„Verantwortungslos und naiv“
„Überfüllte Altstadt, fahrlässiges Sicherheitskonzept?“ „Wasserburg leuchtet“ in der Kritik
„Verantwortungsloses, naives Sicherheitskonzept“, „Massenhysterie“: „Wasserburg leuchtet“ wird in den sozialen Medien heftig kritisiert. Was der Verein und die Stadt zu den Vorwürfen sagen.
Wasserburg – Zuerst lange Warteschlangen, anschließend eine überfüllte Altstadt: Für viele Besucher entpuppte sich „Wasserburg leuchtet“ am Samstagabend (16. September), als eine Enttäuschung. Insbesondere zwischen Hofstatt und Ledererzeile drängten sich die Leute, ein Durchkommen war zeitweise kaum mehr möglich.
In den sozialen Medien und bei den Google-Rezensionen häufen sich nun die Kritiken, unter anderem von verärgerten Besuchern, die von zu hohen Eintrittspreisen bei wenig Beleuchtung schreiben und von Foodtrucks, denen schon um zehn Uhr das Essen ausging. Das Fazit der Veranstaltung nach drei Jahren Pause fällt in den Online-Foren eher negativ aus.
Das größte Problem für viele ist jedoch das Sicherheitskonzept. „Eine vollkommen überfüllte Altstadt macht den Eindruck, dass niemand die Menschenmassen erfasst, beschränkt oder gesteuert hat“, schreibt ein Nutzer auf Google. „Beim kleinsten Vorkommnis wäre dort die Hölle ausgebrochen, á la Love Parade. Verantwortungslos und naiv, wie damit umgegangen wurde.“ Andere schreiben gar von einer „Massenhysterie“, einer „lebensgefährlichen Veranstaltung“ oder vergleichen das Gedränge mit dem Oktoberfest.
Veranstalter gibt zu: „Es war zu voll“
Auch den Veranstalter Urs Hasler, Vorsitzender des Vereins „Wasserburg leuchtet“, haben die Kritiken schon erreicht. Er gibt zu, es sei „zu voll“ gewesen. „Als Veranstalter ist es natürlich immer schwierig abzuschätzen, wie viele Leute kommen“, sagt Hasler. Grundsätzlich habe es aber ein Sicherheitskonzept gegeben, das bereits zwei bis drei Wochen vorher mit der Polizei, Feuerwehr, Rettungsdienst und Stadtverwaltung abgesprochen worden sei. Auch während der Veranstaltung habe es einen Krisenstab gegeben, der über eine mögliche Schließung der Kassen diskutiert habe. „Aber so etwas ist nie leicht durchzuführen“, sagt Hasler. „Die Menschen kommen von weiter weg, zum Teil sind sie aus München angereist. Wenn sie dann vor verschlossenen Toren stehen, sorgt das erfahrungsgemäß für ordentlich Zoff“, erklärt er die Situation.
Trotz allem sei man kurz davor gewesen, einen Einlass-Stopp zu verkünden. „Wir haben uns zwischenzeitlich dazu entschieden, noch eine halbe Stunde zu warten. In dieser Zeit haben wir aber gesehen, dass viele Besucher die Altstadt schon wieder verlassen haben. Wahrscheinlich auch, weil es ihnen zu voll war“, sagt Hasler. „Entsprechend haben wir uns dagegen entschieden, die Kassen zu schließen.“
Krisengespräch ist geplant
Der große Besucherstrom habe aber auch enorme Auswirkungen auf die Veranstaltung selbst gehabt. „Wir konnten gar nicht alles aufbauen, was wir wollten, weil uns der Platz ausgegangen ist“, bedauert Hasler. Nächstes Jahr soll es deshalb auf jeden Fall anders laufen. „So möchten wir nicht, dass es läuft“, sagt der Vereinsvorsitzende. „Wir haben das Problem definitiv erkannt.“ Noch diese Woche sei ein Krisengespräch mit der Stadt, Polizei, Feuerwehr und Rettungsdienst angedacht, um das Sicherheitskonzept für nächstes Jahr zu überdenken. „Wir überlegen, ob wir stärker auf einen Online-Vorverkauf setzen, um die Besucheranzahl im Vorfeld besser kontrollieren zu können.“
Dass diese Woche ein Krisengespräch stattfinden werde, bestätigt auch Thomas Rothmaier, Geschäftsstellenleiter der Stadt Wasserburg. „Wir werden uns zusammensetzen, um Bilanz zu ziehen“, sagt er. Grundsätzlich müsse jeder Veranstalter bei der Stadt ein Sicherheitskonzept vorlegen, wie das auch Urs Hasler getan habe. In der Planung wäre die Rede von rund 4.000 Besuchern gewesen. So viele Gäste seien in den Jahren zuvor gekommen, weswegen der Veranstalter wohl von dieser Anzahl ausgegangen sei. Aber: „Mit so vielen Leuten hat keiner gerechnet“, so der Geschäftsstellenleiter. Die Entscheidung, keine Besucher mehr einzulassen, wenn die Maximalzahl erreicht sei, liege beim Veranstalter. „Er muss es koordinieren und situationsbedingt reagieren“, erklärt Rothmaier. „Aber einfach so die Schotten dicht machen, ist auch schwierig, gerade wenn so viele von außerhalb kommen. Es ist ein echtes Dilemma“, verdeutlicht er.
