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Masterplan Ortsmitte

Bürger fällen vernichtendes Urteil: „Nichts ist schön in Haag, dabei gäbe es viel Schönes“

Die Ortsmitte in Haag soll aufgewertet werden. Dazu hat ein Architekturbüro sein Konzept vorgelegt.
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Eigentlich gibt es viele schöne Orte in Haag, darin sind sich die Bewohner einig und trotzdem sind die Haager mit ihrer Ortsmitte extrem unzufrieden. Ein Masterplan soll das Problem nun lösen.

Haag soll schöner werden. Mit Hilfe eines „Masterplans Ortsmitte“ soll die Marktgemeinde endlich attraktiver werden. Nun wurden die Bürger dazu befragt – und sie ließen kein gutes Haar an ihrer eigenen Heimat.

Haag – Zu viel Verkehr, überparkt, zu wenig Aufenthaltsorte: 1200 Haushalte in Haag wurden zu ihrer Meinung im Ort befragt. Ihr Urteil über die eigene Heimat fiel vernichtend aus. Es scheint einiges zu tun zu geben.

Hintergrund der Befragung war der vom Gemeinderat beschlossene „Masterplan Ortsmitte“, mit dem der Markt die Neugestaltung des Ortzentrums angehen will. Als ersten Schritt hatten Rainer Heinz vom gleichnamigen Architekturbüro und Dr. Robert Leiner vom Büro IQ Projektgesellschaft Department für Geografie Expertengespräche mit bekannten Haagern, wie Gemeinderäten, Vereinsvorsitzenden und dem Jugendpfleger, geführt. Anschließend wurde ein Fragebogen an zufällig ausgesuchte Haager Haushalte verschickt. Die Ergebnisse wurden nun im vollen Bürgersaal präsentiert.

Die gute Nachricht: Die Haager Ortsmitte ist weiter hochfrequentiert. 85 Prozent der Bewohner Haags und aus den umliegenden Ortsteilen besuchen den Hauptort mindestens einmal in der Woche. Die schlechte Nachricht: Zufrieden sind die Haager mit ihrer Ortsmitte nicht. „Wir haben jeden unserer Experten gefragt: Wo trifft man sich in Haag? Und wenn die Antwort ist in Wasserburg, dann fehlt etwas im Ort“, erklärte Leiner. Wie groß das Leid der Haager sei, zeige sich auch daran, dass viele Menschen angegeben hätten: Inzwischen sei es ihnen egal, was passiere, Hauptsache es passiere etwas. „Der Handlungsdruck ist extrem hoch, das haben wir in der Befragung gemerkt.“

Aufenthaltsorte fehlen

Das Problem vor allem, so Leiner, Aufenthaltsorte, Plätze zum Verweilen würden in Haag fehlen. So gaben 77 Prozent der Haager an, die Ortsmitte zu besuchen, um Geld bei der Bank abzuheben. Nur 35 Prozent gab an, sich in die Ortsmitte zum Treffen mit Freunden und zum spazieren gehen zu begeben. Zwei Drittel der Haager verbleiben in der Ortsmitte weniger als eine Stunde. Eine sehr geringe Dauer, fand Leiner.

Auf großes Interesse bei den Bürgern stieß die Informationsveranstaltung zum „Masterplan Ortsmitte“.

Überrascht war der Experte von diesem Ergebnis aber nicht, denn die Wohlfühlfaktoren Sicherheit, wie Schutz vor Verkehr und unangenehmen Sinneseindrücken, Komfort, wie das Angebot von Aufenthaltsflächen und Sitzgelegenheiten, sowie Beglückendes, wie Orte, die ein angenehmes Klima haben und vor Umwelteinflüssen schützen, seien in Haag nicht erfüllt. „Eine Ortsmitte sollte einen zentralen Raum haben, der alle Bedürfnisse erfüllt. Nur dann gehen wir dorthin, dann fühlen wir uns dort wohl“, erklärte Leiner. Ein solcher Platz fehle in Haag aktuell.

Probleme: Verkehr und Parksituation

Das erklärte auch Rainer Heinz, der sich mit den Gegebenheiten in der Haager Ortsmitte auseinandergesetzt hatte. Das Grundproblem, das er vor allem sehe, sei die Prägung durch die ehemaligen beiden Bundesstraßen. So seien an der Wasserburger Straße und der Hauptstraße, also den beiden zentralen Verkehrsachsen, immer noch die ehemalige B 15 beziehungsweise B 12 zu erkennen. „An der Wasserburger Straße haben wir zum Beispiel kein Grün. Es gibt keinen Aufenthaltsraum, auch das Gehen an der Straße ist schwierig.“ Ähnlich sei die Situation an der Hauptstraße. „Hier haben wir eine hohe Geschäftsnutzung, aber die Bürgersteige sind auf beiden Seiten dafür völlig unzureichend.“

Ein Problem ist es auch, dass alle Orte, die sich für einen Aufenthalt eigenen würden – Marktplatz, Bräuhausplatz, Kirchplatz und Kerngarten – vom Parken überdurchschnittlich geprägt seien. „Am Markplatz kann die Fläche zwar von Fußgängern betreten werden, aber durch die parkenden Autos hat man ständig das Gefühl, es ist ein Platz, der für Pkw da ist“, erläuterte Heinz.

Dennoch war den beiden wichtig, das Auto und das Parken nicht zu verteufeln. „Die Erreichbarkeit mit dem Pkw spielt vor allem für die Ortsteile eine wesentliche Rolle, das ist nicht zu vernachlässigen“, betonte Leiner. „Aber wir müssen uns überlegen, wie wir damit umgehen.“ Insbesondere auch aufgrund der Tatsache, dass 33,8 Prozent der Haager angaben, das hohe Verkehrsaufkommen in der Ortsmitte als negativ wahrzunehmen.

Weitere Besuchsgründe nötig

Die Auswirkung sind laut den Experten: Die wenigsten Haager würden aus einem anderen Grund als zur Versorgung in die Ortsmitte kommen. Und das könnte insbesondere in der Zukunft ein Problem darstellen. „Wenn wir uns die Entwicklung anschauen, dann verliert das Einkaufen als Hauptbesuchsgrund von Ortmitten immer mehr an Bedeutung“, erklärte Leiner. „Es wird immer ein Nebenbesuchsgrund bleiben, aber es tut einer Ortsmitte gut, andere Besuchsgründe zu haben.“ Insbesondere auch angesichts der alternden Gesellschaft, denn vor allem bei Rentnern habe das Einkaufen einen weniger hohen Stellenwert. „Eine Ortsmitte muss ein Alltagsort sein, wo man nicht nur zum Versorgen hingeht, sondern auch, um Leute zu treffen.“ In Haag sei dies aktuell nicht der Fall.

Doch es gebe Orte, die sich dafür anbieten würden. „Viele Befragte haben angegeben: Es ist nichts schön in Haag, aber es könnte vieles Schönes sein“, erklärte Leiner. Diese sehe er ähnlich. Eine Sanierung des Ortes müsse her und ein Konzept für die Plätze, angepasst auf die verschiedenen Gegebenheiten und die Bedürfnisse der unterschiedlichen Bevölkerungsgruppen. „Wir würden vorschlagen, den Kerngarten wieder zu einem zentralen Treffpunkt zu machen. Der Markplatz soll für Versammlungen und zur Repräsentation dienen. Das Schlossturmareal ist ebenfalls zur Repräsentation und als Symbol gedacht. Den Bräuhausplatz würden wir als multifunktionalen Platz zum Parken und für Veranstaltungen nutzen“, erklärte Leiner. Ein Vorschlag, der bei den Haagern positiv wahrgenommen wurde. Er wird nun noch in weiteren Bürgerworkshops konkreter ausgearbeitet. Das Konzept „Masterplan Ortsmitte“ soll bis Ende des Jahres stehen. Die Hoffnung, dass die Haager dann in einigen Jahren zufriedener sind mit ihrer eigenen Heimatgemeinde, bleibt also.

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