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Kurz vor dem 82. Geburtstag verstorben

Seine Gaststätte war einst das Herz Waldkraiburgs – Harry Zappe schied still aus dem Leben

In seiner Gaststätte pulsierte einst das Waldkraiburger Leben. Jetzt hat sich Harald „Harry“ Zappe kurz vor seinem 82. Geburstag still aus dem Leben verabschiedet.
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In seiner Gaststätte pulsierte einst das Waldkraiburger Leben. Jetzt hat sich Harald „Harry“ Zappe kurz vor seinem 82. Geburtstag still aus dem Leben verabschiedet.

Harald Zappe war ein Waldkraiburger der ersten Stunde. Mit seiner Gaststätte, dem großen Saal, den Kegelbahnen und dem Hallenbad war er einst das Herz der Stadt. Jetzt schied er still und unauffällig kurz vor seinem 82. Geburtstag aus dem Leben.

Waldkraiburg – Rex Gildo und Chris Roberts sangen bei ihm. Das Musical „Hair“ verzauberte bei ihm die Waldkraiburger. Hans-Jochen Vogel warb bei ihm einst um Stimmen für die SPD. Auf seinem Parkett feierten zahlreiche junge Mädchen und Burschen ihren ersten Ball, wetteiferten Amateurtänzer in Anzügen und schicken Kleidern um die Gunst der Jury. Im großen Saal von Harald Zappe pulsierte einst das Waldkraiburger Leben, wurden Feste und Bälle gefeiert. Jetzt hat sich Harald Zappe, einer der bekanntesten Waldkraiburger und ein Urgestein der Stadt, kurz vor seinem 82. Geburtstag in aller Stille aus dem Leben verabschiedet. So war es in der knappen Todesanzeige für Harald Zappe zu lesen.

Harald Zappe wurde am 26. Oktober 1941 in Proschwitz bei Gablonz im Riesengebirge als Sohn der Eheleute Hermann und Ilse Zappe geboren. Schon 1946 kam er mit seinen Eltern nach Waldkraiburg, wo der Vater zunächst als Leiter im Pürtener Flüchtlingslager, später bei der Post, danach als selbständiger Schreiner und schließlich als Wirt des Gasthauses Steiner in Neuötting tätig war. 

Von Waldkraiburg über das Ruhrgebiet bis nach Berlin

Sohn Harald besuchte 1947 zuerst die Holzlagerschule und war bis 1955 an der Joseph von Eichendorff-Schule.  Anschließend ging er auf Anraten des Arbeitsamtes ins Ruhrgebiet, wo er am 28. Mai 1955 in der Zeche Hibernia in Essen zusammen mit 60 Jungen aus München als Knappe und später als Elektriker tätig war. Auf Ausflügen hatten sie den Bundestag in Bonn oder den Senat in Berlin besucht. So habe er wenigstens Deutschland etwas kennengelernt, betonte er später immer wieder.

Anfang der Sechziger Jahre war er bei seinen Eltern in Neuötting tätig, daneben auch als Elektrogehilfe. Schon damals half Harald „Harry“ Zappe beim Ausbau von zwei Kegelbahnen im Steiner-Keller. Dazu hatte er eine Woche lang einen Lehrgang in der Schweiz absolviert und war über fünf Jahre als Kundenmonteur unterwegs. 

1969 Rückkehr nach Waldkraiburg und Bau des großen Saals

Seit Anfang 1961 hatte er in Waldkraiburg ein Grundstück gepachtet und zog im April 1969 zusammen mit seiner Frau in die Stadt, nachdem er dort schon einen großen Saal hatte fertigstellen lassen. Bald folgten eine Gaststätte und 1972 der Anbau eines Hallenbades, das erste im Landkreis Mühldorf.

1969 eröffnete Harald Zappe seinen großen Saal, der zusammen mit der Wirtschaft, den Kegelbahnen und dem Hallenbad das Herz der Stadt war. 2016 war für den Wirt dann endgültig Schluss.

1970 war zusammen mit Ehefrau Erika der Gesamtkomplex „mit allen Rechten und Pflichten“ von den Eltern übernommen worden. Rührig, wie die Eheleute waren, folgten mit Wintergarten und Jagdstube weitere Anbauten. Das Hauptaugenmerk legte Zappe jedoch als Fachmann auf sein Kegelparadies, das zum Beispiel 1984 als Bundeskegelbahn mit Schreibautomaten auf den neuesten Stand gebracht wurde. Hier fanden immer wieder große Kegelturniere statt und wurde 1989 das 25-jährige Jubiläum gefeiert. 

Beim „Zappe“ gab es Rex Gildo, Chris Roberts und „Hair“

Große Events und Veranstaltungen bereicherten besonders im Saal mit seinen 1200 Plätzen das Stadtleben. Bälle und politische Veranstaltungen gab es hier. Für die Stadt übernahm der Saal die Funktion eines Stadtsaals, zum Beispiel bei der Feier 25 Jahre Stadt und 35 Jahre Gemeinde sowie bei der Einweihung des neuen Rathauses unter Bürgermeister Dr. Josef Kriegisch. 

Der große Saal von Harald Zappe war einst der Veranstaltungsort der Stadt: Hier feierte die Stadt ihr 20-jähriges Bestehen, hier trat Rex Gildo auf.

Daneben führte das Ehepaar ab 1976 auch die Gaststätte im Eisstadion. Seit den Siebziger Jahren war Harry Zappe außerdem Festwirt beim Waldkraiburger Volksfest, zuletzt 1987.

„Die besten Jahre waren die von 1972 bis 1984“

Nicht genug damit, 30 Jahre lang stand er dem Gaststättenverband vor und war zehn Jahre lang Kreisvorsitzender. „Die besten Jahre waren für uns die von 1972 bis 1984“, sagte er oft. 

Als man erfuhr, dass die Stadt einen großen Saal im Haus der Kultur errichten wollte, begann der Niedergang des Zappe-Imperiums: Der große Saal wurde ein Jahr später abgerissen, drei Wohnblöcke entstanden an seiner Stelle. 1996 verpachtete Zappe die Gastwirtschaft, stieg jedoch im April 2003 nochmals ein, führte das Lokal mit Biergarten bis Pfingsten 2016 und verkaufte Gaststätte und Fitness-Center.

Verlust seiner Ehefrau 2018 war ein schwerer Schlag

Die lange schwere Krankheit seiner Frau, die am 3. März 2018 mit 78 Jahren starb, war für Harry Zappe ein schwerer Schlag.

Nur aus einer knappen Todesanzeige der beiden Söhne Harry und Thomas erfuhr man in der Stadt vom Ableben dieser Waldkraiburger Unternehmerpersönlichkeit.

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