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Ein Jahr nach Großbrand am Weberzipfel

Im Feuersturm: Wasserburger Einsatzkräfte erinnern sich an ihren dramatischen Einsatz

Am Weberzipfel hat es an Fronleichnam vor einem Jahr gebrannt. Neun Stunden lang löschte die Feuerwehr das Feuer.
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Am Weberzipfel hat es an Fronleichnam vor einem Jahr gebrannt. Neun Stunden lang löschte die Feuerwehr das Feuer.

An Fronleichnam jährte sich der verheerende Großbrand am Weberzipfel in Wasserburg zum ersten Mal. Die Feuerwehrler erinnern sich an die dramatischen Minuten im Feuersturm und die extrem schwierigen Löscharbeiten, bei denen sogar das Dach aufgeschnitten werden musste.

Wasserburg – Genau ein Jahr ist es her, als in Wasserburg an Fronleichnam (8. Juni 2023) der Großbrand am Weberzipfel ausgebrochen war. Um 5.20 Uhr riss der Alarm die Mitglieder der Wasserburger Wehr aus dem Schlaf. Nur acht Minuten später waren die beiden Feuerwehrler Dennis Pichlmayr und Samuel Kruchten als Erste mit vor Ort. Im Haus bot sich ihnen ein Bild der Verwüstung: Das Feuer hatte sich bereits ins Treppenhaus ausgebreitet, die Wohnungstür im zweiten Stock – dort, wo Ömür A. das Feuer gelegt hatte – war von den Flammen vernichtet, das Apartment stand in Vollbrand.

„Eine extrem stressige Situation“, erinnern sich die beiden. „Wir haben sofort angefangen zu löschen, sobald es ging“, berichten sie im Gespräch mit der Redaktion, „denn zuerst müssen wir das Atemschutzgerät, die Maske und die Flammschutzhaube überziehen. Anschließend checken wir gegenseitig, ob alles dicht ist. Das dauert einen Moment und durch die kurze Anfahrtszeit“ – die Wehr in Wasserburg liegt nur wenige Hundert Meter vom Gebäude am Weberzipfel entfernt – „hatten wir kaum Zeit, uns umzuziehen“.

Samuel Kruchten, Heinrich Lir, Timo Paul und Dennis Pichlmayr (von links) waren beim Großbrand am Weberzipfel im Einsatz.

„Da muss man schon kreativ werden“

Mehrere Hundert Meter Schlauch wurden während des Einsatzes gebraucht, Pichlmayr und Kruchten starteten mit dem Löschvorgang. „Das war gar nicht so einfach, weil es vorwiegend im Wohnzimmer gebrannt hat. Wir standen quasi davor und mussten indirekt um die Ecke löschen. Da muss man schon kreativ werden“, erzählen sie. „Es war auch eine extreme Hitze, kaum auszuhalten“, wissen sie noch gut. „Der Raum war brandhell, das Feuer unglaublich laut. Dadurch, dass die Flammen den gesamten Sauerstoff aufsaugen, entsteht ein richtiger Wind im Raum. Deswegen spricht man ja auch von einem Feuersturm – ein physikalisches Phänomen bei einem Brand“, erklärt er. Eine hohe Belastung für den Körper, selbst wenn er durch die Ausrüstung geschützt ist.

Nach wenigen Minuten kamen den beiden Feuerwehrlern der Putz und die Kabel von der Decke entgegen. Nach insgesamt rund zehn Minuten wurden Kruchten und Pichlmayr abgelöst. „Wir waren von oben bis unten pitschnass. Da war für uns der Löschvorgang beendet – denn sobald die Einsatzkleidung feucht ist, fängt sie durch die extreme Hitze an zu dampfen“, erklärt Pichlmayr. „Das merkt man ganz schnell, dann wird es richtig heiß“, ergänzt Kruchten.

Der Rauch und die Flammen waren weitum zu sehen.

Abbruch nach rund 30 Minuten

Die nächsten Kameraden standen schon bereit, um weiter zu löschen, doch das Vorhaben musste nach rund 30 Minuten abgebrochen werden. „Die Balken stürzten herab, das Gebäude war instabil und musste aufgegeben werden“, wie Timo Paul, Erster Kommandant der Wasserburger Wehr, berichtet.

Der Einsatz war damit aber nicht beendet: Parallel dazu waren die Feuerwehrleute schon auf der Drehleiter, um von dort aus zu löschen, „leider mit mäßigem Erfolg aufgrund des intakten Dachs“, erklärt Paul. „Um die Ausbreitung des Brands zu verhindern, blieb uns nichts anderes übrig, als das Dach des danebenliegenden Gebäudes mit der Motorsäge aufzuschneiden. Das war gegen 7.30 Uhr“.

„Eine heiße Angelegenheit – buchstäblich“, wie Heinrich Lir, stellvertretender Kommandant, weiß. „Das Kupferdach speichert die Hitze und es war ein brütend heißer Tag“, erinnert er sich. Beim Aufschneiden des Dachs würden die Einsatzkräfte über die Drehleiter mit einer Leine gesichert werden. „So können wir nicht herunterfallen, selbst wenn plötzlich etwas einbricht“, sagt Kruchten. Trotzdem kein leichtes Unterfangen, „allein durch die Hitze – und schwindelfrei muss man natürlich auch sein“, so Paul.

Mit der Drehleiter rückten die Feuerwehrler an.

„Sehr stolz“ auf die gesamte Truppe

Die Löscharbeiten dauerten den gesamten Vormittag an. „Um 13 Uhr konnten wir das erste Mal mitteilen, dass der Brand unter Kontrolle ist, um 14.30 Uhr war das Feuer aus – nach neun Stunden“, sagt der Kommandant. Er zeigt sich „sehr stolz“ auf seine gesamte Truppe. „So wie es abgelaufen ist, war es ideal“. Über 200 Kräfte seien an diesem Tag im Einsatz gewesen: „Feuerwehrler von elf Wehren, Inspektion, THW, Rettungsdienst, Polizei, Landratsamt und die Führungsgruppe des Katastrophenschutzes“, zählt Paul auf.

Die Leitung hatte der 24-jährige Kommandant – eine „immense Aufgabe“, wie er zugibt. Dennoch: „Eigentlich läuft alles automatisch ab. Wir haben viele erfahrene Führungskräfte bei der Feuerwehr, mit denen ich mich abspreche. Sowohl die Befehlskette, als auch das Konzept für einen solchen Brand wird strikt eingehalten. Es war einfach wahnsinniges Teamwork“, betont er. „Bei einem solchen Feuer – so schlimm es auch für alle Betroffenen war – wächst man als Mannschaft unglaublich zusammen“, sagt der Kommandant.

Der Rauch und die Flammen waren weitum zu sehen.

Großer Dank an die Wasserburger

„Auch von den Bürgern haben wir viel Dank und Anerkennung bekommen. Wenn wir danach mit den Feuerwehrautos unterwegs waren, haben uns die Leute von der Straße aus gewunken und Daumen hoch gezeigt. Das hat uns sehr gefreut und macht uns stolz“, berichten Lir und Paul. „Wir möchten uns auch bei allen Anwohnern bedanken, die uns verpflegt und uns ihre Sanitäranlagen zur Verfügung gestellt haben – keine Selbstverständlichkeit“, betont der Kommandant. „Es gab auch keine Schaulustigen, die uns während des Einsatzes im Weg waren. Wir hatten keine Probleme, die Leute haben die Absperrungen eingehalten, das war wirklich lobenswert.“

Bis halb eins in der Nacht von 8. auf 9. Juni waren die Feuerwehrler zur Brandwache noch im Einsatz. Danach tat sich noch ein weiteres Problem auf: die Rauchmelder im Haus. „Sie schlugen Alarm, obwohl es nicht mehr gebrannt hat. Das kann passieren, weil sich im Raum Gase ausbreiten, ausgelöst durch den Brand“, erklärt Lir. Dagegen waren die Einsatzkräfte allerdings machtlos. „Wir konnten das Gebäude nicht mehr betreten – es war stark einsturzgefährdet. Wir mussten die Rauchmelder einfach pfeifen lassen, solange bis die Batterien leer waren“, erklärt Paul. Das wiederum habe natürlich die Anwohner auf den Plan gerufen, die wegen des Großbrands sowieso schon in Alarmbereitschaft waren. „Aber es hilft nichts“, sagt der Kommandant.

Neun Stunden lang dauerte es, bis der Brand am Weberzipfel gelöscht war.

„Nicht sonderlich überrascht“

Anders als wohl den meisten Wasserburgern sei den Feuerwehrlern schnell klar gewesen, dass es sich um Brandstiftung gehandelt habe. „Wir haben vor Ort Gerüchte darüber gehört, deswegen waren wir im Endeffekt nicht sonderlich überrascht“, sagt Lir. Trotzdem ein Schock, denn der Brand hätte auch ganz anders ausgehen können. „Wir sind froh, dass es glimpflich über die Bühne gegangen ist“, verdeutlicht Paul.

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