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Anlieger finden: „Es gibt bessere Standorte“

Ringen um Container-Unterkunft für Flüchtlinge: Post-Parkplatz in Haag „absolut ungeeignet“

Stefan Kern, Georg Thaler und Elisabeth Irrgang (von links) sind gegen den Container-Standort hinter der ehemaligen Post in Haag.
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Stefan Kern, Georg Thaler und Elisabeth Irrgang (von links) sind gegen den Container-Standort hinter der ehemaligen Post in Haag.

Die Suche nach einem Container-Standort für Flüchtlinge in Haag gestaltet sich schwierig. Der vorgeschlagene Post-Parkplatz stößt auf Widerstand bei Anwohnern. Unter ihnen Stefan Kern (51), Georg Thaler (64) und Elisabeth Irrgang (59). Warum der Platz in der Rainbachstraße für sie nicht infrage kommt.

Haag – Die Marktgemeinde Haag sucht händeringend nach einem geeigneten Standort für die Unterbringung von Geflüchteten. Im Gespräch war zunächst der Parkplatz des Krankenhauses, der vom Landratsamt aber abgelehnt wurde. Mehrere Bürger und auch der Klinikvorstand sprachen sich vehement dagegen aus.

Geprüft wird derzeit also die Alternative, die der Gemeinderat in einer Sitzung im vergangenen Jahr vorgeschlagen hatte: der Parkplatz hinter der ehemaligen Post, in der Rainbachstraße. Doch auch gegen diesen Standort rührt sich Widerstand.

Stefan Kern (51), Georg Thaler (64) und Elisabeth Irrgang (59) wohnen in unmittelbarer Nähe des Post-Parkplatzes. Sie halten den Vorschlag der Marktgemeinde für „absolut ungeeignet“. Schon im Vorfeld hatten Bürger eine Unterschriftenaktion gestartet, über 650 Signaturen dagegen sind bisher zusammengekommen, wie Kern berichtet. Rund 20 Leute hatten sich vor der letzten Bauausschuss-Sitzung im vergangenen Jahr vor dem Rathaus versammelt und die Liste Bürgermeisterin Sissi Schätz vorgelegt.

Auf diesem Parkplatz in Haag – hinter der ehemaligen Post – soll möglicherweise ein Container-Standort für Geflüchtete entstehen.

Die meisten Personen, die unterschrieben haben, kommen aus Haag. Manche stammen aus den umliegenden Gemeinden und nutzen den Post-Parkplatz zum Pendeln. Einer der vielen Gründe, warum der Standort nicht infrage komme, finden Kern, Thaler und Irrgang.

Zu wenig Parkplätze

„Wir haben in Haag sowieso schon zu wenig Parkplätze. Das war bei der Umfrage zur Belebung des Ortskerns, die die Marktgemeinde plant, ein Wunsch der Bürger: nicht weniger, sondern mehr Stellplätze“, verdeutlicht Kern. „Die Parkmöglichkeit hinter der ehemaligen Post fällt dann weg. Dann bleibt nur noch der Bereich hinter dem Bürgersaal und der ist auch immer voll.“

Darüber hinaus finden Kern, Thaler und Irrgang, dass der Standort mitten im Ort ungünstig sei. „Wir wissen ja nicht, wie viele Geflüchtete in den Container einziehen sollen. Es hieß, zwischen 50 und 100 Personen. Wie sollen bis zu 100 Menschen auf dieser kleinen Fläche leben?“, fragt sich Kern. „Rundherum ist viel Verkehr, die Münchener- und Rainbachstraße sind stark befahren“, erklärt er. „Sicherlich ziehen dort auch Familien ein. Die haben überhaupt keinen Platz, um dort zu leben, die Kinder nicht, um zu spielen“, sagt er.

Der Parkplatz am Krankenhaus in Haag kommt als Container-Standort nicht infrage. Momentan prüft das Landratsamt den Stellplatz hinter der alten Post als Alternative zur Unterbringung von Geflüchteten.

„Ganz zu schweigen von der Lärmkulisse, die rund 100 Personen einfach mit sich bringen“, erklärt Thaler. „Auf diesem Parkplatz soll das Leben der Geflüchteten stattfinden. Das ist für uns keine menschenwürdige Unterbringung, hier so eingepfercht“, erläutert er. Auch die übrigen Anwohner würden sich vom Vorschlag des Gemeinderats wenig begeistert zeigen – wie die Unterschriftenaktion beweisen würde.

„Es gibt bessere Standorte als hier mitten im Ort“, pflichtet Irrgang bei. „Man muss auch realistisch sein: die Anzahl der Geflüchteten, die in nächster Zeit ankommen wird, nimmt weiter zu. Dann reicht der Post-Parkplatz nicht mehr aus“, sagt die Haagerin. „Als Alternative würde eventuell das Areal neben der Firma Schletter an der B12 infrage kommen. Dort könnten – wenn nötig – mehr Personen untergebracht werden“, meint Kern. Auch die Aussage des Gemeinderats, dass eine Unterbringung außerhalb von Haag schwierig sei, da die Asylbewerber und Flüchtlinge zu Fuß in den Ort gehen müssten, ist für Kern, Thaler und Irrgang kein schlagkräftiges Argument. „Ich habe selbst zwei Kinder. Von Heranwachsenden ab der 5. Klasse wird auch erwartet, dass sie bis zu drei Kilometer zur Schule laufen“, verdeutlicht Kern.

Entscheidung obliegt der Marktgemeinde

„Wir haben unser Anliegen der Bürgermeisterin und dem Landrat vorgetragen. Die Antwort des Landratsamts war, dass der Antrag derzeit geprüft werde, die Entscheidung aber bei der Marktgemeinde liege“, berichtet Thaler. So hoffen die drei Haager und die über 650 Bürger, die auf der Liste unterschrieben haben, dass der Gemeinderat die Sorgen der Bürger ernst nimmt und einen alternativen Standort sucht.

Bürgermeisterin Sissi Schätz.

Ortsbegehung mit Bürgermeisterin und Landrat

Bürgermeisterin Sissi Schätz weiß um die Sorgen und Bedenken der Bürger. Sie wisse aber auch, dass jeder Standort, der für den Container zur Unterbringung von Geflüchteten infrage kommen würde, Kritik hervorrufen werde.

Die Prüfung durch das Landratsamt erfolge noch. Das bestätigt auch die Behörde. Die Rathauschefin will zunächst eine Ortsbegehung mit Landrat Max Heimerl und den betroffenen Bürgern. Dabei solle festgestellt werden, ob der Parkplatz hinter der ehemaligen Post als Standort tauglich sei. „Die Lage am Krankenhaus-Parkplatz wurde unter anderem wieder verworfen, weil dieser zu nah an der Wohnbebauung ist“, erklärt Schätz. „Es ist also möglich, dass es beim Post-Parkplatz genauso ist.“ Trotzdem wisse sie nicht genau, unter welchen Kriterien das Landratsamt einen Standort prüfe. Diese Fragen sollen bei der Ortsbegehung geklärt werden.

Einen anderen Standort auszuwählen, sei schwierig, meint die Bürgermeisterin. Alle „wirklich realistischen Plätze“, die infrage kommen würden, seien im Gemeinderat diskutiert worden: der Bolzplatz, der Rathaushof, das Gelände neben dem Wertstoffhof, das Areal am Freibad. Sie wurden vom Gremium abgelehnt.

Auch der Vorschlag von Stefan Kern, Georg Thaler und Elisabeth Irrgang, den Container neben dem Schletter-Areal aufzustellen, sei nicht umsetzbar. „Es handelt sich um nicht-erschlossene Landwirtschaftsfläche, die verpachtet ist“, erklärt sie. „Möglich wäre nur noch der Bereich in Winden, neben der B12“.

Mittlerweile hätten sich aber auch Bürger gemeldet und Wohnraum für Geflüchtete angeboten. „Wir müssen erst einmal eruieren, wie viele Personen bereits untergekommen sind. Es sind bestimmt schon rund 60 Flüchtlinge und Asylbewerber, die die Marktgemeinde aufgenommen hat“, sagt die Rathauschefin. „Es sollten alle 31 Kommunen im Landkreis Mühldorf Vorschläge für Standorte machen, abgesehen von Mühldorf und Waldkraiburg, weil dort die Quote längst erfüllt ist. Vielleicht hat sich inzwischen etwas ergeben“, hofft die Rathauschefin.

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