Die „Marke Wasserburg“ stärken
Stadt-Manager hat „Block voller Ideen“: Worauf sich die Wasserburger heuer noch freuen dürfen
Sommer-Klavier, „Gute Fee“, Vereins-Equipment-Börse, Runder Tisch zur Gastro: Stadt-Manager Simon Arnold hat viele Ideen für Wasserburg. Was der 39-Jährige seit seinem Amtsantritt im Mai 2023 geschafft hat, wo er Verbesserungspotenzial sieht und warum es auch schon Kritik gab.
Wasserburg – Wenn jemand für seine Arbeit brennt, dann ist es Simon Arnold, Ansprechpartner für das Stadtmanagement von Wasserburg. Wobei – so neu ist der 39-Jährige gar nicht mehr. Im Mai 2023 hat er die Stelle angetreten. Seitdem ist einiges passiert. „Mein Aufgabenbereich ist sehr vielfältig“, erklärt Arnold. Für den Wasserburger war es eine „immense Umstellung“, von einem Privatunternehmen in den öffentlichen Dienst zu wechseln. Es war ein „großer Lernprozess“. „Ich war es gewohnt, selbst Entscheidungen zu treffen. Das geht jetzt nicht mehr so einfach“, betont er angesichts der Einbindung seiner Stelle in die Rathaus-Abläufe. „Aber ich bin ja kompromissbereit“, sagt er lachend.
Ideen-Stammtisch im Gimplkeller
Aber: Die Findungsphase sei jetzt vorbei, nun gehe es in die Umsetzung. Ideen hat der 39-Jährige genug, „einen ganzen Block voll davon“. Manches sei aber auch vorgegeben, wie beispielsweise das Thema „Nachtökonomie“, das der Stadtrat angestoßen habe. Zu diesem Thema gab es am 7. Februar im Gimplkeller einen Ideen-Stammtisch für die Bürger. Hier könne jeder etwas beitragen, sagt Arnold. „Nachtökonomie“: Dabei handle es sich aber nicht nur um die Themenbereiche „Weggehen oder Barszene“, wie er erklärt. „Das Arbeitsleben hat sich sehr verändert, es gibt keine Hauptgeschäftszeiten mehr von 9 bis 17 Uhr. Trotzdem ist in Wasserburg vor und nach dieser Zeit nicht mehr viel los – auch im Hinblick auf Einzelhandel oder Taxis“, sagt er. „Hier gibt es eindeutig noch Nachholbedarf“, so der Stadtmanager.
Auch im Hinblick auf die Gastronomie könne sicherlich noch einiges verbessert werden, obwohl Wasserburg „grundsätzlich gut aufgestellt“ sei. Im März plant Arnold einen „Runden Tisch“ mit den Gastronomen. Ebenso könne der Einzelhandel noch gestärkt werden, meint er. „Im Vergleich zu anderen Städten läuft es in Wasserburg recht gut, aber alle kämpfen gegen den Endgegner Internet. Ich denke, man kann Synergien bilden und die Kräfte bündeln“, sagt er. Dazu will Arnold ein „Marketing-Café“ einrichten. Anhand von „Best Practice“-Beispielen soll aufgezeigt werden, wie die Wirtschaft in Wasserburg gestärkt werden könnte. „Manche Unternehmen haben beispielsweise keinen Internetauftritt“, sagt er. „Das kann sicherlich noch verbessert werden“.
„An so etwas erinnern sich die Leute“
Weiter will Arnold einige Geschäfte mit dem Label „Gute Fee“ auszeichnen. „Jeder, der Kinder hat, kennt das Problem: Man ist unterwegs, das Kind fällt hin, das Knie ist aufgeschürft – und der Tag damit gelaufen“, erklärt er. „Bei den Anlaufstellen ‚Gute Fee‘ bekommen die Kids ein Pflaster oder ein Kühlpack. Da ist schon geholfen“, nennt er als Beispiel. „Vielleicht wäre das ein oder andere Geschäft bereit, sich als ‚Gute Fee‘ kennzeichnen zu lassen. Diese kleine Hilfe merken sich die Familien – und das sind wiederum potenzielle Kunden“, erläutert er das Vorhaben. „Es ist so ähnlich wie die ‚nette Toilette‘, die es in der Altstadt schon gibt. An so etwas erinnern sich die Leute“, ist er überzeugt.
Auch der erste öffentliche Ideen-Stammtisch im Januar, bei dem rund 20 Bürger teilgenommen hätten, sei erfolgreich gewesen. „Die Leute haben viele Vorschläge gemacht. Ein großer Punkt war das Thema Verkehr und Sicherheit. Eine Dame schlug vor, die Sitzbänke in Wasserburg zu nummerieren, damit bei einem Notfall die Einsatzkräfte sofort wissen würden, wo sie hinmüssen“, berichtet er. Er werde klären, ob dies möglich und sinnvoll sei.
„Ratschbankerl“ ausweisen
Mit den Sitzbänken in der Innstadt hat Arnold aber selbst noch einiges vor. Er will einige der vorhandenen Möbel als „Ratschbankerl“ ausweisen. „Wir leben in einer Gesellschaft, die vereinsamt. Das betrifft ältere Personen genauso wie jüngere Leute. Wenn jemand Lust hat auf einen Plausch, kann er sich auf das Bankerl setzen – und vielleicht hockt sich jemand dazu“, erklärt er. „Es ist ein niederschwelliges Angebot. So schaffen wir ganz einfach eine Begegnungsstätte“.
Außerdem will Arnold als zentraler Ansprechpartner für das Stadtmanagement Kindern und Jugendlichen die Möglichkeit geben, ihr Taschengeld aufzubessern. „Die Heranwachsenden sollen die Gelegenheit bekommen, sich als Straßenmusiker auszuprobieren“, erklärt er. „An ausgewiesenen Plätzen können die Kids ihre musikalischen Talente zeigen und sich gleichzeitig ein bisschen was für die Sommerkasse verdienen“, schlägt er vor. Wann genau der Termin stattfindet, weiß der Stadtmanager noch nicht, „wahrscheinlich am Wochenende vor Beginn der großen Ferien“.
„Klaviersommer“ in der Innstadt
Weiter plane Arnold ein „Sommer-Klavier“. In der Stadt soll wechselnd an verschiedenen Orten – in der Hofstatt, am Marienplatz, in der Burgau – ein Klavier aufgestellt werden, an dem jeder spielen darf. „Das gibt es auch schon in größeren Städten wie München oder London. Dort entstehen ganz tolle Jamsessions“, zeigt er sich begeistert. So etwas wünsche er sich auch für Wasserburg. „Und jeder bringt bei einem Klavier einen Ton raus, bei einer Geige ginge das beispielsweise nicht“, erklärt er die Wahl des Instruments. Ein weiteres Projekt des 39-Jährigen, in Zusammenarbeit mit dem AK 68: „Street-Art“-Malerei. „Das hat viele Vorteile: Es ist temporär, leise, schön und interessant“, zählt er auf. Das Vorhaben soll nach Möglichkeit 2025 verwirklicht werden.
Darüber hinaus will der Vertreter des Stadtmanagements das Ehrenamt unterstützen. „Wir haben in Wasserburg 136 Vereine, das sind wahnsinnig viele“, verdeutlicht er. Arnold könnte sich eine „Vereins-Equipment-Börse“ vorstellen, bei der alle Organisationen in eine Liste eintragen, welche Ausstattung sie besitzen – „vom Mehrfachstecker über den Sonnenschirm bis zur Bierbank“, sagt er. Gegen eine kleine Ausleihgebühr könnten sich die Vereinsmitglieder gegenseitig aushelfen. „Die Organisationen besitzen einen wahnsinnig großen Fundus“, erläutert er. „Das Equipment liegt fast das ganze Jahr unbenutzt herum. So hätten alle was davon“, meint Arnold. „Es ist wichtig, sich intelligent zu vernetzen, neue Wege zu gehen – auch im integrativen Sinne“, verdeutlicht er.
Für den guten Zweck
Weiter plant der 39-Jährige während der Weihnachtszeit eine Christbaum-Allee. Dabei sollen Tannen, die möglicherweise von der Stadt gestellt oder auch gespendet werden können, von Schulen, Kindergärten, Vereinen, Organisationen und Bürgern selbst geschmückt werden dürfen. Kurz vor Weihnachten würden die Bäume dann für einen guten Zweck versteigert. Arnold könnte sich vorstellen, die Gelder aus der Aktion „Christbaum-Allee“ beispielsweise an den Verein „Wunschbaum“ zu spenden.
Arnold hat viele Ideen, wie die Wirtschaft und die „Marke Wasserburg“ gestärkt werden könnten. Eine weitere davon ist ein eigenes Wappen für die „Wasserbürger“. „Der Altlandkreis ist sehr beliebt, das hat man allein schon gesehen, als das Kennzeichen „WS“ wieder eingeführt worden ist“, weiß der Ansprechpartner für das Stadtmanagement. Deswegen will er ein Logo entwerfen lassen, das für alle zugänglich ist, „einfach als Download“, sagt er. „Das kann benutzt werden für Käppis, Tassen, Geschirr oder aufs Auto“, zählt der 39-Jährige auf. Es soll ähnlich gestaltet werden wie das bereits vorhandene Wasserburger Wappen – ein roter Löwe mit goldener Krone.
Kritik wegen Terminüberschneidungen
Kritik am Stadtmanagement gab es erstmals bei Terminüberschneidungen. Das Altstadtspringen und das Frühjahreskonzert der Stadtkapelle finden am 4. Mai statt. Das beanstandete Georg Machl in der Stadtratssitzung. „Die Koordination würde theoretisch in meinen Aufgabenbereich fallen“, erklärt Arnold. „Aber leider hat niemand mit dem Stadtmanagement gesprochen, wann die Veranstaltungen stattfinden. Dann hätte ich eventuell noch reagieren können“, meint er. „Aber: das wird sich alles finden“, ist der Stadtmanager überzeugt. Grundsätzlich sei es schwierig gewesen, ein anderes Datum zu finden, denn in der darauffolgenden Woche beginne mit dem Frühlingsfest die nächste Großveranstaltung und am Wochenende vor dem 4. Mai finde der Georgimarkt in der Altstadt statt, hieß es auch im Stadtrat. Des Weiteren findet durch das Bürgerspiel statt. 2024 sei der Terminkalender sehr voll und wirklich freie Termine an den beliebten Sommerwochenenden seien rar, so Arnold.