Krönung zum 50-Jährigen – dank „Wisak-Duo“
Traunsteiner Dorf im „blinden“ Meisterrausch: Kammer nach 31 Jahren zurück in der Kreisklasse
Sie schießen, sie zaubern, sie schreiben Geschichte: Das „Wisak-Duo“ ballert die DJK Kammer ungeschlagen zum ersten Aufstieg in die Kreisklasse seit 31 Jahren – und das pünktlich zum 50-jährigen Jubiläum. Der Meistertitel lässt das ganze Traunsteiner Dorf in Ekstase ausbrechen.
Kammer (Traunstein) – Was für eine Geschichte. Was für eine Saison. Was für ein Duo! Der DJK Kammer ist zurück in der Kreisklasse – nach sagenhaften 31 Jahren. Und das passend zum 50-jährigen Vereinsjubiläum. Die Rückkehr gelingt spektakulär: ungeschlagen durch 22 Saisonspiele, 17 Siege, 5 Remis, 70 Tore – und ein „Sofa-Aufstieg“, wie er im Amateurfußball kaum schöner sein könnte.
Maßgeblich verantwortlich: Maximilian Kosak (26) und Christoph Wimmer (24) – das Offensiv-Traumpaar mit der Trikotnummer 10 und 9, von uns in der Hinrunde liebevoll „Wisak-Duo“ genannt. Zusammen haben sie 34 Tore erzielt – fast die Hälfte aller DJK-Treffer. Jetzt sprechen die beiden im großen Aufstiegstalk mit beinschuss.de über emotionale Gänsehautmomente, ein blindes Verständnis auf dem Platz – und den nächsten Traum: ungeschlagen Meister werden!
Traunsteiner Dorf im Meisterrausch: DJK Kammer feiert Aufstieg
Die Geschichte dieses Aufstiegs ist so kurios wie besonders. Am Samstag (10. Mai) noch ein zähes Heimspiel gegen TSV Heiligkreuz II. Früher Rückstand, Chancenwucher, 0:2 hinten – doch Kammer dreht das Spiel in der Schlussphase binnen elf Minuten zum 4:2. Kosak: „Der Gegner hat am Ende keine Kraft mehr gehabt. Wir schon. Und wir haben verdient gewonnen.“ Ein harter Arbeitssieg.
Doch das Meisterstück sollte tags darauf auf fremdem Platz fallen – und zwar nicht durch eigenes Zutun. Am Sonntag (11. Mai) reiste fast der gesamte Kader samt Familien – über 40 Mann – zum Spiel des ärgsten Verfolgers TSV Tittmoning in Traunwalchen. Alle versammelt direkt hinter der Tittmoninger Bank, die DJK-Fans machten natürlich Stimmung für den Gegner. Und tatsächlich: Tittmoning ging sang- und klanglos mit 0:3 unter. Wimmer: „Das war irgendwie surreal. Aber nach dem Spiel am Samstag war uns eigentlich schon klar gewesen: Das lassen wir uns nicht mehr nehmen.“ Danach ging’s zum „Kammerer Wirt“. Der Rest? Aufstiegsrausch pur.
Kosak und Wimmer sind nicht nur Freunde, sie sind auf dem Platz wie miteinander verdrahtet. Seit der Jugend ein Team, „blindes Verständnis“, kurze Blicke reichen. „Der Maxi schaut kurz, passt – und der Ball kommt genau dahin, wo ich bin“, sagt Wimmer. Kosak ergänzt: „Bei uns reicht ein langer Ball, wir wissen einfach, was der andere macht.“ 34 Tore sprechen Bände. Doch beide betonen: Ohne das Team wären die Tore nichts wert. Elf Spieler, einer für alle – das ist das Konstrukt, das den Erfolg möglich gemacht hat. Nicht nur vorne glänzt Kammer. Auch in der Breite:
DJK Kammer: „Wisak-Duo“ wollen gemeinsam die Torjägerkanone
Junge Talente wie Martin Geisreiter (18 Jahre, 8 Rückrundentore) ersetzen Stammspieler eins zu eins. Das ist keine Eintagsfliege. Das ist ein Fundament. Mit 17 Treffern liegen beide gleichauf in der Torschützenliste – und wollen das am liebsten so lassen. Kosak holte sich die Torjägerkanone bereits letzte Saison. Jetzt sagt er: „Am schönsten wär’s, wenn wir beide vorne stehen – und dazu den Philipp Schupfner aus Tittmoning hinter uns lassen.“ Wimmer nickt: „Egal, wer am Ende vorn ist – Hauptsache, einer von uns. Oder beide.“ Noch zwei Spiele bleiben – Oberfeldkirchen und Tacherting II. Und natürlich ist das Ziel klar: ungeschlagen Meister werden. Kosak mit einem Augenzwinkern: „Ich als 60-Fan würde sagen: 60 Punkte reichen. Aber 62 wären schon noch schöner.“
Dass dieser Aufstieg etwas Besonderes ist, spürt man in jedem Satz der beiden. Kammer war vor knapp einem Jahrzehnt in die B-Klasse abgestürzt, begann dort mit dem Neuaufbau. Jetzt – acht Jahre später – der verdiente Lohn. Wimmer: „Uns war schon länger klar, dass wir das Zeug dazu haben.“ Und Kosak: „Was wir an Jugendarbeit aufgebaut haben, der Zusammenhalt, die Gemeinschaft – das ist einfach ein Traum.“ Passend zum Aufstieg feiert der Verein dieses Jahr sein 50-jähriges Jubiläum – mehr Timing geht nicht. Auch das halbe Dorf scheint im Fußballfieber zu sein. Spiele wie das 4:4 gegen Altenmarkt in der Nachspielzeit, das 2:2 gegen Tittmoning in letzter Sekunde oder auch der Rückrundenwahnsinn gegen Tittmoning nach zwischenzeitlichem 0:2-Rückstand bleiben hängen. Emotion pur – Fußball, wie er im Amateurbereich schöner nicht sein kann.
Traunsteiner Dorffverein DJK Kammer schreibt Fußballgeschichte
Die große Frage nach dem Aufstieg: Was ist das Ziel in der Kreisklasse? Kosak gibt sich vorsichtig: „Langsam starten, im Winter nicht auf Abstiegsplätzen stehen – und dann schauen, was möglich ist.“ Wimmer bleibt entspannt: „Wenn alle fit sind, haben wir die Qualität fürs Mittelfeld.“ Noch ist nicht klar, wie die neue Saison taktisch und personell aussieht – das überlässt man dem Trainerteam um Chefcoach Robert Schneider. Doch eins ist sicher: Mit dem „Wisak“-Duo an vorderster Front, einer hungrigen Truppe dahinter und einem ganzen Dorf im Rücken wird Kammer kein Punktelieferant sein.
Der DJK Kammer schreibt Fußballgeschichte. Aufstieg nach 31 Jahren, 34 Tore von zwei Kumpels, die sich blind verstehen und womöglich ungeschlagen zum Meistertitel. Was als stille Erfolgsgeschichte begann, endet in einem emotionalen Aufstiegsfilm mit Bierduschen, Dorffeststimmung und sportlicher Wucht. Kammer ist zurück – und diesmal, da sind sich alle einig, um zu bleiben. (mck)