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Trauer um langjährigen Mühldorfer Pfarrer

Roland Haimerl ist tot - Mühldorfs Stadtpfarrer stirbt nach schwerer Krankheit

Pfarrer Roland Haimerl.
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Pfarrer Roland Haimerl vor der Nikolauskirche. Das Foto entstand 2020.

Mühldorfs Stadtpfarrer Roland Haimerl ist tot. Er stand seit mehr als zwölf Jahre der Stadtkirche vor, davor war er viele Jahre in Ampfing tätig. Jetzt ist er im Caritas-Altenheim gestorben.

Mühldorf - Roland Haimerl hat das Leiden kennengelernt. Seit vielen Jahren litt der Mühldorfer Stadtpfarrer unter schweren körperlichen Behinderungen, die alle seine Pläne auf den Kopf stellten. Jetzt hat er den Kampf gegen eine Krebserkrankung verloren.

Eine Entzündung des Fußes stand am Anfang des Leidenswegs des Mühldorfer Pfarrers, 2016 musste der Fuß amputiert werden. Haimerl nahm das Leiden an und stellte sein Leben und sein Arbeiten darauf ein. Gestützt von einem Helfer, später mit Krücken und zuletzt im Rollstuhl versuchte er, solange wie möglich als Seelsorger zu arbeiten, Gottesdienste zu halten, zu öffentlichen Veranstaltungen zu kommen.

Oft wirkte Haimerl gezeichnet von den Strapazen, die ihm zusehends zusetzten. Er musste den nicht behindertengerechten Pfarrhof verlassen und in eine Wohnung über dem Pfarrheim ziehen, die über einen Aufzug verfügt. Dort empfing er Gäste zu Gesprächen, die oft auf der Dachterrasse bei einer Tasse Kaffee stattfanden. So gut es ging, blieb er in seiner Stadtkirche aktiv.

Bis ihn die Kraft verließ

Georg Waldinger ist seit langem Pfarrgemeinderatsvorsitzender in der Pfarrei St. Nikolaus. „Es war ein schwerer Eingriff, er hat das aber in keiner Weise gezeigt“, beschreibt Waldinger den Verstorbenen nach der schweren Operation. Der Vorsitzende spricht von einem hohen Pflichtbewusstsein Haimerls, bis zu letzten Minute. „Er hat alles getan, dass es funktioniert. Bis ihn die Kraft verlassen hat.“

Dieser Zeitpunkt kam im vergangenen Herbst. Und obwohl man das Nachlassen seiner Kräfte spüren konnte, war es für viele Gläubige ein Schock, als Haimerl ankündigte, sein Amt aufgeben zu wollen, am 31. Dezember war Schluss.

Damit verliert die Stadtkirche - ein Zusammenschluss aus sechs früher selbstständigen Pfarreien in Mühldorf und Mettenheim - den Mann, der sie wesentlich geprägt hat, wie Rudolf Salfer, Vorsitzender des Stadtkatholikenrats sagt: „Es war seine Prämisse, dass jede Pfarrei ein pastorales Team hat, das für die Pfarrei zuständig ist.“ So konnte, das bestätigen viele, der Charakter der einzelnen Pfarreien trotz der Fusion erhalten bleiben.

Freiheitlicher Führungsstil

Dazu hat laut Salfer auch Haimerls Führungsstil beigetragen. „Er hat die Stadtkirche mit einem sehr freiheitlichen Stil geführt, der allen Pfarreien Luft gelassen hat.“ Für Dekan Franz Eisenmann hat sich Haimerl beim Aufbau der Stadtkirche großen Respekt verdient. „Das war eine Herausforderung, die nicht viele angenommen hätten“, sagt der Pfarrer von Neumarkt-St. Veit, der selbst einem großen Pfarrverband vorsteht. „Er hat die Stadtkirche auf einen guten Weg gebracht.“

Gleichzeitig habe Haimerl seine Seelsorgsarbeit fortgesetzt. „Er hat das persönliche Gespräch gesucht, war für die Leute da und hatte ein offenes Ohr.“

Vom Versicherungskaufmann zum Priester

Zunächst sah es nicht so aus, als dass der gebürtige Münchner eine Aufgabe in der Kirche übernehmen wollte. Nach der Schule machte er eine Lehre zum Versicherungskaufmann, erst als sogenannter Spätberufener machte er sich auf, Priester zu werden. Die Weihe folgte 1992, danach führte ihn sein Weg in den Landkreis Mühldorf.

Als Kaplan trat er seine erste Stelle in Ampfing an, hochgeschätzt von vielen Menschen in der Isengemeinde. Dr. Marcel Huber war dort ein Nachbar Haimerl. Der ehemalige Landtagsabgeordnete sagt: Er war nicht nur in der Kirchengemeinde hoch angesehen, auch in der politischen Gemeinde hatte er eine gewichtige Rolle - es gab keine Veranstaltung, an der er nicht maßgeblich beteiligt war.“ Huber würdigte, dass Haimerl auch in tragischen Situationen stets die richtigen Worte gefunden habe. „Dass ihn sein beruflicher Werdegang aus Ampfing in die Kreishauptstadt führte, gönnte man ihm natürlich, viele Ampfinger haben das aber damals sehr bedauert.“

Auch in Mühldorf erarbeitete er sich Respekt, macht Bürgermeister Michael Hetzl anhand persönlicher Begegnungen klar.  „Mit meiner Hochzeit und der Taufe meiner Tochter verbinde ich persönlich einige der schönsten Augenblicke meines Lebens mit von Herrn Haimerl als Stadtpfarrer geleiteten Gottesdiensten“, sagte er. „Insofern bin ich nicht nur persönlich bewegt, sondern behalte ihn in wunderbarer Erinnerung.“

Die letzten Wochen seines Lebens hat Haimerl - von seiner Krebserkrankung schon schwer gezeichnet - im Cartias-Altenheim in unmittelbarer Nachbarschaft seiner Nikolauskirche verbracht. Dort ist er am 19. April gestorben. Haimerl wurde 63 Jahre alt.

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