Jahresrückblick: Die Toten des Jahres 2023
Ein Absturz mit dramatischen Folgen: Diese Todesfälle bewegten den Landkreis Mühldorf
Sein Tod erschütterte eine ganze Region: Der Mettenheimer Unternehmer Quirin Schuster starb bei einem Absturz am Falkenstein. Sein Schicksal und das anderer bekannter Verstorbener weckten große Trauer.
Mühldorf – Es hätte ein Jahr voller neuer Aufgaben und Ereignisse werden sollen. Quirin Schuster plante beruflich und privat die nächsten großen Schritte: Er wollte heiraten, die Leitung des Familienunternehmens übernehmen, die Geburt seines zweiten Kindes miterleben, ein Haus bauen. Diese Pläne endeten abrupt bei einer Bergtour in den Chiemgauer Alpen. Der Mettenheimer stürzte am Sonntag, 25. Juni, am 1146 Meter hohen Falkenstein bei Inzell tödlich ab. Auch sein Hund starb bei dem Absturz.
Groß geworden ist Quirin Schuster in Ampfing, er hat die Wirtschaftsschule in Mühldorf besucht, später eine Ausbildung zum Industriekaufmann gemacht. 2020 ist er in den Waldkraiburger Familienbetrieb eingestiegen. Heuer hätte er die Geschäftsführung zusammen mit seinem Cousin übernehmen sollen. Mit Fassungslosigkeit reagierten seine Kollegen. Sie würdigen in einem Nachruf seine Arbeit zum Wohl des Betriebes. Er sei ihnen Vorbild gewesen, schrieben sie.
Pfarrer Roland Haimerl: Ein langes Leiden
Ein langes Leiden prägte die letzten Jahre das Leben von Mühldorfs Stadtpfarrer Roland Haimerl. Viele Krankenhausaufenthalte und schwere Operationen und eine Amputation des Fußes schränkten ihn seit 2016 körperlich stark ein. Trotzdem blieb er als Geistlicher und Leiter der Stadtkirche aktiv.
Im Herbst 2022 schwanden seine Kräfte zunehmen, Haimerl gab sein Amt als Pfarrer zum Ende des Jahres auf. Viel Zeit blieb ihm danach nicht mehr, eine Krebserkrankung führte dazu, dass er am 19. April starb.
„Er hat die Stadtkirche mit einem sehr freiheitlichen Stil geführt, der allen Pfarreien Luft gelassen hat“, beschrieb der Vorsitzende des Stadtkatholikenrats Rudolf Salfer den Verstorbenen. Für Dekan Franz Eisenmann hat sich Haimerl beim Aufbau der Stadtkirche großen Respekt verdient. „Das war eine Herausforderung, die nicht viele angenommen hätten“, sagt der Pfarrer von Neumarkt-St. Veit. „Er hat die Stadtkirche auf einen guten Weg gebracht.“
Hans Sinseder: Volksnah und Respektsperson
Die Menschen in Mühldorf mussten sich von einem zweiten langjährigen Priester verabschieden: Am 31. August starb der ehemalige Pfarrer von St. Pius, Hans Sinseder, im Alter von 83 Jahren. Sinseder hatte in den 1970er Jahren die damals neue Pfarrei St. Pius aufgebaut, in der sich schnell ein sehr lebendiges Pfarrleben entwickelte. Vor allem Kinder und Jugendliche fühlten sich dort zu Hause.
Therese Hechfellner, langjährige Sekretärin in St. Pius spricht von der Balance in der Arbeit und dem Wesen Sinseders: „Es war seine ganz normale Art, er war immer freundlich, volksnah.“ Aber: „Er war auch immer der Pfarrer, die Respektsperson.“ Nicht abgehoben, aber auch nicht jedermanns Spezl.
Walter Lode: Eine prägende Gestalt
Er stand vielleicht nicht immer im Rampenlicht, aber er war ein Waldkraiburger der ersten Stunde – war als Unternehmer, ehrenamtlich Engagierter und Familienmensch eine prägende Figur der Stadt: Walter Lode. Der 87-Jährige starb am 13. Mai.
Den Waldkraiburgern galt Lode als Mann voller Tatkraft und Leidenschaft, nicht nur als Chef seiner Knopffabrik. Lode engagierte sich in vielen Funktionen ehrenamtlich und prägte so das Gesicht der Stadt mit: als Mitglied der Industriegemeinschaft Waldkraiburg (IGW), als Aufsichtsratsvorsitzender der Raiffeisenbank, als Präsident der Deutschen Knopfindustrie und später im Ruhestand bei den Aktivsenioren.
Harry Zappe: Bei ihm traf sich Waldkraiburg
Eine prägende Gestalt war auch Gastwirt Harry Zappe. Das Wirtshaus des 81-Jährigen war einer der gesellschaftlichen Zentren Waldkraiburgs.
Rex Gildo und Chris Roberts sangen bei ihm. Das Musical „Hair“ verzauberte bei ihm die Waldkraiburger. Hans-Jochen Vogel warb bei ihm einst um Stimmen für die SPD. Auf seinem Parkett feierten zahlreiche junge Mädchen und Burschen ihren ersten Ball, wetteiferten Amateurtänzer in Anzügen und schicken Kleidern um die Gunst der Jury. Im großen Saal von Harald Zappe pulsierte einst das Waldkraiburger Leben, wurden Feste und Bälle gefeiert.
1996 verpachtete er seine Gastwirtschaft, nur um 2003 noch einmal für 13 Jahre einzuspringen. Danach verkaufte er Wirtshaus und Fitnesscenter. Zappe starb kurz vor seinem 82. Geburtstag Ende Oktober.
Manfred Dittrich: Reporter und Imker
Mit Manfred Dittrich haben Neumarkt-St. Veit und die OVB Heimatzeitungen einen prägenden Menschen verloren. Dittrich engagierte sich bis kurz vor seinem Tod in seiner Stadt, war in vielen Vereinen aktiv. Vor allem die Bienenzucht lag ihm am Herzen, den Verein führte er über mehr als 25 Jahre. Als junger Mann war er Faschingsprinz, gemeinsam mit seiner Frau prägte er den Fasching an der Rott. Dittrich war leidenschaftlicher Bergsteiger und in der CSU aktiv.
Als Reporter des Mühldorfer Anzeigers war er fast 40 Jahre unterwegs und vielen Menschen in Stadt und Land als der Didi vom Anzeiger bekannt. Seine Leser und Kollegen schätzten seine bodenständige und volksnahe Art. Manfred Dittrich starb Ende November im Alter von 81 Jahren.
Peter Reiter: Der Gestalter des heutigen Egglkofens
Ein langjähriger Weggefährte Dittrichs war Peter Reiter. Egglkofens ehemaliger Bürgermeister und Altbürgermeister wurde 85 Jahre alt.
1966 ging Reiter in die Kommunalpolitik, wurde mit 28 Jahren in den Egglkofener Gemeinderat gewählt. Nach zwölf Jahren Gemeinderatsarbeit hatte er sich genügend Wissen angeeignet, um selbstbewusst für das Bürgermeisteramt zu kandidieren. Ab 1978 führte er die Geschicke der Gemeinde. In seiner 24-jährigen Amtszeit als Bürgermeister schuf er vieles in der gewerbearmen Gemeinde.
Unter seiner Ägide entstanden sieben Siedlungen, die Kanalisation, Bauhof, Feuerwehrhaus, Turnhalle, Kindergarten, Dorfplatz und Friedhof. Fahrzeuge für Bauhof und Feuerwehr wurden angeschafft. Viele Straßen im Innen- und Außenbereich wurden gebaut und ausgebaut, im Ort entstand die Straßenbeleuchtung.
Reiter starb im März.
Alfons Weigand: Musiker und Engagierter
Einen Monat später mussten sich im nördlichen Landkreis viele Menschen von Alfons Weigand verabschieden. Der Ansager, Moderator und Stimmungsmacher wurde nur 64 Jahre alt, bevor er einer Krebserkrankung erlag. Wie sehr ihn die Menschen schätzten, zeigte seine Beerdigung. Rund um den Neumarkt-St. Veiter Weiler Elsenbach stauten sich die Autos, viele wollten von Weigand Abschied nehmen.
Weigand war bei der Landjugend Elsenbach, über 40 Jahre bei der Feuerwehr, davon 24 Jahre als Vorsitzender, er sang im Kirchenchor und war lange Jahre Mitglied des Pfarrgemeinderates. Seine Herzenswärme und Empathie würdigte sein Nachfolger bei der Feuerwehr, Stefan Wimmer. „Seine Worte warn nia nur mit de Ohren hörbar, seine Worte warn immer ans Herz adressiert“.
Viele Menschen kannten Weigand aber als Vorsitzenden der Stadtkapelle Neumarkt-St. Veit, deren Kopf und Herz er bis zum Schluss war. 2003 übernahm das musikalische Multitalent die Vorstandschaft der Stadtkapelle, bis zu seinem Tod blieb der Klarinettist dabei.
Neumarkt-St. Veits Bürgermeister Erwin Baumgartner sagte über ihn: „Der Fonse hinterlässt eine sehr, sehr große Lücke in unserer Stadt.“






