Neue Chance für eine alte Tradition
In Wasserburg braut sich was zusammen: So können Bierfans mitmischen
Ein Brauhaus gibt es schon, das erste Bier wurde auch schon ausgeschenkt. Doch eine richtige Brau-Anlage fehlt noch. Der Verein Wasserburger Bierkultur will das Geld dafür auf ungewöhnliche Weise zusammenbekommen.
Wasserburg - 1995 hat in Wasserburg die letzte der vielen früher hier ansässigen Brauereien geschlossen. Trotzdem gibt es seit 2022 wieder Wasserburger Bier, zum ersten Mal ausgeschenkt beim Nationenfest. Gebraut wurde das Helle daheim im Privatkeller von Otto Thaller aus Schonstett, der die Challenge der Vereinsmitglieder gewonnen hatte. Die Bierbrauerei soll ein Hobby bleiben, trotzdem möchte der Verein eine eigene Anlage anschaffen, teilt Vorsitzender Fabian Pleizier mit. Doch die Anschaffung überfordert die 80 Mitglieder finanziell: Eine 100 bis 300 Liter fassende vereinseigene Anlage kostet - trotz Eigenleistung und gebraucht gekauft - immer noch etwa 30.000 Euro, berichtet er.
Wo die Anlage aufgebaut wird, steht bereits fest: im ehemaligen Schlachthaus der Stiftung Attl. Dort, wo früher die Fleischerhaken hingen, wollen die Hobbybrauer ihr Bier herstellen - Helles, Weißbier, gebraut nach eigenen oder historischen Rezepten. Etwa ein Drittel der 80 Mitglieder braut selber - bisher vor allem daheim in Keller, Küche oder in Garage. Bei diesen kleinen Mengen soll es auch im Vereinshaus bleiben, sagt Pleizier. „Wir konkurrieren nicht mit den großen Brauereien, wir sind und bleiben Hobbybrauer.“ Diese pflegen die Bierkultur: Sie brauen für besondere Anlässe wie das Nationenfest oder für private Anfragen, veranstalten Braukurse und Verköstigungen - ausschließlich im kleinen Rahmen.
„Wir glauben an die Bierkultur in Wasserburg“
Die Vereinsanlage soll dabei helfen, die Bierkultur in Wasserburg wieder zu beleben, erklärt Pleizier. Die Wasserburger und alle Freunde des Gerstensaftes können den Verein bei der Anschaffung finanziell unterstützen - über eine Spenden-Kampagne. Die Aktion unter Projektleitung von Heike Maas startet in der Woche nach den Osterferien - mit einem Aufruf an Bürgerinnen und Bürger, Vereine, Organisationen sowie Firmen. „Auch kleine Summen sind willkommen“, sagt Maas. Das Ziel des Vereins: eine echte Bürger-Anlage, von den Wasserburgern für die Wasserburger. Maas hat einen virtuellen Zielmesser entwerfen lassen, der anzeigt, wie viel Geld eingegangen ist und wann das Glas voll ist, will heißen: Wann die etwa 30.000 Euro für die Vereins-Brauanlage beisammen sind. „Wir wollen möglichst viele Menschen einbinden“, sagt die Projektleiterin. „Wir glauben an die Bierkultur in Wasserburg“, ergänzt Pleizier.
Der Erfolg gibt ihnen Recht, denn der Verein wurde 2021 mitten in der Pandemie gegründet - in einer Zeit des Rückzugs ins Private. Trotzdem war die Resonanz überwältigend groß: Hobbybrauer meldeten sich als Mitglieder ebenso an wie Menschen, die sich für die Historie des Biers in Wasserburg interessieren. Die erste Challenge mit Blindverkostung fand statt, die Stiftung Attl bot auf dem Gelände des ehemaligen Klostergebäudes, wo die Benediktiner schon 1037 Bier brauten, Räumlichkeiten für den Verein an. Hier will dieser auch Projekte mit den Bewohnern und Betreuten anbieten: Menschen mit und ohne Behinderung sollen hier gemeinsam die uralte Braukunst kennenlernen, so das Ziel.
Bei der Finanzierung der Vereinsbrauanlage können sich ebenfalls alle einbringen, die die Bierkultur unterstützen wollen, sagt Maas. Eine Arbeitsgruppe im Verein unter Leitung von Otto Thaller wird die Anlage aussuchen, installieren und betreuen. „Sie soll etwa 150 bis 300 Liter Bier brauen können. Dies wird kein Brauautomat, sondern es wird im klassischen Verfahren handwerklich hergestellte Bier produziert“, sagt Thaller, „Wasserburger Bier, handgebraut in Attel halt.“
„Wasserburg hat es verdient, wieder ein lokales Bier zu haben. Mit der geplanten Anlagengröße können wir flexibel agieren, ohne uns zu übernehmen“, ergänzt der stellvertretende Vereinsvorsitzende Robert Voggenauer.
Hier gibt es Infos
Der Verein Wasserburger Bierkultur informiert auf seiner Internetseite über die Spendenkampagne. Informationen gibt es auch unter der Mailadresse wasserburger-bierkultur@maas-projekt.de, Telefon 08071/9219233.