Bitte deaktivieren Sie Ihren Ad-Blocker

Für die Finanzierung unseres journalistischen Angebots sind wir auf die Anzeigen unserer Werbepartner angewiesen.

Klicken Sie oben rechts in Ihren Browser auf den Button Ihres Ad-Blockers und deaktivieren Sie die Werbeblockierung für . Danach können Sie gratis weiterlesen.

Lesen Sie wie gewohnt mit aktiviertem Ad-Blocker auf
  • Jetzt für nur 0,99€ im ersten Monat testen
  • Unbegrenzter Zugang zu allen Berichten und Exklusiv-Artikeln
  • Lesen Sie nahezu werbefrei mit aktiviertem Ad-Blocker
  • Jederzeit kündbar

Sie haben das Produkt bereits gekauft und sehen dieses Banner trotzdem? Bitte aktualisieren Sie die Seite oder loggen sich aus und wieder ein.

Ein Mammut-Vorhaben wird konkreter

Innsteg für Radler und Fußgänger: Warum das Mega-Projekt in Wasserburg keine Utopie mehr ist

Diese Visualisierung des Büros sbp zeigt eine mögliche Variante für eine Fußgänger- und Radlerbrücke über den Inn auf Höhe der Kapuzinerinsel.
+
Diese Visualisierung des Architekturbüros sbp zeigt eine mögliche Variante für eine Fußgänger- und Radlerbrücke über den Inn auf Höhe der Kapuzinerinsel. Blickwinkel: von der Schönen Aussicht aus.

Bekommt die große Rote Brücke in Wasserburg eine kleine Schwester? Tatsache ist: Der Innsteg für Fußgänger und Radfahrer ist längst keine Utopie mehr. Die Planungen werden konkreter. Einblicke in ein Bauwerk, für das die Stadt noch über viele Brücken gehen muss.

Wasserburg - Bürgermeister Michael Kölbl (SPD) dämpfte gleich zu Beginn der Beratung im Stadtrat allzu große Hoffnungen auf einen baldigen Brückenbau: Denn die Stadt habe Pflichtaufgaben in Millionenhöhe, die müssten jetzt erst einmal abgearbeitet werden. Außerdem sei das Bauvorhaben Innsteg sehr komplex und auch aufgrund des hohen Abstimmungsbedarfs noch nicht entscheidungsreif.

Und doch: Die Studie, die Daniel Gebreiter vom auf Brücken in historischen Städten spezialisierten Architekturbüro sbp aus Stuttgart vorstellte, zeigte Erstaunliches auf und weckte den Wunsch, es anzupacken. Denn die vier Varianten für die Fußgänger- und Radfahrerbrücke über die Kapuzinerinsel schauten auf den Visualisierungen sehr gut aus: zurückhaltende Bauwerke aus pflegeleichtem Stahl, fast filigran anmutend und doch Akzente setzend. Es waren deutliche Seufzer in der Runde der Stadträte am Sitzungstisch zu hören angesichts der Tatsache, dass es so schnell nichts wird mit der Brücke. Kommen wird sie jedoch, das war aus den Stellungnahmen deutlich herauszuhören.

Barrierefreier Steg für Radler und Fußgänger

Grundsätzlich geht es darum, die stark befahrene Rote Innbrücke, die keinen Radweg hat, zu entlasten. Der Innsteg soll sich in der Nähe des Busbahnhofs über die Kapuzinerinsel spannen Richtung andere Innseite. Die Machbarkeitsstudie schließt eine Variante, die schon einmal Thema war, jetzt aus: einen Steg über das Wehr der Innstaustufe. Stattdessen gab es jeweils zwei Konzepte für die Überspannung des Inns östlich und westlich auf der Kapuzinerinsel.

Die Tragwerksplaner gehen von einer Brückenbreite zwischen 3,5 bis 4,5 Metern aus. Der Innsteg soll barrierefrei gestaltet werden. Er darf die Schokoladenseite der Stadt, die Sichtbeziehung auf die Hausfassade von der Schönen Aussicht aus, nicht stören. Betroffen sind Grundstücke, die zum Teil in privater, zum Teil in städtischer Hand sind, außerdem Flächen der stillgelegten Altstadtbahn, weil der Bahntunnel an der Rampe einbezogen wird, so der Planer.

Übersicht über die vier Varianten des Innstegs.

Gebreiter stellte eine Balkenbrücke vor, die den Inn in der Osthälfte der Insel überquert, beginnend am Unterauerweg, mit zwei Pfeilern und zwei Mittelstützen. Spannweite: 87 Meter, gebaut in einer geschlossenen flächigen Konstruktionsweise. Diese Variante ist relativ niedrig. Außerdem wäre es möglich, eine leicht geneigte Bogenkonstruktion zu erstellen, die ebenfalls an der Ostseite der Kapuzinerinsel verlaufen würde. Auch hier stehen zwei Pfeiler auf der Insel.

Westlich davon könnte eine Bogenbrücke erstellt werden, die eine Spannweite von über 100 Metern hätte. Auch hier: zwei Pfeiler auf der Insel, außerdem zwei Bögen über die beiden Flussarme. Rechts wäre noch eine Hubvorrichtung möglich, die bei Überschwemmungen hydraulisch das Bauwerk anheben könnte. Westlich der Insel ist laut Planer zudem eine Hängebrücke möglich, mit Seilen und gespreiztem Mittelpylon. Dieses Bauwerk hätte eine Spannweite von 240 Metern, wäre also die aufwendigste Konstruktion. Die Visualisierungen zeigten: Ein Innsteg östlich der Kapuzinerinsel ist gut zu sehen, westlich verschwindet das Bauwerk optisch fast hinter dem Baumbestand.

Acht Millionen Investition in der günstigsten Variante

Der Fachmann zeigte jedoch auch auf, welche umfangreiche Voruntersuchungen noch notwendig sind: Bodengutachten, Absprachen mit den Denkmal- und Naturschutzbehörden, Verhandlungen um Grundstücke. Die Kosten sorgten schließlich erneut für einen Seufzer im Stadtrat: Auf Nachfrage des Bürgermeisters bezifferte der Planer die notwendige Investition auf etwa acht Millionen Euro für die günstigste Variante mit der geringsten Spannweite. Der jährliche Unterhalt liege bei etwa drei Prozent dieser Kosten, so die Erfahrung.

Lorenz Huber (Bürgerforum) wollte wissen, ob das Tragwerk geeignet wäre, um auch Fernwärmeleitungen und Kabeltrassen aufzunehmen. Kabeltrassen: ja, hieß es. Christian Stadler, Fraktionssprecher der Grünen, sprach von einem wichtigen Projekt, das jedoch große Eingriffe erfordere. Deshalb sei bei der Bewertung trotz hoher Kosten auch die Optik angesichts der historischen Altstadtfassade nicht zu vernachlässigen. Außerdem geht es um die Frage, welche Schulen der Innsteg anbindet, betonte Heike Maas, Fraktionsvorsitzende von CSU/Wasserburger Block. Sie unterstrich, dass trotz der großen Bedeutung des Vorhabens angesichts der Haushaltslage derzeit kein Grundsatzbeschluss gefällt werden könne. Friederike Kayser-Büker, Fraktionsvorsitzende der SPD, sieht angesichts der langen Vorbereitungszeit jedoch kein Risiko, weiterzumachen. Christoph Klobeck (CSU) brachte zudem noch die Frage nach möglichen Fördergeldern ein. Dass es welche geben könnte, etwa über die Städtebauförderung, ist nicht auszuschließen, hofft die Verwaltung.

Vorerst geht es nun weiter mit den Voruntersuchungen: Die Stadt wird die vier Varianten den Fachbehörden vorlegen und sie um Stellungnahmen bitten. Diese Vorgehensweise befürwortete der Stadtrat einstimmig.

Kommentare