Von allen gefeiert – und trotzdem weg
„Immer Applaus“: Das sagt Bayernliga-Shootingstar Öllerer zu seinem Kirchanschöring-Aus
Er kam aus der Kreisklasse, schlug ein in der Bayernliga Süd – und geht jetzt trotzdem: Gabriel Öllerer erklärt im Interview mit beinschuss.de, warum er SV Kirchanschöring verlässt, was ihn gerührt hat und was als Nächstes kommt.
Kirchanschöring – Im Sommer kam er als Shootingstar aus der Kreisklasse 4. Jetzt packt Gabriel Öllerer (22) schon wieder seine Tasche – nach nur einer Saison beim SV Kirchanschöring. Der 1,93 Meter große Stürmer verabschiedet sich mit sechs Toren aus der Bayernliga Süd – auch wenn in den kommenden zwei Spielen diese Ausbeute noch ausgebaut werden könnte. Offiziell. Persönlich. Emotional.
Er kam, traf – und geht. Und das nicht ganz ohne Wehmut. „Ja, das sind eher persönliche Gründe und beruflich“, erklärt Öllerer im Gespräch mit beinschuss.de. Das Kapitel Bayernliga Süd sei damit vorerst beendet. Er habe eigentlich schon verlängert, sagt er. Doch dann kam die Kehrtwende – in Absprache mit dem Sportlichen Leiter Sven Vetter. Ganz im Guten. „Alles in Ordnung“, betont er.
Kirchanschöring: Das sagt Bayernliga-Shootingstar Öllerer zum Aus
Dabei sah es anfangs nach einer echten Erfolgsgeschichte aus: Vom SV Laufen direkt drei Ligen hoch. Viele fragten sich: Hält der Junge das durch? Die Antwort: Ja – und wie! 26 Einsätze, neunmal in der Startelf, sechs Tore. Für einen, der aus der Kreisklasse kam, mehr als beachtlich.
„Ich habe nicht gerechnet, dass ich so viel spiele“, gibt er offen zu. Er wollte Tore schießen, sich beweisen – und das gelang ihm. „Das war schon richtig geil“, blickt er auch auf seinen Premierentreffer gegen FC Sonthofen glücklich zurück. Der Sprung in die Bayernliga – gelungen. „Dass du mit denen mithalten kannst, das war eigentlich mein Ziel.“ Und dieses Ziel hat er erreicht. In der Hinrunde zählte er zum festen Kader, war fester Bestandteil im Sturm. In der Rückrunde wurde es dann ruhiger – auch, weil seine Entscheidung zum Abschied intern schon bekannt war. „Dann ist es schwierig, dass du noch Spielminuten bekommst“, meint er nüchtern.
Wohin es jetzt geht? Öllerer will sich (noch) nicht festlegen. „So gut wie, weiß ich es“, sagt er. Die Region wird er wohl nicht verlassen – das ist zwischen den Zeilen deutlich rauszuhören. SV Laufen? Noch nicht spruchreif, aber kein abgeschlossener Gedanke. „Ich habe den Gedanken nicht verloren“, sagt er über ein mögliches Comeback beim Heimatverein. Schon bei seinem Wechsel zu den Gelb-Schwarzen-Trikots hatte er im Interview mit beinschuss.de versprochen: Irgendwann kehrt er zurück.
Gabriel Öllerer zurück zum SV Laufen? „Habe Gedanken nicht verloren“
Was bleibt, ist der Stolz auf das Erlebte. „Wenn du ehrgeizig bist, dann schaffst du das“, sagt er. Die Bayernliga, mit Gegnern wie Pipinsried, Memmingen, Heimstetten oder auch 1860 München II – ein Erlebnis, das ihm keiner mehr nimmt. „Das ist halt einfach top, wenn du das einmal gesehen hast.“ Auch deshalb appelliert er an junge Talente: „Wenn einer die Chance hat – unbedingt machen!“ Denn leicht war es nicht. Dreimal die Woche Training, dazu ein Vollzeitjob – der Aufwand in der Bayernliga ist enorm. „Das ist eine große Herausforderung“, hatte auch sein Trainer Thomas Leberfinger, der in den höchsten Tönen von ihm spricht, schon betont. Doch Öllerer biss sich durch. Und wurde dafür vom Publikum geliebt.
„Überragend“, beschreibt er die Unterstützung der Fans. Ob Startelf oder Joker – die Zuschauer feierten ihn. „Immer Applaus“, erinnert er sich. Selbst sein Co-Trainer Christoph Dinkelbach wunderte sich, wie gut der „Neue“ ankam. Kein Wunder, dass sich der Verein um eine Verlängerung bemüht hatte. Doch manchmal entscheiden andere Dinge – außerhalb des Rasens. Emotional war auch die Bekanntgabe am vergangenen Wochenende. Der Applaus nach dem 1:1 gegen Ismaning am Samstagnachmittag (3. Mai): ehrlich, herzlich, laut. „Ein tolles Gefühl, wenn du merkst, dass du dem Verein etwas bedeutet hast“, sagt Öllerer.
Ob er nochmal Bayernliga spielen wird? „Man sagt niemals nie“, meint er. Vielleicht komme irgendwann der Moment. Vielleicht unter anderen Umständen. Vorerst aber will er kürzertreten – ohne das Feuer zu verlieren. Denn was ihm bleibt, ist nicht nur das Erlebnis. Sondern auch die Botschaft: Jeder, der an sich glaubt, kann es packen. Auch aus der Kreisklasse. Auch ohne Namen. Auch ohne Nachwuchsleistungszentrum. Gabriel Öllerer hat sie genutzt. Und jetzt? Geht der Blick nach vorn. Irgendwo im Fußball-Kreis Inn/Salzach wird „Ölli“ auch nächste Saison wieder auflaufen. Die Fußballplätze der Region dürfen sich freuen. Ein Typ wie er fehlt sonst. Und Laufen? Die Tür bleibt offen. Zu 100 Prozent. Das hatte er damals versprochen. Und wer ihn kennt, weiß: Er hält sein Wort. (mck)