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Auch Schließungen

Reichenhaller Geschäftswelt im Wandel: Zahlreiche Neueröffnungen in den Innenstadt

Passanten laufen durch eine Fußgängerzone. Über dem Schaufenster eines Cafés steht „Café Löbich“.
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Die Diana-Passage in der Reichenhaller Fußgängerzone steht vor Veränderungen, weil sie renoviert wird und das Café Löbich schließen wird.

Von leerstehenden Läden und Schließungen bleibt auch Bad Reichenhall nicht verschont. Trotz der Hiobsbotschaften über Dollinger und Gössl, der Schließung des Café Löbich Ende 2025 und dem Aus für die „United Colors of Benetton“-Filiale gibt es für Ursula Friedsam vom Tourismus & Stadtmarketing einigen Grund zur Hoffnung. Das zeigen die vielen Neueröffnungen in den vergangenen Wochen und Monaten, die Renovierung der Diana Passage und die Erneuerung des Kurgartencafès.

Bad Reichenhall - Wenn in der Kreis- und Kurstadt Betriebe schließen, hat das Friedsam zufolge meistens altersbedingte Gründe. „Oft erfolgt eine zügige Nachbesetzung“, schildert die Geschäftsführerin, die seit 2023 die Verantwortung für die Bad Reichenhall Tourismus & Stadtmarketing GmbH (BRM) trägt. Bad Reichenhall habe viele inhabergeführte Geschäfte und dank der Nähe zu Salzburg ein großes Potenzial. „Auch die Gesundheit spielt durch die vielen Kliniken und Therapieangebote eine große Rolle. Wir sind hier insgesamt sehr gut aufgestellt“, findet sie.

Die größte Herausforderung bereiten paradoxerweise die Eigentümer der Geschäfte und die Suche nach ihnen, so Friedsam. „An sie heranzutreten und in den Dialog zu gehen, ist in der Regel sehr anspruchsvoll. Das war gleich bei mehreren Läden der Fall, die kürzlich eröffnet haben.“ Konkret ging es beispielsweise um die Eröffnung der Kunstgalerie von Antonio Monticello. Räumlichkeiten dafür wurden schnell gefunden, doch diese standen leer und der Vermieter wollte sie eigentlich nicht mehr vermieten. „Wir haben Kontakt hergestellt und sind in den Dialog gegangen. Das gehört zu unseren Aufgaben“, erklärt Friedsam. Der Versuche lohnte sich, die Galerie feierte ihre Neueröffnung.

Erst drohte das Ende, dann folgte die Übernahme

Exemplarisch für die „schönen Erfolgsgeschichten“, wie es die Geschäftsführerin ausdrückt, steht auch das Beispiel „Oesterlin - Feine Geschmackssachen“. Die beiden Inhaber aus Berlin lernten die Kurstadt kennen, als die im Fitnessstudio auf dem Laufband einen Film über Bad Reichenhall sahen. Anfang März folgte die Neueröffnung des Süßigkeitenladens in der Ludwigsstraße 25. „Solche Fälle erleben wir immer wieder“, teilt Friedsam mit. Auch bei „Menzel´s Wohndesign“ in der Poststraße 13 deutete alles auf ein Ende hin, weil die Inhaberin altersbedingt aufhörte. Doch ihre Nachfolger entdeckten das Geschäft über einen TV-Beitrag und nahmen einen Umzug aus Stuttgart in Kauf, um den Laden weiterzuführen.

Die DeWAG-Gruppe aus Stuttgart kaufte die Diana Passage vor wenigen Jahren und lässt diese renovieren.

Ganz „frisch“ ist das Modegeschäft „EINHUNDERT - A love affair“, in dem Nachhaltigkeit im Vordergrund steht. „Das hat sich zufällig ergeben und die Inhaberin ist ganz begeistert vom Einzugsgebiet von Bad Reichenhall und ist aus diesem Grund aus Wien und Umgebung zugezogen“, so Friedsam. „Insgesamt tut sich sehr viel in der Stadt. Flächen wie das Areal Deutscher Kaiser werden renoviert und damit attraktiver. Wenn die Läden äußerlich nicht schön aussehen, ist die Motivation für potenzielle Interessenten, hier etwas zu starten, auch geringer.“ Deshalb führen Friedsam und ihre Mitarbeiter auch viele Gespräche mit Eigentümern über diese Themen, um nicht nur den Gästen optisch ansprechende Geschäfte anzubieten.

Nachfolge für Café bereits gesichert

Ein Beispiel für eine Aufwertung durch Renovierung ist die Diana Passage. Der Eigentümer - die DeWAG-Gruppe aus Stutgart - kaufte diese im Herbst 2022 und versprach damals Investitionen in Höhe von über zwei Millionen Euro. Auch wenn noch manche Räumlichkeiten leer stehen, wird das Café Löbich Ende 2025 geschlossen und renoviert. „Es herrscht ein gutes Interesse seitens potenzieller Pächter“, gibt die BRM-Geschäftsführerin bekannt.

Das Café Löbich wird geschlossen und renoviert. Potenzielle Pächter zeigen wohl schon Interesse.

Zwar bewertet sie die Lage in Bad Reichenhall insgesamt als gut, aber Leerstände und Probleme von Einzelhändlern lassen sich nicht verschweigen. „United Colors of Benetton“ hat die Filiale in der Fußgängerzone schließen lassen. Die Modefirma Dollinger befindet sich in finanzielle Schieflage und im Dezember 2024 gab Gössl bekannt, ebenfalls ein Insolvenzverfahren angemeldet zu haben. „Die Filialen in Bad Reichenhall sind Standorte, die sicherlich behalten werden, weil es hier gute Klientel und eine hohe Kaufkraft gibt“, ist Friedsam überzeugt.

Gemeinschaftswerke nehmen zu

Ein großer persönlicher Wunsch von ihr wäre es, die Kurapotheke und Kronenapotheke wieder zum Leben zu erwecken. „Ein Label wie ‚St. Charles Apothecary‘ würde zum Beispiel perfekt zum historischen Interieur der Kronenapotheke passen. Schön wäre auch, die Historie der beiden Reichenhaller Apotheken der Öffentlichkeit präsentieren zu können.“

Wieder eine dieser Erfolgsgeschichten findet sich in der Poststraße 23, in dem früher der Augenoptiker Kind untergebracht war. „Eine Dame führt dort einen Weltladen und deren Tochter hat den Standort mit dem We3-Unverpackt-Laden vergrößert“, berichtet Friedsam. Neu ist auch das Bekleidungsgeschäft „Calanova“ (Poststraße 30), bei dem sich die Inhaberin mit der Schneiderei „Seidenfaden“ und dem Schönheitssalon „Golden Fox“ zusammengetan hat. „Diesen Gemeinschaftsgedanken, zusammen von etwas Kleinem zu etwas Großem zu werden: Diese Tendenz erleben wir immer häufiger und sie ist absolut positiv.“

„Große Vielfalt“

In Sachen Gastronomie gab es zuletzt ebenfalls einige Erfolge zu vermelden. Anfang des Jahres öffnete die „Staufenbrücke“ nach monatelanger Schließung mit einem neuen Pächter. Erst vor wenigen Tagen eröffnete das Café „Lieblingspunkt“, das auf eine größtenteils vegane bzw. vegetarische Speisekarte setzt. Für Erleichterung sorgte die Nachricht, dass es sich die Besitzer der Cocktailbar „Hemingway Garden“ doch anders überlegt haben und in Bad Reichenhall weitermachen. Neu ist auch das argentinische Restaurant „Casa Tango“ in der Klosterklause. Bereits im Herbst 2024 eröffnete die „Frankenstube“ im Kaiserhof. „Wir haben eine große Vielfalt in der Gastronomie, sei es bei den Eisdielen, Cafés oder Restaurants“, findet die BRM-Chefin. Der Umbau des Kurcafés, das erst 2027 wiedereröffnet wird, sei ebenfalls „absolut positiv“ zu bewerten.

Eine wichtige Rolle nimmt die Zusammenarbeit mit dem Reichenhaller Unternehmerforum ein, weil hierbei der Einzelhandel, die Hotellerie und die Gastronomie zusammenkommen. Aktionen wie der Kauf der Kunststoffeisbahn, die von Dezember bis Januar auf dem Salinengelände in Bad Reichenhall in Betrieb war, oder die vielen Events wie der Faschingsumzug, bei denen Christoph Berger mit seinem Verein „Für Reichenhall“ die Initiative ergreift: Für Friedsam wächst in Bad Reichenhall etwas zusammen, weil viele unterschiedliche Beteiligte immer stärker zusammenarbeiten.

„Natürlich gibt es auch Stolpersteine und Misserfolge. Aber dann setzen wir uns zusammen und überlegen gemeinsam, wie es beim nächsten Mal besser klappen kann. Wichtig ist, dass alle an einem Strang ziehen“, findet Friedsam, die auch Schulen und Vereine mehr ins Boot holen möchte. Und bei den Neueröffnungen gilt für sie und ihr Team weiter die Devise, dass die Geschäfte zur Kurstadt und deren Charakter passen müssen. „Da bleiben wir dran“, macht sie deutlich, dass es an Arbeit nicht mangeln wird. (ms)

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