchte vermitteln und fördern – „unterstützender Partner sein“, wenn es darum gehe, die Marke Wasserburg zu stärken und das vielfältige Leben in der Stadt voranzubringen. Am Herzen liegt ihm nach eigenen Angaben vor allem die Unterstützung des Ehrenamts. Schließlich seien es die vielen Freiwilligen und Aktiven aus den Vereinen und Organisationen in Wasserburg, die das kulturelle und gesellschaftliche Leben prägen würden – mit großem Erfolg, wie die beliebten Feste in der Stadt aufzeigen würden.

„Ich packe gerne mit an, helfe und fördere“

„Ich packe gerne mit an, helfe und fördere“, umreißt er seine Aufgabe. Er wolle das Ehrenamt stärken, wenn gewünscht neue Impulse setzen, Synergien eröffnen, vielleicht auch die Rentabilität von Angeboten ausbauen. Es gebe bereits enorm erfolgreiche Stadt-Events wie das Nationenfest. Doch spontan fällt ihm auch auf, dass es beispielsweise beim Unsinnigen Donnerstag, einer Traditionsveranstaltung in Wasserburg, bei der früher die ganze Stadt auf den Beinen gewesen sei, Nachbesserungsbedarf gebe. „Ich würde mir wünschen, dass wir da wieder mehr an den Straßenfasching von früher herankommen.“

Arnold sieht es außerdem als wichtige Aufgabe an, die Marke Wasserburg zu stärken. „Schleife mit Flair“, dieses Motto passe sehr gut. Er wolle außerdem das Identitätsgefühl der Wasserburger, die stolz auf ihre alte und lebendige Stadt seien, weiter nach außen tragen. „Hier gibt es noch großes Potenzial“, ist er überzeugt. Die Stadt sei sehr gut aufgestellt, habe ein starkes „Portfolio“, nur eine kleine Schwäche sei für ihn gefühlt vorhanden: „Ich finde, es könnte durchaus etwas mehr Angebote für junge Leute zwischen 16 und Mitte 30 geben.“ Hier sehe er ein kleines Vakuum. Dabei denkt Arnold nicht nur an das Nachtleben, sondern auch an Veranstaltungen speziell für diese Altersgruppe: Nachwuchsband-Wettbewerb, Events, Multifunktionssportanlage – das seien nur ein paar erste Gedankenblitze diesbezüglich, betont er.

In den ersten Wochen wird er trotzdem erst einmal weniger anregen und Vorschläge unterbreiten, sondern mehr zuhören. Gespräche führen, die Menschen und Treiber der Stadt wie den Wirtschaftsförderungsverband kennenlernen, sich vernetzen – viel Grundsatzarbeit stehe an. Es gehe darum, zu erfahren, was Stadt, Vereine, Institutionen und Bürgervertreter wünschen würden, Ansätze zu erkennen und Impulse zu geben. Auch für den Einzelhandel, der noch auf attraktive Fachgeschäfte, viele inhabergeführt, setze und neben der Altstadt und den vielen kulturellen und sportlichen Angeboten die Identität von Wasserburg ausmache. Leerstände müssten mit den richtigen Geschäften gefüllt werden, „das muss stimmig sein“. Gesichtslose Filialen von Ketten passen da eher nicht, ist Arnold überzeugt.

Auch Veranstaltungen könnten nicht grenzenlos ausgebaut werden, denn in der Stadt werde nicht nur gefeiert, sondern auch gewohnt. Und auch die Sorge, dass beim Stadtmanagement zu sehr das Zentrum im Fokus stehe können, kann er nachvollziehen. Alle Stadtteile sollten von seiner Arbeit profitieren, verspricht er. Veranstaltungen wie das „Stoa Leuchten“ würden zeigen, dass es auch außerhalb Potenziale gebe. Trotzdem sollten alle Wasserburger stolz sein auf ihre Altstadt als Mittelpunkt, findet er. Als abschreckendes Beispiel nennt er amerikanische Städte, die sich in den vergangenen Jahrzehnten oft zu einem Siedlungsbrei ohne erkennbare Begegnungszentren entwickelt hätten. Das sei in Wasserburg zu verhindern.

„Einen ganzen Block voller Ideen“

Die Erwartungen an den Stadtmanager sind groß. Arnold räumt ein, einen gewissen Druck zu spüren. Die Interessen seien vielfältig. „Ich habe einen ganzen Block voller Ideen“, sagt er. Gefallen hat ihm in diesem Zusammenhang der Aprilscherz der Wasserburger Zeitung, die ihm in den Mund gelegt hatte, er plane, die Kapuzinerinsel zu einem touristischen Hotspot ausbauen. Das will er natürlich nicht, doch Arnold möchte in der Tat, die Insel mehr einbeziehen in das Stadtleben, ebenso die Innauen. Und er sagt ganz offen: „Wasserburg braucht wieder einen attraktiven, echten Biergarten.“ Damit spricht er vermutlich so gut wie allen Bürgerinnen und Bürgern aus der Seele. Eins wird der leidenschaftliche Golfer, der außerdem Lenkdrachen baut und fliegen lässt, in der Innstadt jedoch nicht anregen: einen Golfplatz. Denn ringsum gebe es genügend attraktive Plätze. Aber ein Cross-Golfing in den Gassen der Altstadt, das könne er sich durchaus vorstellen.

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