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Personalchaos oder gutes Arbeitsklima?

Drohungen, Beleidigungen, Verhöre? – Briefe von Mitarbeitern der VG Polling zeichnen konträres Bild

Pollings Bürgermeister Lorenz Kronberger (oben) und VG-Rat Reinhard Oberstarr verlasen zwei Briefe von Mitarbeitern im Rathaus.
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Pollings Bürgermeister Lorenz Kronberger (oben) und VG-Rat Reinhard Oberstarr verlasen zwei Briefe von Mitarbeitern im Rathaus. Unterschiedlicher könnten sie nicht sein.

Im Rat der Verwaltungsgemeinschaft Polling kommt es zum Knall: Ein Teil der Mitarbeiter macht der VG-Leitung heftige Vorwürfe. Doch der Schock könnte am Ende heilsam sein.

Polling – Es gibt eine Stille, die sagt mehr als tausend Worte. So eine Stille gab es in der jüngsten Sitzung des Rates der Verwaltungsgemeinschaft (VG) Polling, nachdem Rainer Oberstarr einen offenen Brief ehemaliger und altgedienter Mitarbeiter verlesen hatte.

Die VG-Räte und Zuhörer – unter ihnen viele Pollinger Gemeinderäte – waren baff, hatten beim Verlesen mehrfach ungläubig mit dem Kopf geschüttelt. Pollings Bürgermeister Lorenz Kronberger war überrascht und ebenfalls erst einmal sprachlos. 

„Es ist verheerend“

„Es ist verheerend.“ Mit diesen leisen und ruhigen Worten brachte Oberstarr die Stimmung im Sitzungssaal auf den Punkt. „Das ist es“, stimmte ihm Kronberger zu, der eine öffentliche Diskussion über die Stimmung im Rathaus selber auf die Tagesordnung gesetzt hatte. 

„Ich finde das grenzwertig“, sagte dazu später Wilhelm Skudlik, der das Thema lieber nichtöffentlich besprochen hätte. Doch da war es schon zu spät – und die teils heftigen, gegenseitigen Vorwürfe in der Welt.

Diffamierend, ehrverletzend, abstoßend und beleidigend

Kronberger hatte einen „Brief der ‚neuen‘ Mitarbeiter an die Gemeinschaftsversammlung“ auf die Tagesordnung gesetzt und verlesen. Darin sahen sich die zehn Unterzeichner „gezwungen“, sich zu der Personalsituation zu äußern. Sie beklagten zum Teil „diffamierende Äußerungen in der Öffentlichkeit“ gegen sie, die „ehrverletzend“, „in hohem Maße abstoßend“ und „beleidigend“ seien.

Sie unterstrichen: „In der Verwaltungsgemeinschaft Polling herrscht kein Personalchaos.“ Arbeitsklima und Zusammenarbeit seien „gut und von Wertschätzung geprägt“. Ihr Fazit: „Die Grenzen des gegenseitigen Respekts sind unserer Ansicht nach weit überschritten.“ 

Nur Kronberger stelle sich vor die Mitarbeiter

Sie forderten vom VG-Rat „endlich ein konsequentes Handeln“; bislang habe sich nur der VG-Vorsitzende Kronberger öffentlich schützend vor sie gestellt. 

Anschließend verlas Oberstarr einen Brief von altgedienten und ehemaligen Mitarbeitern an die VG-Räte. Der Brief war namentlich nicht gekennzeichnet. „Die Unterschriften liegen uns aber vor“, so Oberstarr. 

Zweiter Brief spricht von „widrigen Bedingungen“ und „Missständen“

In dem Schreiben erhoben die Verfasser schwere Vorwürfe gegen Bürgermeister Lorenz Kronberger und gegen Geschäftsstellen-Leiterin Gabriele Springer. Sie beklagen seit Springers Dienstantritt im Februar 2022 „widrige Bedingungen“ und „Missstände“ in der Führungsebene. „Im Rathaus ist ein schlechtes Arbeitsklima.“ 

Verhöre, Schreien und cholerische Anfälle

Springer mache unwahre Unterstellungen, beschimpfe grundlos, betreibe Mobbing und üble Nachrede, drohe Mitarbeitern. Die Unterzeichner schrieben von „Verhören“ in abgeschlossenen Räumen durch Springer und Kronberger mit Schreien und „cholerischen Anfällen“. Elf Mitarbeiter hätten gekündigt, die meisten wegen des Drucks. „Kronberger unterstützt Frau Springer blind“. 

„Das kann keine gute Führung sein“

„Das sind verheerende Sachen“, so Oberstarr. Wenn Mitarbeiter so einen Brief schreiben, „dann ist das schlimm“: „Das kann keine gute Führung sein, wenn sich ein Teil der Mitarbeiter so fühlt. Dann muss was im Argen seien. Wir hätten uns das nie träumen lassen. Wir sind nicht täglich im Rathaus. Uns tut das total weh.“  

Oberstarr wandte sich auch gegen die Trennung in „alte“ und „neue“ Mitarbeiter: „Das machen wir uns nicht zu eigen.“ 

Neuer Wind, der nicht jedem gefällt

Kronberger erinnerte daran, dass er erst eine „Führungsdamenschaft“ aufbauen musste, die „bis heute funktioniert“, die „neuen Wind reinbringen musste“, die „vielleicht“ manchem eine „zu große Änderung abgefordert“ habe. Dadurch sei aber wieder eine Verwaltungsarbeit möglich, die lange so nicht möglich war. 

Mit allen Mitarbeitern sprechen – ohne VG-Führung

Wilhelm Skudlik erklärte, dass die Mitarbeiter „aus Angst“ lange gebraucht hätten, um sich zu äußern. „Wir können es hier nicht auflösen.“ Sein Vorschlag: Die VG-Räte müssten mit allen Mitarbeitern reden – „ohne Führungsmannschaft.“ 

Kronbergers erste Antwort: „Das ist ein guter Vorschlag.“ Er und Barbara Kronberger stimmten dann aber gegen den entsprechenden Beschlussvorschlag, dass die VG-Räte ohne Bürgermeister Kronberger und ohne Geschäftsleiterin Springer mit allen Mitarbeitern sprechen sollten; alle anderen waren dafür. Derzeit hat die VG 18 Beschäftigte, wie Bürgermeister Kronberger mitteilt.

Kronberger schlägt Mediation mit professioneller Hilfe vor

Einen Tag nach der Sitzung erklärte Kronberger gegenüber dem OVB, dass er „nach Rücksprache mit der Geschäftsleitung“ einen Schritt „auf diese ‘Mitarbeiter’ zugehen“ wolle: Er und die Geschäftsleitung würden dem VG-Rat und allen Unterzeichnenden (ehemaligen und aktiven Mitarbeitern) sowie den betroffenen Mitarbeitern des 18. Januar, die Übergriffe durch Besucher angezeigt haben, ein internes Mediationswochenende „mit einem qualifizierten Mediator zur Klärung aller Differenzen“ anbieten. Kronberger: „Es ist die Möglichkeit einer Aussprache und Klärung dieser verfahrenen Situation mit professioneller Hilfe.“

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