„Schon fast Todesangst“
War es ein Bär? – Frau aus Stephanskirchen berichtet über unheimliche Begegnung in der Nacht
„Da saß er und fraß“: So berichtet Victoria L. von einer unheimlichen Begegnung der besonderen Art. Ein wildes Tier, nur wenige Dutzend Meter von ihrer Terrasse in Stephanskirchen entfernt. Warum sie ziemlich sicher ist, dass es ein Bär war.
Stephanskirchen – Victoria L. (35) klingt ruhig, als sie von ihrer schockierenden nächtlichen Begegnung erzählt. Detailliert und genau schildert sie, was sie vor einigen Tagen erlebte. Spät in der Nacht, kurz nach eins, so sagt sie, habe sie ihre Wohnung verlassen. Kurz vor die Haustür, auf eine Zigarette. Zuerst sei der Bewegungsmelder, dann das Außenlicht angegangen. Und dann – rührte sich was am Rande des Lichtkegels. Jenseits der Wiese vorm Haus südlich von Haidholzen, an einem Gebüsch mit wilden Himbeeren, keine 50 Meter von ihr entfernt.
„Es gab ein kurzes, mächtiges Geraschel“, sagt sie. „Und da saß er dann und fraß“. Ein Bär, meint die 35-Jährige. Vom Terrassenlicht aufmerksam geworden, „schaute er mich an“. Sie habe etwas „sehr Großes“ und „zwei leuchtende Augen, für die Größe des Tiers recht eng zusammen“ wahrgenommen.
Der Sound? Klang ganz nach Bär
Ein Bär. Da ist sich die Stephanskirchnerin auch wegen dieses Geräusches einigermaßen sicher. Es waren tierhaft wilde Laute, die sie erschütterten. „Ein richtig basslastiges, tiefes, grummeliges, aber kurzes Knurren.“ Sie zog sich durch die Tür zurück ins Haus. „Eine echte Monster-Begegnung“, sagt sie, obwohl sie normalerweise nicht besonders furchtsam sei, habe sie „schon fast Todesangst“ gespürt. „Ich war direkt unter Schock und musste das ganze kurz mal fassen und im Kopf verarbeiten.“
Später rief sie am Laptop Youtube auf. Um abzugleichen, was sie da gehörte hatte. Dieses markante tiefe Grummeln eben. Sie sah sich verschiedene Clips an. Szenen aus dem Wildtier-Leben. Und sie fühlte sich bestätigt. „So habe ich das nur bei Clips mit Braunbären gehört.“
Die Löwin von Brandenburg könnte ein Wildschwein gewesen sein
War‘s wirklich ein Bär? Eben erst hielt eine angebliche Löwin die Menschen in Brandenburg und darüber hinaus in Atem. Experten zweifelten. Und analysierten. Keine Raubkatze, so verkündeten sie anhand unscharfer Fotos. Eher ein Wildschwein wohl. Sicher wissen tut es niemand.
Groß und furchteinflößend sind diese Schwarzkittel ja. Kommen sie für einen spontanen Hausbesuch am Rande der dicht besiedelten Gegend um Stephanskirchen herum infrage? Wäre schon denkbar, meint Richard Diebald, der sein Jagdrevier in der Gegend hat. Es könnte ein so genannter „Überläufer“ sein, ein männliches Wildschwein, das von der Rotte davongejagt wurde. „Dann suchen die was Neues“, sagt Diebald. „Eine Dame, mit der sie eine Familie gründen können.“ Einen Bären jedenfalls hat er nicht gesehen. Nicht leibhaftig, auch keine Trittsiegel.
Ein Bär? Wildtierkamera soll Klarheit bringen
Victoria L. würde die Angelegenheit am liebsten geklärt wissen. Sie hat eine Wildkamera bestellt, demnächst soll sie geliefert werden. „Ich würde mich ja freuen, wenn da ein Bär käme“, sagt sie, der furchterregenden ersten Begegnung zum Trotz. Sie weiß noch von einem Indiz zu berichten. „Es wurden vor zwei Wochen alle drei Mülltonnen bei uns vorm Haus umgeschmissen.“ Kein dummer Streich irgendeines Witzboldes, denkt sie nunmehr, „mit ziemlicher Sicherheit der Bär, der nach Fressbarem gesucht hat“. Über die nahen Waldstücke könnte er sich genähert haben.
Auch der Bär vom Mangfallgebirge kam nah an Häuser
Was tatsächlich an den Bären vom Mangfallgebirge erinnert, der erst vor kurzem ziemlich zweifelsfrei als das Tier identifiziert wurde, das am 23. Mai von einem Zug angefahren und getötet wurde. Der männliche Jungbär hatte sich unter anderem in Siegsdorf nah an der Bebauung bewegt und war ein Tage später von einer Polizeistreife an einem Recycling-Hof beobachtet worden, wo er Verpackungen von Nahrungsmitteln durchstöberte.
Richard Diebald hingegen tippt weiter auf ein Wildschwein. Und hofft, dass sich keine Wildschweinfamilie stationär in der Umgebung von Stephanskirchen niedergelassen hat. „Die könnten dann schon Probleme machen“, sagt er. „Wenn die sich im Mais aufhalten, könnten sie Schaden anrichten.“ Gefahr für den Menschen gehe von ihnen kaum aus. „Das sind an sich scheue Tiere.“