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Doch kein Verkauf der Cocktailbar

„Wenn das Herz drinsteckt“: Freudentränen und Zukunftspläne im Reichenhaller „Hemingway Garden“

Ein Mann und eine Frau stehen in einer Cocktailbar zwischen unzähligen Flaschen hinter einer Theke. An den Wänden hängen alte Bilder, an der Decke mehrere Kronleuchter.
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Die konnten sich einfach nicht von ihrem „Hemingway Garden“, dem ehemaligen „Café am Brunnen“, trennen: Laszlo und Aliz.

Bad Reichenhall wird doch nicht um eine Cocktailbar ärmer: Nachdem Laszlo Bellovics und seine Frau Aliz den Verkauf des „Hemingway Garden“ bekanntgegeben und schon einen Nachfolger gesucht hatten, trauerten einige Reichenhaller über diese Entscheidung. Und auch das Ehepaar selbst tat sich sehr schwer, trotz eines verlockenden und womöglich einmaligen Jobangebots. Jetzt schildern die Besitzer, was sie zum Umdenken bewegt hat und wie es weitergeht.

Bad Reichenhall - Jahrelang haben sie daran gearbeitet, das Image des ehemaligen „Café am Brunnen“ in der Fußgängerzone aufzupolieren. Und wer die Bar in unmittelbarer Nähe des Kinos nicht kennt und das kleine Gebäude nur im Vorbeigehen von außen betrachtet, wird nicht erahnen, welches Highlight sich hier versteckt. Schon die liebevolle Ausstattung mit vielen Antiquitäten und Kuriositäten - zum Beispiel die Hawaii-Becher sind ein echter Hingucker - ist einen Besuch wert. Neben den Getränken ist es vor allem die herzliche Art und Weise der Besitzer, die einen als Gast sofort in den Bann zieht.

Seitdem sich Laszlo Bellovics vor fünf Jahren mit der Übernahme und dem Start einer eigenen Bar seinen Traum erfüllte, machte er sich mit seiner Frau Aliz einen Namen in der Kreisstadt. Es war der Film „Cocktails“ mit Tom Cruise, der ihn als Kind begeisterte. „Da wusste ich: Eines Tages will ich als Barkeeper arbeiten“, erinnerte er sich, als er vor einigen Wochen über das mögliche Ende und den Verkauf des „Hemingway Garden“ sprach.

Äußerlich mag die Bar durchaus unscheinbar wirken.

Zuerst sprach alles für einen Verkauf

Zum damaligen Zeitpunkt winkte ihm ein einmaliges Jobangebot in Ungarn, wo er und Aliz gebürtig herkommen. Eine Luxus-Location, mehr Zeit für die Familie und eine Rückkehr an den Plattensee, wo seine berufliche Laufbahn einst begann: Eigentlich klang diese Möglichkeit zu gut, um sie nicht anzunehmen. Also bot das Pärchen die Bar zum Verkauf an - und das Interesse daran war groß.

„Es waren vielen da, aber sie wollten die Bar nicht weiterführen“, erzählen sie. Und so mussten die Besitzer mit jedem Besuch mehr und mehr feststellen, dass ihr eigentlicher Plan nicht aufgeht: Die Bar samt Konzept zu übergeben, damit die Stammkunden weiterhin vorbeischauen können.

Doch im Inneren zeigt sich der wahre Glanz des „Hemingway Garden“.

Viele traurige Reaktionen

„Wir haben alles mit so viel Herzblut aufgebaut. Das bringen wir nicht übers Herz“, schildert Aliz, wie sich bei ihr und ihrem Mann auf einmal ein Sinneswandel ergibt. Hinzu kommt, dass sie beinahe täglich von ihren Gästen auf die überraschende Entscheidung angesprochen werden. Viele waren traurig und fragten das Paar ständig aufs Neue, wann der letzte Tag sein würde. „Das Herz war immer dabei“, erzählen die Eigentümer.

Daraufhin verbrachten sie über mehrere Wochen hinweg unzählige Stunden damit, ihren eigentlichen Plan zu überdenken. „Ununterbrochen“, berichtet Laszlo, „habe ich überlegt, was dafür und was dagegen spricht. Dann haben wir vor zwei Wochen die Entscheidung getroffen, doch zu bleiben.“

Aliz und Laszlo haben sich mit ihren Vierbeinern und der Bar in die Herzen der Bad Reichenhaller gearbeitet.

Der Barkeeper und Eigentümer betont: „Wir hätten das nicht ertragen, wenn wir die Bar verkauft hätten und wüssten, dass sie nicht mehr existiert. Wir haben uns hier in fünf Jahren alles aufgebaut, vor allem während der Pandemie war es doppelt so schwer.“ Viele Freundschaften wurden in dieser Zeit geknüpft und Bad Reichenhall wurde zu ihrer Heimat, die Bar zu ihrem „Kind“. Aliz: „Wir lieben diese Stadt, die Menschen und unsere Gäste. Unser Herz hängt daran, das ist unser Leben und davon können wir uns nicht trennen.“

Der Blick geht nach vorne

Für Laszlo und Aliz kam es überraschend, dass sich so viele Reichenhaller den Verbleib des „Hemingway Garden“ und des Pärchens wünschten. Doch umso mehr freuten sie sich darüber und umso mehr bewegten sie genau diese Rückmeldungen zum Verbleib. „Anfangs dachte ich, es geht nur um das Geschäft. Dass uns so viele Menschen gern haben und sich darüber freuen, dass wir doch bleiben: Das hätte ich nicht erwartet“, sagt Laszlo. Und seine Frau pflichtet ihm bei: „Wenn das Herz drinsteckt, dann hat man keine andere Wahl.“ Mehr als eine Freudenträne wurde vergossen, es gab sogar Geschenke. Als Aliz an diese Momente zurückdenkt, an die Umarmungen und glücklichen Gesichter, werden ihre Augen wieder rot und feucht.

Das lässt sich nicht in Worten ausdrücken.

Laszlo und Aliz über die Reaktionen der Gäste

Nun richten sie den Blick in die Zukunft. Für den Sommer arbeitet Laszlo bereits an neuen Getränken und einer neuen Cocktailkarte. Und auch den gemeinsamen Kinderwunsch wollen sie nicht aus den Augen verlieren, trotz des Barbetriebs. Laszlos Vater und Mutter, beide ebenfalls Gastronomen und bald im Ruhestand, haben schon signalisiert, notfalls mitzuhelfen.

Und: Mehrere Stammkunden boten auch schon ihre Unterstützung an. „Besser geht es nicht. Welche Gäste sagen das schon? Das wissen wir sehr zu schätzen, das lässt sich nicht in Worten ausdrücken“, freuen sich Aliz und Laszlo über die weitere Zukunft hier im Herzen von Bad Reichenhall. (ms)

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