Zehn Hinweise in der Region seit Mitte April
Reelle Gefahr: Das solltet Ihr auf keinen Fall tun, wenn Ihr einem Bären begegnet
Es ist mittlerweile nicht mehr weit hergeholt, einem Bären Aug´ in Aug´ gegenüberzustehen. Gerade in der beginnenden Bergsaison sollten Touristen und Ausflügler aufpassen. Nicht erst nach dem erneuten Nachweis in Siegsdorf und dem Berchtesgadener Land.
Natürlich ist es eine Art Albtraumszenario - aber mittlerweile ein reales. Einem Braunbären von Angesicht zu Angesicht gegenüberzustehen, kann äußerst gefährlich werden und in seltenen Fällen tödlich enden. In den vergangenen Wochen rückte das Thema Bär wieder in den Fokus.
Aktuelle Situation: Bärenpräsenz in den Alpen
In Trentino tötete ein Tier den 26-jährigen Jogger Andrea, in Slowenien wurde ein Spaziergänger angegriffen und verletzt und in Bayern und der Region sorgen Schafrisse und andere Spuren für Aufsehen. Erst am vergangenen Sonntag (7. Mai) tappte ein Braunbär in eine Fotofalle bei Siegsdorf. Am 9. Mai bestätigte das Bayerische Landesamt für Umwelt (LfU) zudem einen Nachweis im Landkreis Berchtesgadener Land.
Die Südtiroler Landesverwaltung geht aktuell von 73 bis 92 Bären in den Zentralalpen aus. Mit Jungtieren sollen es knapp über 100 Tiere sein. In den vergangenen Wochen (seit dem 15. April) wurden in Bayern achtmal Hinweise auf Bären bestätigt - alle im Landkreis Miesbach und Rosenheim. Jetzt also auch in Siegsdorf und dem Berchtesgadener Land. Ob es sich immer um ein und denselben Bären handelt oder ob mehrere Raubtiere unterwegs sind, ist unklar. Braunbären können bis zu 50 Kilometer pro Tag zurücklegen.
Die nächste Bärenpopulation befindet sich im italienischen Trentino, etwa 120 km von Bayern entfernt. Weitere Einzeltiere kommen laut LfU im Dreiländereck von Slowenien, Italien und Österreich vor. Vor allem halbwüchsige Bärenmännchen legen auf der Suche nach einem eigenen Territorium oft weite Strecken zurück. So wandern aus dem Kerngebiet nördlich des Gardasees immer wieder einzelne Tiere in den nördlichen Alpenraum.
Wahrscheinlichkeit einer dauerhaften Ansiedlung von Bären in Bayern
Eine Bärenpopulation breitet sich grundlegend nur sehr langsam aus. Bärentöchter versuchen in der Regel, sich ein Gebiet nahe ihrer Mutter zu sichern. Nur die jungen Männchen streifen eben zum Teil sehr weit umher, um Anschluss an nicht verwandte Tiere zu bekommen.
Dabei sind sie mehrere Monate oder wenige Jahre unterwegs. Finden sie keine Partnerin, kehren sie wieder in ihre Heimat, das italienische Trentino zurück. „Deshalb ist es nicht zu erwarten, dass Bären sich in Bayern dauerhaft ansiedeln. Einzelne Männchen können durchaus einige Zeit entlang der nördlichen Alpenkette unterwegs sein“, sagt das LfU.
Die aktuelle Situation und Nachweise in der Region zeigen aber eben auch, dass ein Zusammentreffen mit einem Bären nicht unmöglich ist. Deshalb gilt es einige Dinge zu beachten.
Wichtige Verhaltensregeln, wenn man auf einen Bären trifft:
- Wenn Sie einen Bären sehen, zeigen Sie Respekt und halten Abstand.
- Bleiben Sie möglichst ruhig und gelassen.
- Bleiben Sie stehen und machen Sie den Bären durch ruhiges Sprechen und langsame Armbewegungen auf sich aufmerksam.
- Sehen Sie Jungbären, ist höchste Vorsicht geboten. Diese sind nie alleine unterwegs, erklärt der WWF. Ziehen Sie sich langsam und ruhig zurück, denn die Bärenmutter dürfte in der Nähe sein und wird dann aggressiv, wenn sie ihren Nachwuchs als bedroht ansieht.
- Rennen Sie nicht weg und nähern Sie sich dem Tier nicht.
- Stellen Sie ihm auf keinen Fall nach, sondern lassen Sie ihn in Ruhe. Das Tier könnte sich bedrängt fühlen und sich ggf. verteidigen.
- Versuchen Sie nicht, den Bären zu verscheuchen. Werfen Sie keine Äste oder Steine nach ihm.
- Behalten Sie den Bären im Auge und treten Sie langsam und kontrolliert den Rückzug an. Lassen Sie dem Bären in jedem Fall eine Ausweichmöglichkeit.
- Meiden Sie ebenfalls dichtes Gebüsch. So verhindern Sie, dass Sie einen Bären überraschen, und geben den Tieren so die Möglichkeit, Ihnen frühzeitig aus dem Weg zu gehen.
- Ein Forscherteam aus den USA und Kanada fand heraus, dass - sollte es wirklich zu einer Art Kampf kommen - Pfefferspray effektiver zu sein scheint als Schusswaffen. Eine Studie, die laut Spiegel.de im Fachmagazin „Journal of Wildlife Management“ veröffentlicht wurde, legt das nahe. In 92 Prozent der Fälle wichen die Bären zurück. „Ich gehe nur noch mit einem Pfefferspray in den Wald“, berichtet eine Pächterin einer Alm an der bayerischen Grenze zu Tirol unserem Partnerportal merkur.de von IPPEN.MEDIA.
- Gehen Sie mit ihrem Hund Gassi und begegnen einem Bären, gilt auch hier als oberste Prämisse: Die Ruhe bewahren. Aber klar muss sein, in Wäldern, in denen mit Bären zu rechnen ist, gehören Hunde zwingend an die Leine. Offenbar liegen Konflikte mit Bären häufig an frei laufenden Hunden, da diese den Bären nachstellen.
Generell gilt zudem, bei Aufenthalten in der Natur - z.B. auf einem Wanderweg -, keine Essensreste oder Müll zurückzulassen.
Solltet Ihr tatsächlich einem Bären begegnen, meldet dies bitte an die Fachstelle „Große Beutegreifer“ des Bayerischen Landesamts für Umwelt (LfU), bei Ihrem Landratsamt oder bei der Polizei.
Bei Auffinden von verletzten oder toten Nutztieren, die durch große Beutegreifer entstanden sein könnten, gibt es ebenfalls wichtige Vorgehensweisen:
- Sichern Sie die übrigen Weidetiere und versorgen verletzte Tiere.
- Belassen Sie den Kadaver am Fundort und dokumentieren Sie mit Fotos.
- Schützen Sie den Kadaver und Fährtenabdrücke vor Witterung (Eimer, Planen) und anderen Tieren (Hund, Fuchs).
- Melden Sie Schäden an Nutztieren bitte umgehend telefonisch an das LfU, außerhalb der unten angegebenen Zeiten an die örtliche Polizeidienststelle.
mz