Trailrunner macht grausigen Fund im Hochries-Gebiet
Tote Gams sorgt für Beunruhigung: Hat der Bär vom Mangfallgebirge die Autobahn überquert?
Ein wahrer Grusel-Fund, den Christian Bauhuber da machte: Der Bergläufer stieß auf einen Gämsen-Kadaver. Und fragt sich nun: War‘s der Bär vom Mangfallgebirge, der das Tier tötete?
Samerberg - Christian Bauhuber ist in den Bergen flott unterwegs. Der 44-Jährige ist Trailrunner, durchtrainiert, wiegt 75 Kilo bei 1,85 Metern Größe. „Ich liebe die Berge“, sagt er. Am besten, wenn er noch eine Schippe beim Tempo drauflegen kann. Aber am Mittwoch (26. April) wurde er jäh gebremst.
Auf über 1000 Metern, „nur wenige Meter von der Wagneralm entfernt“, erblickte er eine übel zugerichtete Gams. Und schaute sich sicherheitshalber gleich mal wachsam um. „Man kommt ja doch ins Grübeln, bei all den Nachrichten über den Bär.“ Noch dazu habe der Kadaver „sehr frisch“ ausgesehen - grad so, als sei das Raubtier noch in der Nähe, irgendwo zwischen Karkopf und Feichteck.
Was tatsächlich auf einen Bären hinweisen könnte
Der übel zugerichtete Kadaver könnte tatsächlich der Überrest einer Bärenmahlzeit sein. Das Genick der Gams ist gebrochen, möglicherweise Folge eines kräftigen Hiebes mit der Pranke. Die Rippen des Tiers sind herausgerissen, so könnte der Bär an die Innereien gelangt sein - für Bären eine Delikatesse.
Nur könne man ohne DNA-Analyse wenig sagen, sagt WWF-Experte Moritz Klose. Schließlich könne auch ein Wolf das Tier so übel zugerichtet haben. Wie es zu Tode gekommen sei, wird man nicht sagen können - schließlich kann das Tier auch krank gewesen und abgestürzt sein. Offizielle Untersuchungen wird es wohl auch nicht geben: Der Riss der Gämse sei noch nicht gemeldet worden, heißt es seitens des LfU, also sind auch keine Mitarbeiter entsandt worden.
Die Furcht vor Meister Petz ist nicht von der Hand zu weisen. Schließlich tapert seit dem vorletzten Sonntag (16. April) ein Braunbär durch den Landkreis Rosenheim. Erst hinterließ er Spuren an der Felixalm, dann riss er drei Schafe, nur wenige Meter vom Bergasthof Bichlersee bei Oberaudorf entfernt. Später erspähten mehrere Skitourengeher am Sudelfeld seine Spuren. Die Fotos der Wintersportler zeigen tellergroße Abdrücke.
Bär auf Wanderschaft: Was könnte ihn stoppen?
Allerdings gibt es auch ein Argument, das entschieden gegen eine Wanderung des Bären vom Mangfallgebirge ins Gebiet der Hochries spricht: Es gibt beachtliche Hindernisse.
Auf seinem Weg in Richtung Osten müsste er zum Beispiel den Inn durchschwommen haben. Bären gelten zwar als beachtliche Schwimmer. Der Inn aber auch, als Fluss mit nicht zu unterschätzender Strömung, vor allem nach starken Regenfällen. Schwerwiegender: Vor dem Inn müsste der Bär die Autobahn überquert haben. Ist es wirklich denkbar, dass der Bär eine Überführung nutzte?
„Es ist denkbar, dass der Bär auf die andere Seite gewechselt ist“, sagt Moritz Klose. „aber es ist unwahrscheinlich.“ Die Gegend sei an sich zu dicht besiedelt, die Autobahn stark befahren und zudem auch eingezäunt, sagt der WWF-Experte. Natürlich gebe es Beispiele, dass Wildtiere Brücken zum Überqueren genutzt hätten. „Aber auch das ist hier nicht sehr wahrscheinlich.“
Saisonhöhepunkt für bärenstarke Läufer
Läufer Christian Bauhuber lässt sich von seinem Fund nicht von seinen großen Zielen abbringen. Er trainiert weiter in den Bergen. „Derzeit lauf ich in der Woche um die hundert Kilometer mit 2000 Höhenmetern“, sagt er. Geplanter Saisonhöhepunkt: Der Lavaredo-Trail, „80 Kilometer und 4500 Höhenmeter“, sagt Bauhuber. Hört sich an wie eine Herausforderung für bärenstarke Läufer.