Absage für „Wasserburg leuchtet“ - die Hintergründe
„Kann lebensgefährlich werden“: Heftige Wetterkapriolen der „Tod vieler Open-Air-Events“
Vor wenigen Tagen noch hochsommerliche Temperaturen um die 30 Grad, jetzt hat ein massives Tief die Region fest im Griff. Regen und Kälte fordern bereits erste Opfer: „Wasserburg leuchtet“ fällt buchstäblich ins Wasser. Was die Absage für die Stadt bedeutet:
Wasserburg am Inn - Am Samstag, 14. September, wäre es wieder so weit gewesen: Die Altstadt hätte sich in ein buntes Lichtermeer verwandelt. Unzählige Projektoren werfen kunstvolle Bilder an die Häuserfassaden und sorgen so für eine einmalige Atmosphäre bei „Wasserburg leuchtet“.
Genau hier liegt das Problem: Die sensible Technik und der aufwendige Aufbau der Veranstaltung benötigen zwei volle Tage. Dies sei bei den vorhergesagten Wetterbedingungen bei Regen und Temperaturen um die 10 Grad nicht möglich, heißt es am Mittwochabend (11. September) in einer Pressemitteilung der Veranstalter.
Starker Wind soll am Wochenende aufkommen
„Es geht ja nicht nur um den Samstag als Veranstaltungstag, sondern um die gesamte vorausgehende Organisation. Wenn es zwei Tage vorher stark regnet, ist es fast unmöglich, aufzubauen, zu testen und einzuleuchten“, erklärt Urs Hasler vom „Projekt Wasserburg Leuchtet e.V.“ zu den Hintergründen.
Darüber hinaus soll am Wochenende ein starker Wind aufkommen. Dies dürfe nicht unterschätzt werden. „Bei solchen Veranstaltungen, bei denen wir eine Kinoleinwand aufbauen und 140 Liegestühle bereit stellen, kann das lebensgefährlich werden, sollten heftige Böen durch die Stadt fegen“, betont Hasler den Ernst der Lage.
„Zu guter Letzt: Unsere Veranstaltung lebt von einer angenehmen Stimmung. Wer hat Lust, bei unglaublich tiefen Temperaturen und Regen durch die Stadt zu schlendern? Das macht doch keinen Spaß.“
Freiluftveranstaltungen wie „Wasserburg leuchtet“ sind immer mit einem gewissen Risiko verbunden - und im Wetter steckt man nicht drin, räumt Hasler ein.
„Natürlich kann man sagen, aufgrund der extremen Wetterkapriolen, die immer heftiger werden, gibt es immer weniger Open-Air-Events. Wir können es aber auch positiv sehen und hervorheben, dass wir 18 Mal Glück hatten - im nächsten Jahr probieren wir es einfach wieder. Wir sind zuversichtlich, dass auch das neu ausgearbeitete Konzept gut funktioniert und sich die Probleme aus dem vergangenen Jahr künftig nicht mehr wiederholen.“
Heuer lässt Petrus die Veranstalter im Regen stehen - wäre ein spontaner Ersatztermin keine Option gewesen? „Verschieben wäre tatsächlich schwierig geworden. Die behördliche Genehmigung des Events beansprucht eine gewisse Zeit, die Foodtrucks haben einen engen Terminplan und es ist natürlich auch eine Kostensache, wenn Künstler beispielsweise extra aus Berlin anreisen - die sind schließlich auch anderweitig arrangiert.“
„Wasserburg leuchtet“ zählt in den Augen des Stadtmanagers Simon Arnold zu den „herausragendsten Veranstaltung“, die die Innstadt bietet: „Es ist für uns ein absolutes Aushängeschild, das Jahr für Jahr tausende Besucher anlockt. Wir waren damals unter den ersten Städten, die in Europa eine solche Veranstaltung ins Leben gerufen haben - inzwischen hat es viele Nachahmer wie in Berlin oder in Augsburg gefunden, wenn auch in abgewandelter Form.“
Er bedauert die Absage daher sehr, zeigt sich jedoch verständnisvoll: „Die Entscheidung ist nachvollziehbar. Jeder, der mit Strom arbeitet, weiß, dass die Kombination mit Wasser nicht die beste ist.“ Zudem würden zahlreiche Regenschirme die Sicht auf die Kunstwerke beeinträchtigen. Bei „Wasserburg leuchtet“ gehe es schließlich ums Sehen.
Tod für viele Open-Air-Veranstaltungen
Wettertechnisch sei es „brutal“, wie die Niederschlagsmengen die Branche treffe: „Die heftigen Wetterwechsel mit viel Regen sind dieses Jahr der Tod vieler Open-Air-Events. Ich kann mich nicht erinnern, je so einen unbeständigen Sommer erlebt zu haben.“
Verschieben wäre auch in seinen Augen keine Alternative gewesen: Je weiter es in den Herbst hineingehe, desto unsicherer würde es werden. Das Event benötige eine gewisse Dunkelheit, die im September ab 20 Uhr eintritt - und so ideale Bedingungen für die Projektionen schafft. Daher werde „Wasserburg leuchtet“ im kommenden Jahr zur selben Jahreszeit am 13. September 2025 stattfinden.
Die Absage von „Wasserburg leuchtet“ ist auch für die Gastronomie ein herber Schlag. Miri Sommer, Betreiberin des „Roten Turms“ in der Hofstatt sagt, es sei tragisch, dass „Wasserburg leuchtet“ heuer das gleiche Schicksal ereilt, wie es letztes Jahr dem Nachtflohmarkt widerfahren ist. „Ich kann es allerdings verstehen. Bei schlechtem Wetter und Regen wären wohl auch weniger Besucher gekommen als sonst.“
Party trotz mieser Wetterprognosen
Miri aber lässt sich nicht unterkriegen: Der „Rote Turm“ wird am Samstag trotzdem leuchten und das Team freut sich über jeden Besucher, der trotz des abgesagten Events am Samstag den Weg in die Altstadt findet: „Wir haben ganz normal geöffnet. Ab 22 Uhr wird umgebaut und um 23 Uhr geht die Party los - 80er und Indie Rock machen den Anfang und danach geht es weiter mit Elektro und Techno.“
Auch im „Der Berg ruft“ um die Betreiber Martin Rathmann, Miko Rein und Wanja Belaga wird ab 22.30 Uhr gefeiert: Die „Wasserburg Leuchtet Afterparty“ außerhalb der Altstadt in der Salzburger Straße wird dennoch über die Bühne gehen. Gleich drei DJ‘s heizen den Gästen bei den prophezeiten niedrigen Temperaturen kräftig ein. (mb)