Bürgerinitiative reagiert auf Kritik aus der Politik
„Rott rot(t)iert“: Entscheidung für Flüchtlingsunterkunft „über die Köpfe der Bürger hinweg“
Die Bürgerinitiative „Rott rot(t)iert“ hat ihre Bedenken gegen die geplante große Ankunftseinrichtung für Flüchtlinge erneut zum Ausdruck gebracht. In einer Pressemitteilung vom 14. Dezember geht die Initiative auf Äußerungen von Matthias Eggerl, Rotter CSU-Gemeinde-, Kreis- sowie Bezirksrat, ein und widerspricht der Kritik der Jusos Rosenheim-Land.
Rott – Die Bürger-Initiative (BI) kritisiert die Äußerung, dass die Unterbringung von 500 Menschen auf engstem Raum für die kurze Dauer der Erstaufnahme zumutbar sei. Das sehe sie ganz anders. Die geplante Einrichtung sei nicht nur überdimensioniert, sondern auch eine Quelle für zwangsläufige Konflikte. Die Sorge bestehe, dass diese Probleme nicht nur die Unterkunft betreffen, sondern auch in den Ort getragen werden könnten.
Die Bürgerinitiative hinterfragt zudem die Behauptung, dass eine Gewerbeimmobilie eine Verbesserung für die Unterkunftssituation der Flüchtlinge darstellen würde. Sie weist darauf hin, dass der geplante Standort in einer Sackgasse mit intensivem Schwerlastverkehr und hohen Emissionen liege. Zudem würden auf dem Areal Grünflächen oder andere Erholungsmöglichkeiten fehlen. Auch die Infrastruktur sowie Freizeit- und Einkaufsmöglichkeiten in der unmittelbaren Umgebung seien mangelhaft. Der Standort liege zudem in erheblicher Entfernung von Polizei und Rettungsdiensten.
Die Initiative ist der Meinung, dass die Unterbringung auf engstem Raum in einer ehemaligen Produktionshalle lediglich dazu diene, die Turnhallen zu räumen, ohne die damit verbundenen Belastungen für die Menschen in der Einrichtung und in Rott angemessen zu berücksichtigen. „Rott rot(t)iert“ sieht darin eine Abwälzung der Probleme und Schwierigkeiten auf eine kleine Gemeinde.
Die Lebensbedingungen der Flüchtlinge würden sich nicht nachhaltig verbessern. Die Menschen würden lediglich einen Tapetenwechsel erfahren, ohne dass sich die prekären Verhältnisse, in denen sie leben müssten, verändern würden.
Die Bürgerinitiative weist die Darstellung der Jusos zurück, die in einer Pressemitteilung die Meinung vertreten hatten, die einzige Absicht der BI sei die Verhinderung der Flüchtlingsunterkunft. Die Initiative betont, dass sie die Interessen der Gemeinschaft vertreten und sicherstellen wolle. Die Entscheidung für den Standort im Gewerbegebiet sei ohne Beteiligung der Bürgerinnen und Bürger von Rott getroffen worden. Die Initiative bekräftigt, dass sie offen für Gespräche sei, jedoch bisher zu keinem Gespräch vom Landratsamt Rosenheim eingeladen worden sei.
Die Bürgerinitiative „Rott rot(t)iert“ distanziert sich in ihrer Pressemitteilung ausdrücklich von jeglicher Form von Hass, Diskriminierung und Extremismus. „Die Kritik der Jusos bezüglicher mangelnder Sachlichkeit und fehlender Abgrenzung von extremen Ansichten erscheint uns daher als unangemessen und nicht im Einklang mit den Prinzipien, die wir vertreten“, heißt es. Die Initiative ruft weiterhin zur Unterstützung ihrer Petition sowie zu friedlichen Demonstrationen auf.
„Missverständnisse ausräumen“
Matthias Eggerl, Gemeinderatsmitglied in Rott, JU-Kreisvorsitzender sowie CSU-Kreis- und Bezirksrat, nimmt schriftlich Stellung zur Pressemitteilung der Bürgerinitiative: „Die Verantwortlichen der BI ‚Rott rot(t)iert‘ haben meine Stellungnahme offenbar missverstanden. Darin habe ich klar gesagt, dass sowohl die CSU Rott, deren stellvertretender Vorsitzender ich bin, als auch der Rotter Gemeinderat – jeweils mit meiner Unterstützung – dafür kämpfen, dass die geplante Erstaufnahmeeinrichtung im Gewerbegebiet am Eckfeld nicht realisiert wird“, erklärt Eggerl.
„Meine Aussage zur Unterbringung in Gewerbeimmobilien bezog sich nicht auf die konkreten Pläne in Rott, sondern waren allgemeiner Art. Dazu stehe ich nach wie vor, ebenso wie zu meiner Unterstützung der Bemühungen des Landrats, die Turnhallen in Raubling und Bruckmühl wieder für den Schul- und Vereinssport freizugeben. Eine menschenwürdige Unterbringung der Geflüchteten ist das oberste Gebot. Gleichzeitig muss alles getan werden, dass einzelne Gemeinden nicht überfordert werden“, so Eggerl.
„Leider hat niemand aus dem Helferkreis der BI, mit Ausnahme des Sprechers Nepomuk Poschenrieder, die Möglichkeit genutzt, sich mit mir darüber auszutauschen. Gerne hätte ich versucht, die entstandenen Missverständnisse auszuräumen. Für die Zukunft wünsche ich mir, dass wir gemeinsam an einer vernünftigen Lösung arbeiten, anstatt uns mit gegenseitigen Stellungnahmen zu beschäftigen“, kritisiert Eggerl.
