Integratives Café in Wasserburg schließt
„Ich bedauere das sehr“: Stammkunden trauern um „Cafesito“ – Warum es dennoch Hoffnung gibt
Es ist eine Institution in Wasserburg: Das „Cafesito“ im Bürgerbahnhof. Zum 30. April macht die Einrichtung dicht. Die Stammgäste reagieren schockiert. Doch es gibt Hoffnung.
Wasserburg – Die Überraschung in Wasserburg ist groß: Das „Cafesito“ im Bürgerbahnhof wird zum 30. April schließen. Am Montag (29. Dezember) gab die Fairjob gGmbH, eine Tochtergesellschaft der Stiftung Attl und Betreiber des Cafés, die Entscheidung bekannt. Aus wirtschaftlichen Gründen habe man sich zu diesem Schritt entschieden, hieß es in der Pressemitteilung.
Stammgäste reagieren geschockt. „Im ersten Moment dachte ich wirklich, das glaube ich nicht“, sagt Doreen Bogram vom Behindertenbeirat der Stadt. Regelmäßig hat die Gruppe hier zum „Begegnungscafé“ geladen. Die Neuigkeit sei für sie „sehr überraschend“ gekommen. „Ich bedaure das sehr“, sagt Bogram. Zum einen würden hier Arbeitsplätze für Menschen mit Behinderung verloren, zum anderen sei das Cafesito auch eine wichtige barrierefreie Stätte in der Stadt. „Wir haben kein anderes Café in der Stadt, das ohne Probleme mit dem Rollstuhl zugänglich ist“, stellt Bogram fest. Alle anderen Gaststätten würden Hürden, wie Treppen oder Engstellen aufweisen. Entsprechend müsse die Einrichtung dringend erhalten werden.
Viele Synergie-Effekte genutzt
Auch Anne Höffer von Loewenfeld, Organisatorin des Seniorentreffs der Arbeiterwohlfahrt (AWO), zeigt sich betrübt angesichts der Nachrichten. „Das Jahr fängt ja schon gut an“, sagt sie. Der Seniorentreff sei Stammgast im Cafesito gewesen und das aus gutem Grund: „Wir wurden dort immer sehr gut behandelt“, sagt sie. Auch wenn der Blick in die Karte mal länger gedauert habe, sei das Personal immer geduldig gewesen. Der Standort sei ideal gewesen, da er gut zu Fuß und mit dem Bus erreichbar sowie barrierefrei zugänglich sei. In der Stadt gebe es keinen vergleichbaren Ort, so Höffer von Loewenfeld.
Friederike Kayser-Büker, Vorsitzender der AWO, Seniorenreferentin und eine der Initiatorinnen des Café Ratsch, bedauert den Schritt sehr. „Es gab wirklich eine gute Kooperation mit den Betreibern“, sagt sie. Zudem wurden durch das geteilte Gebäude von Bürgerbahnhof und Café viele Synergie-Effekte genutzt. Die Bewirtung habe sich positiv auf die Beratungsangebote des Bürgerbahnhofs ausgewirkt. Dies nun zu verlieren, sei sehr schade.
Zudem bedauere sie den Verlust der inklusiven Arbeitsplätze, die hier angeboten wurden. „Für solche Institutionen ist leider die Finanzierbarkeit oft das Damoklesschwert“, sagt Kayser-Büker. Sie zeigt sich jedoch optimistisch, dass auch nach April die Angebote wie Café Ratsch und Seniorentreff weiterhin im „Cafesito“ angeboten werden, ganz egal, ob es eine Bewirtung gibt. „Wir werden sie weiterführen und wir werden auch in den Räumlichkeiten bleiben“, sagt sie.
Stadt will keinen Leerstand im Gebäude
Außerdem gibt es Hoffnung: Robert Mayerhofer vom Liegenschaftsamt versichert, dass die Stadt einen Leerstand in diesen Räumlichkeiten „absolut nicht will.“ Das Gebäude gehöre der Stadt und eine Bewirtung sei für den Betrieb des Bürgerbahnhofs notwendig. Außerdem habe der Platz vor dem Café großes Potenzial und solle weiterhin genutzt werde. Entsprechend sei die Stadt bereits auf der Suche nach einem Nachmieter. „Wir haben einen möglichen Betreiber angeschrieben und bereits eine Anfrage eines Interessenten vorliegen“, sagt er.
Die Entscheidung von Fairjob gGmbH könne er nachvollziehen, doch sie sei bedauerlich. „Das hat einfach gut gepasst, auch zum Konzept des Bürgerbahnhofs“, stellt Mayerhofer fest. Die Atmosphäre im „Cafesito“ sei immer sehr gut gewesen. Das Angebot, der Grundgedanke und die Umsetzung seien genau das gewesen, was sich die Stadt gewünscht habe. Entsprechend werde es schwierig, einen geeigneten Nachfolger zu finden. Klar ist aber: Es wird wieder in Richtung Tagescafé gehen. „Der Betrieb muss zum Bürgerbahnhof passen. Das ist die Voraussetzung“, stellt Mayerhofer fest. Heißt, Besucher sollen weiterhin das Gebäude am Bahnhofsplatz 14 betreten können und sich anschließend entscheiden, ob sie den Bürgerbahnhof oder das Café besuchen. Außerdem sollen die Öffnungszeiten weiterhin mit denen des Bürgerbahnhofs übereinstimmen, so Mayerhofer.
Auch Ethel D. Kafka, Leiterin des Bürgerbahnhofs, zeigt sich „überrascht“ über die Neuigkeit. „Es ist wirklich sehr schade“, sagt sie. Das „Cafesito“ in Zusammenarbeit mit dem Bürgerbahnhof sei ein „gutes, gemeinsames Konzept“ gewesen. Beide Einrichtungen hätten mehrere Projekte zusammen gestemmt. Das Integrationscafé sei „etwas Besonderes“ gewesen, ein „guter Begegnungsort für Menschen mit und ohne Behinderung“, so Kafka. An dieser Stelle möchte sich die Leiterin beim Team des „Cafesito“ für die gute Zusammenarbeit bedanken.
