„Maßnahmen waren begründet“
Löwin doch ein Wildschwein! Berliner Behörden rudern nach großer Suche und Panik zurück
Unglaubliche Wende im Fall um die angebliche herumstreunende Löwin in Berlin.
Berlin - Nach über eineinhalb Tagen Aufregung und Ungewissheit, hat die Polizei nun die auf der Suche nach einer mutmaßlichen Löwin Entwarnung gegeben.
Es gebe keine ernstzunehmenden Hinweise auf die Existenz einer Löwin oder eines anderen Raubtiers in der Region, sagten Behördenvertreter am Freitag auf einer Pressekonferenz in Kleinmachnow bei Berlin. Vielmehr gehe man nun davon aus, dass es sich bei dem vermeintlichen Raubtier um ein Wildschwein handelt, bestätigte Kleinmachnows Bürgermeister Michael Grubert (SPD).
Zweifel an der Löwen-Theorie
Bereits zuvor hatten sich die Zweifel an der Löwen-Theorie gehäuft. Vor der Pressekonferenz zeigten sich Experten davon überzeugt, dass kein Raubtier durch Berlin streift. „Schon der kurze, herabhängende Schwanz mit etwa zehn Zentimeter langer, locker behaarter Quaste schließt eine Löwin aus“, sagte der Wildtier-Experte und Vorsitzende des Naturschutzbundes (Nabu) Berlin, Rainer Altenkampam, mit Blick auf die gesichteten Videoaufnahmen.
Auch die weiteren erkennbaren Merkmale, zum Beispiel der runde Rücken und der längliche Kopf passten sehr gut zu einem Wildschwein und sprächen gegen ein Raubtier, sagte Altenkamp. „Das gesamte Verhalten ist völlig typisch für Wildschweine im urbanen Raum.“
Achim Gruber, geschäftsführender Direktor des Instituts für Tierpathologie in Berlin, stimmte dem am Freitagvormittag zu: „Es gibt verdichtende Puzzleteile, dass es sich nicht um eine Löwin handelt.“
Zu Beginn der Suche hieß es noch, die Löwin sei gesehen worden, wie sie ein Wildschwein erlegte. Doch auch die Überreste dieses Tiers konnten nicht gefunden werden. „Ich jage zufällig in der Region selbst und ich weiß, dass die Jäger dort sehr gute Hunde haben. Es ist völlig undenkbar, dass die Hunde nichts gefunden haben, wenn dort tatsächlich ein Wildschwein zerlegt wurde“, ergänzte Gruber. „Wenn dort eine Löwin ein Wildschwein zerkaut hätte, dann hätten die Hunde etwas gefunden.“
Suchaktion nicht im Verhältnis?
Der Berliner Nabu-Vorsitzende Altenkampam kritisierte auch die umfangreichen Suchaktionen. Es sei für die Zukunft hilfreich, für Polizei und Behörden einen kleinen Stab von Expertinnen und Experten einzurichten, die Erfahrung mit der Bestimmung von Wildtieren anhand von Fotos oder Videos haben. Das sollte geschehen, bevor man wie jetzt mit enormem Aufwand ein Tier suche, das mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nie existiert habe. Eine Warnung an die Bevölkerung sollte es erst geben, wenn ein gefährliches Wildtier zweifelsfrei nachgewiesen ist, wie Altenkamp sagte.
Hier ist Gruber allerdings anderer Meinung. „Die Maßnahmen sind angesichts des begründeten Anfangsverdachts begründet und zu rechtfertigen. Man muss den Aufwand treiben“.
Beim Schutz der Menschen „wird kein Haushaltsplan aufgestellt“
Auf die Frage, wie viel der Einsatz gekostet habe, wusste Kleinmachnows Bürgermeister Michael Grubert keine Antwort. Wenn es um den Schutz der Menschen gehe, „wird nicht erst ein Haushaltsplan aufgestellt“.
An der Suche nach dem vermeintlichen Raubtier waren zwischenzeitlich eine Hundertschaft der Polizei, Hubschrauber, Drohnen und Hundestaffeln im Einsatz. Ausgelöst wurde sie durch ein Video, auf dem eine Löwin vermutet wurde. Der Videoschnipsel machte am Donnerstag die Runde durch die sozialen Netzwerke. Die Ermittlungsbehörden schätzten das Video als echt ein. Polizisten gaben nach Angaben einer Behördensprecherin an, ebenfalls ein Wildtier „gesichert“ gesehen zu haben.
Nach über 30 Stunden jetzt die Entwarnung.
mz