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Bauantrag und eine Frage lösen Wortgefecht aus

„Du redest an Schmarrn“: Steht das Rathaus Polling wegen Dauerstreit vor Personal-Kollaps?

Thomas Jobst (CSU, oben) stellte nur eine unschuldige Frage und Bürgermeister Lorenz Kronberger (UWG) beschuldigt die Gemeinderäte: „Ihr macht die Verwaltung kaputt.“
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Thomas Jobst (CSU, oben) stellte nur eine unschuldige Frage und Bürgermeister Lorenz Kronberger (UWG) beschuldigt die Gemeinderäte: „Ihr macht die Verwaltung kaputt.“

Wer macht die Mitarbeiter in Pollings Rathaus krank? Die Gemeinderäte oder Bürgermeister Lorenz Kronberger? Eine unschuldige Frage führt zu einem Schlagabtausch. 

Polling – In Pollings Gemeinderat führen derzeit selbst eine einfache Frage und ein wohlmeinendes Hilfsangebot zu einem Wortgefecht und zu Schuldzuweisungen von Bürgermeister Lorenz Kronberger (UWG) an die Gemeinderäte. Und das, als es eigentlich nur um einen simplen Bauantrag in Unterflossing ging (siehe Kasten).

Die Gemeinderäte diskutierten gerade den Bauantrag für einen Anbau von Büroräumen in Unterflossing. Eigentlich war schon alles durch. Da fragte Thomas Jobst (CSU), ob der Bauplan auch auf der Leinwand im Sitzungsaal gezeigt werden könne, „damit die Zuhörer wissen, worum es geht“. 

Gemeindemitarbeiter kann Plan nicht über Beamer zeigen

Der Beamer war an, der Protokollführer saß an seinem Computer. Ein paar Klicks sollten also reichen. 

Doch Bürgermeister Kronberger lehnte ab: „Dafür haben wir keine Leute mehr.“ Der Mitarbeiter, der die abwesende Geschäftsleiterin Gabriele Springer vertrat und Protokoll führte, könne das nicht. 

Also bot Jobst an, seinen Rechner an den Beamer anzuschließen. 

„Nein, das machen wir nicht“

„Nein, das machen wir nicht“, beharrte Kronberger. „Wenn wir keine Leute mehr haben, die auf die Sitzung gehen, dann müssen wir damit leben.“ 

Also kein Plan auf der Leinwand – und der Beamer lief weiter.

„Das ist traurig“, sagte Wilhelm Skudlik (FW).

„Ihr habt vier oder fünf Mitarbeiterinnen vergrault“

„Ihr habt vier oder fünf Mitarbeiterinnen vergrault“, legte Kronberger in Richtung Gemeinderäte nach. Sie würden „wegen Euch“ nicht mehr in die Sitzung kommen. 

Die Gemeinderäte reagierten nicht, ließen Kronberger ins Leere laufen. Der stand schließlich auf und projizierte den besagten Plan – wie in der Schule – mit dem Overhead-Projektor an die Wand. Über den laufenden Beamer hinweg.

„Du redest an Schmarrn“

Danach griff Kronberger das Thema wieder auf: Die Mitarbeiter „gehen nicht mehr hier her, weil sie es nicht mehr für vertretbar halten.“ Sie hätten dafür teilweise auch ein Attest. 

„Das glaube ich dir nicht. Du redest an Schmarrn“, konterte jetzt Jobst. 

„Ihr macht die Verwaltung kaputt“

„Ihr macht die Verwaltung kaputt“, legte Kronberger nach. Es sei „einzigartig im Landkreis“, dass sich Gemeinderäte „in keinster Weise hinter die Mitarbeiter stellen, wenn es Übergriffe gebe.“ 

Angeblich sollen im Januar 30 Pollinger drei Rathaus-Mitarbeiter nach einer Sitzung des Gemeinderates umringt, bepöbelt und beschimpft haben. Die Polizei ermittelt seitdem. Bislang ist ungeklärt, ob es diese Übergriffe im Januar gab. Laut VG-Leitung: Ja; laut Stefan Mooshuber (CSU): Nein. Der hatte im Juli im Gemeinderat gesagt, diese Vorfälle seien „wohl nur der Fantasie von Frau Springer entsprungen“ und eine „üble Nachrede“ gegen die beschuldigten Bürger. 

Kritik am Arbeitsklima im Rathaus

Seit gut einem Jahr gibt es in Polling eine teils hitzige Diskussion um das Arbeitsklima im Rathaus; das soll sich seit dem Amtsantritt von Geschäftsleiterin Gabriele Springer massiv verschlechtert haben. Das haben unter anderem altgediente und ehemalige Mitarbeiter in einem Brief geschrieben, der im Juli im Gemeinderat verlesen wurde. Seit Springers Antritt gebe es „widrige Bedingungen“ und „Missstände“ in der Führungsebene, sie schrieben von unwahre Unterstellungen, grundlosen Beschimpfungen, Mobbing und von „Verhören“ in abgeschlossenen Räumen mit Schreien und „cholerischen Anfällen“. Elf Mitarbeiter hätten gekündigt, die meisten wegen des Drucks. 

Seit dem Aufkommen der Vorwürfe vor gut einem Jahr reagieren Kronberger und Springer mit Anzeigen, Unterlassungserklärungen und Klagen; zuletzt haben sie eine derartige Anzeige aber wieder zurückgezogen, bevor es zur öffentlichen Verhandlung kam.

Gemeinde kann nicht mehr in gleiche Geschwindigkeit arbeiten

Doch zurück zur Gemeinderatssitzung: Als nächster Punkt stand die Änderung des Bebauungsplans „Oberflossing – Heistinger Feld“ auf der Tagesordnung. Nachdem die Gemeinderäte diesen beschlossen hatten, fragte Jobst, wann der veröffentlicht und damit wirksam werde.

Grünes Licht für Bauen in Polling

Einstimmig haben Pollings Gemeinderäte in ihrer jüngsten Sitzung einem Bauvorhaben in Unterflossing sowie dem geänderten Bebauungsplan „Oberflossing – Heistinger Feld“ grünes Licht gegeben. Da es zu den Änderungen beim Bebauungsplan seitens der Öffentlichkeit, Behörden und Verbände „keine wesentlichen Änderungen“, so Bürgermeister Lorenz Kronberger (UWG) gab, segneten die Gemeinderäte nicht nur die vorgeschlagenen Abwägungen ab, sondern fassten sogleich auch den Satzungsbeschluss. Der Bebauungsplan kann somit mit der Bekanntgabe in Kraft treten.  

Zuvor hatten die Gemeinderäte den Anbau von Büroräumen an ein bestehendes Geschäftsgebäude in Unterflossing bewilligt. Sie stimmten auch der erforderlichen Befreiung von den Vorgaben des Bebauungsplans zu. Aus Sicht der Verwaltung sei das vertretbar, erklärte Bürgermeister Kronberger.

In wenigen Tagen meinte Kronberger und schob nach: Springer, die auch das Bauamt leite, werde nach Möglichkeit „mit dem Personal, das uns zur Verfügung steht“ versuchen, so viel wie möglich zu erreichen. „Wir sind aber nicht mehr in der Lage, alle weiteren Verfahren in der gleichen Geschwindigkeit zu bearbeiten.“ Mehr sei nicht möglich, wenn die Verwaltung nurmehr „eine Kraft für die Arbeit hat, die vorher drei“ gemacht hätten. Dabei hob Kronberger die Geschäftsleiterin Springer hervor: „Sie hat vielleicht 200 Prozent geleistet.“ 

„Vielleicht sollte sie weniger klagen“, empfahl Jobst und meinte zu Kronberger: „Du bist der Chef und verantwortlich.“

„Du kannst niemandem vorschreiben, dass er sich nicht wegen der Verletzung seiner Persönlichkeitsrechte wehren darf“, verteidigte Kronberger die umstrittenen juristischen Schritte. 

Kronberger lässt Fragen der OVB Heimatzeitungen zu Personal im Rathaus unbeantwortet

Nachfragen der OVB Heimatzeitungen zur aktuellen Personalsituation im Rathaus, zu Kündigungen seit Jahresbeginn und langfristigen Krankschreibungen ließ Kronberger ebenso unbeantwortet wie zu personellen Engstellen in Rathaus. Er verwies dazu auf die Homepage der Gemeinde: Dort sind aktuell (Stand: 24. September) je eine Stelle im Bauamt und in der Personalverwaltung ausgeschrieben.

Homepage der Gemeinde Polling am 24. September um 10.00 Uhr: Zwei Stellen sind ausgeschrieben und das Bauamt ist derzeit nicht besetzt.

Zur Situation im Bauamt schrieb Kronberger, „dass der Dienstbetrieb im Bauamt im Rahmen der zur Verfügung stehenden Möglichkeiten gewährleistet ist. In Einzelfällen kann es wie in anderen Gemeinden auch zu Verzögerungen kommen.“ Gleichzeitig (Stand: 24. September) steht auf der Homepage ein Beitrag der Gemeinde vom 9. September: „Bauamt derzeit nicht besetzt.“

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