Großeinsatz am Fronleichnamstag
„Flammen fraßen sich durch die Dächer“: Wasserburger Altstadt entgeht nur knapp einem Inferno
Die Altstadt von Wasserburg ist knapp einer Katastrophe entgangen: Am Weberzipfel brannte ein Mehrfamilienhaus – „und die Flammen fraßen sich von dort aus durch die Dächer der benachbarten Häuser“, so Pressesprecher Zinke von der Feuerwehr. Doch zum Glück war ein wachsamer Retter vor Ort.
Wasserburg – Um 5.20 Uhr ging bei der Wasserburger Feuerwehr am heutigen Feiertag Fronleichnam der Alarm ein – und dann erlebten die Feuerwehrler ein Szenario, „wie es selbst die ältesten und erfahrenen Kameraden unter uns noch nicht gesehen haben“, so der Pressesprecher der Wasserburger Feuerwehr, Hilmar Zinke. Am Weberzipfel, mitten in der historischen und eng verwinkelten Altstadt von Wasserburg, brannte ein Mehrfamilienhaus – „und die Flammen fraßen sich von dort aus durch die Dächer der benachbarten Häuser“, beschreibt Zinke.
Ersthelfer Ömer Sengül (49) hatte den Rauch als Erster bemerkt. Er alarmierte die Feuerwehr um 5.19 Uhr und holte die Anwohner aus ihren Häusern. „Damit hat er Leben gerettet“, lobte Bürgermeister Michael Kölbl später am Brandort.
Sachschaden von mindestens mehreren Hunderttausend Euro
Ein Sachschaden in Höhe von mindestens mehreren Hunderttausend Euro, möglicherweise noch höher, aber zum Glück keine Verletzten – so lautet die vorläufige Bilanz des Polizeipräsidiums Oberbayern Süd. Die Kriminalpolizei Rosenheim übernahm die Ermittlungen zur Brandursache.
Doch ehe die Brandfahnder ihre Arbeit aufnehmen konnten, mussten zehn Feuerwehren mit 200 Einsatzkräften über mehrere Stunden Höchstleistungen bringen. Schnell wurde Großalarm gegeben.
Rauchsäule aus weiter Entfernung zu sehen
Der Rauch war dicht und beißend. Selbst aus weiter Entfernung war er deutlich zu sehen und zu riechen. Doch die Rettungskräfte mussten ganz dicht an den Brandherd. Unzählige Atemluftgeräte wurden herangeschafft. „Doch selbst mit diesen Spezialgerätschaften kann ein Feuerwehrmann höchstens 15 Minuten Schwerstarbeit leisten, dann muss er wieder abgelöst werden“, erklärte Zinke eine der Schwierigkeiten bei dem Großeinsatz.
Und die Feuerwehrler hatten extreme Arbeit zu verrichten: Nur vom Korb der Drehleiter aus konnten sie zu den betroffenen Metalldächern gelangen, die sie mit schwerem Gerät aufbrechen mussten. Der beißende Rauch, die sengende Hitze, die dicken Schutzanzüge und die unbequemen Atemmasken erschwerten ihren Dienst extrem. Über sechs Stunden wechselten sie sich immer wieder ab und konnten dann endlich gegen Mittag vermelden: „Feuer aus.“
„Das hätte ganz anders ausgehen können“
Währenddessen zitterten die Anwohner. Stadtrat Markus Pöhmerer, der direkt gegenüber vom Brand wohnt, beschreibt, wie sich momentan alle gegenseitig unterstützen. „Es wurden Getränke besorgt und Brezen. Wir stehen alle ein wenig fassungslos beieinander und besprechen gerade, wie sicher wir hier in der Altstadt eigentlich sind“, erzählt er. „Das hätte ganz anders ausgehen können. Unser Haus ist eh eines der wenigen, das eine richtige Brandmauer hat“, vermutet er.
Der am Klosterweg wohnende Bürgermeister berichtete, er habe am Morgen die Sirene gehört und gesehen, dass „Rauch über der Stadt ist“. Und sofort sei er zum Brandort im Weberzipfel 12 geeilt. Vom zweiten Stock habe sich das Feuer auf den dritten ausgebreitet und sei dann auf das Nachbargebäude übergegriffen. „Das war eine schwierige Situation“, so Kölbls Beobachtung.
Anwohner kommen in Notwohnungen unter
Eine vom Feuer aus ihrer Wohnung vertriebene Mutter sei mit ihrem heranwachsenden Sohn und der Familienkatze in einer städtischen Notwohnung am Altstadtbahnhof untergekommen, so Kölbl, die anderen Bewohner vermutlich bei Bekannten. „Schlimmeres wurde verhindert“, so Kölbl am Mittag.
„Ich habe so etwas in der Altstadt mit dieser Gefahrenlage in den letzten Jahrzehnten noch nicht erlebt“, sagte er gegenüber unserer Zeitung. Den Einsatzkräften – dem THW, den zahlreichen Feuerwehren aus Wasserburg und dem Umland sowie BRK und Polizei – sprach er seinen großen Dank aus. Auch Johannes Schreiner (53), der ein paar Häuser vom Brandort entfernt wohnt, war der Schrecken gestern deutlich anzumerken. „Ich habe eine Rauchwolke gesehen, aber die Feuerwehr ist gleich gekommen. Das war aber schon ein Schrecken.“
Elfriede Gabriel (76), die ihre Wohnung ebenfalls in unmittelbarer Nähe hat, berichtete, sie sei extrem erschrocken, als der Alarm ertönte. An das Ausschmücken ihres Hauses anlässlich des Feiertags sei nicht mehr zu denken gewesen.
Susanne Fellner-Mandel, deren Haus unmittelbar an den Brandort grenzt, sagte: „Es war sehr hektisch am Morgen, ich war in Angst“, berichtete sie. Vor allem deswegen, weil das Feuer über die Dächer übergesprungen sei. „Die Feuerwehr war aber sofort da, es hat beim Löschen alles super geklappt. Wir sind nicht unmittelbar betroffen“, so Fellner-Mandel. Auch von anderen Bewohnern wurde das schnelle Eingreifen der Einsatzkräfte gelobt.
Großes Glück dank Feiertag
Die Gebäudeversicherung werde den Schaden übernehmen, so jedenfalls war am Ort des Geschehens zu erfahren. „Das ist komplett versichert, alles“, sagte auch der langjährige Verwalter Michael Zinn. Was die Einrichtung angehe, da sei freilich die individuelle Hausratsversicherung gefragt.
Pressesprecher Zinke spricht von großem Glück an diesem Tag. „Weil Feiertag war, hatten wir am Busbahnhof in Wasserburg genügend Platz, um die vielen Feuerwehren zu platzieren. Von dort wurden sie je nach Bedarf an den Brandort nachgeordert“, beschreibt er die Lage. An einem normalen Werktag wäre das kaum möglich gewesen, glaubt er. So aber zollte er allen Wehren und Einsatzkräften höchstes Lob: „Die Zusammenarbeit war großartig. Dank auch an die Anwohner für ihre Unterstützung.“




