„Immense Aufgabe“
„Durchgehend im Einsatz“: Rekord-Jahr für die Feuerwehr Wasserburg – und ein neuer Vorstand
Ein turbulentes Jahr bei der Feuerwehr Wasserburg: Nach einem der einsatzreichsten Jahre für die Mannschaft, musste auch noch ein Not-Vorstand für den Verein einberufen werden. Was passiert ist und welche Einsätze für die Mitglieder besonders kräftezehrend waren.
Wasserburg – Vom „einem der einsatzreichsten Jahre“ der Feuerwehr Wasserburg sprach Timo Paul, Erster Kommandant der Wehr, bei der gut besuchten Jahreshauptversammlung im Saal des Feuerwehrhauses am vergangenen Freitag (22. März). Insgesamt habe die Mannschaft im vergangenen Jahr 295 Einsätze absolviert, davon 43 Alarmierungen wegen Brandmeldeanlagen, 34 Brände, 142 technische Hilfeleistungen, fünf ABC-Einsätze (atomare, biologische und chemische Gefahren), 59 Sicherheitswachen und sieben „sonstige Einsätze, wie Absperren beim Frühlingsfest“, so Paul. So hätten die Feuerwehrler im vergangenen Jahr 4.425 Mann-Stunden abgeleistet und seien somit 60 Prozent mehr im Einsatz gewesen als im Vorjahr. Momentan habe die Feuerwehr 89 Aktive, davon zwölf weiblich. „Das hört sich zwar nach vielen an, aber es sind natürlich nicht immer alle einsatzbereit“, erklärte er.
Der wohl kräftezehrendste Fall für die Ehrenamtlichen: Der Großbrand am Weberzipfel an Fronleichnam. Hier habe es „viel Atemschutz gebraucht“, rund neun Stunden wurde gelöscht und sämtliche Wehren aus dem Umland sowie das THW hätten die Wasserburger Ehrenamtlichen unterstützt. „Vielen Dank dafür“, betonte Paul, „auch dafür, dass ihr euren Feiertag dafür geopfert habt“. Nach dem Feuer seien drei Häuser unbewohnbar gewesen und auch für die Feuerwehrler sei es ein Schock gewesen, dass es sich um Brandstiftung gehandelt habe, wie einige Wochen nach dem Einsatz bekanntgeworden war, so der Kommandant.
Nicht einmal eine Woche später musste die Wasserburger Wehr erneut zu einem Großbrand ausrücken, dieses Mal in Mittergars. Dort hatte ein landwirtschaftliches Anwesen gebrannt. Die Einsatzkräfte konnten ein Übergreifen auf das angrenzende Wohngebäude verhindern, dennoch brannte der Dachboden komplett aus. Auch der Wintereinbruch im Dezember hielt die Feuerwehrler in Atem. Die Ehrenamtlichen seien „durchgehend im Einsatz“ gewesen, so der Kommandant. Besonders ärgerlich: Einige Bürger hätten das Schneechaos genutzt, um rund um die „Serpentinen“ spazieren zu gehen, obwohl das „wirklich gefährlich“ gewesen sei, beanstandete Paul. Nicht zu vergessen sei auch der erste Einsatz im neuen Jahr 2023 gewesen. „Als das Jahr noch keine 16 Minuten alt war“, rückten die Einsatzkräfte in die Brunhuberstraße aus, weil dort eine Hausfassade in Flammen gestanden habe.
Zweiter Gerätewart vonnöten
Weiter wies der Kommandant darauf hin, dass „immer noch“ ein zweiter, hauptamtlicher Gerätewart benötigt werde. Im vergangenen Jahren seien rund 700 Atemschutzflaschen – auch von den umliegenden Wehren im Wasserburger Land – aufgefüllt, 900 Masken und 700 Kleidungsstücke gereinigt worden. Eine „immense Aufgabe“. Deswegen müsse dringend eine zweite Stelle geschaffen werden. Bürgermeister Michael Kölbl erklärte in seiner Ansprache, dass der Antrag dafür bei der Stadt vorliege und derzeit geprüft werde.
Claudia Schaber, Not-Vorsitzende des Feuerwehrvereins, erklärte, warum ein „Not-Vorstand“ zur diesjährigen Jahreshauptversammlung geladen hatte. „Die vergangenen drei Jahre waren sehr schwierig“, sagte Schaber. 2021 sei der Erste Vorsitzende Tobias Steiner schwer erkrankt. Im Oktober 2022 habe Christopher Taylor dann einen schweren Unfall gehabt, weswegen der Verein dann ohne den Ersten Vorsitzenden und seinen Stellvertreter auskommen musste. Im April 2022 seien dann die drei Kommandanten – Niko Baumgartner und seine Stellvertreter Rudi Göpfert und Stefan Gartner – zurückgetreten und wurden durch die jetzige Kommandantur Timo Paul, Maximilian Labsch und Heinrich Lir ersetzt.
Anfang 2023 sei es corona-bedingt zwar „wieder leichter“ geworden, doch dann sei Tobias Steiner im April wieder ins Krankenhaus gekommen und im Oktober schließlich verstorben. Auch Christopher Taylor sei aufgrund seines Unfalls 2023 auf Reha gegangen und habe dann für sich „die Reißleine gezogen“. „So habe man einen Not-Vorstand einberufen, um das Vereinsleben aufrechtzuerhalten“, erklärte Schaber das Vorgehen.
Mehrere Veranstaltungen auf die Beine gestellt
Trotzdem habe es der Feuerwehrverein geschafft, im vergangenen Jahr „schöne Veranstaltungen“ auf die Beine zu stellen, wie die Faschingsfeier, das Fastenbrechen, das Patenbitten mit den Feuerwehren Edling und Attel-Reitmehring, der Frühlingsfest-Einzug, die historische Löschübung oder die Flossfahrt auf der Alz, berichtete Schaber in ihrem Rückblick.
Anschließend folgte der Kassenbericht 2023 von Robert Deml. Es habe im vergangenen Jahr „mehr Ausgaben, statt Einnahmen“ gegeben, „weil der Nachtflohmarkt ausgefallen ist“, erklärte der Kassier. Der Verein habe rund 61.200 Euro Einnahmen zu verzeichnen und rund 68.100 Euro an Ausgaben, was ein Minus von rund 6.900 Euro ergebe, so Deml. Trotzdem habe der Verein „nichts zu befürchten“. Die größten Posten bei den Einnahmen seien: Spenden in Höhe von 21.400 Euro und das Gartenfest, das „sehr stark“ besucht gewesen sei, das über 12.000 Euro in die Kasse geschwemmt habe. Des Weiteren habe der Verein rund 8.200 Euro für Ausbildung und Übungslöscher ausgegeben worden. Nach Demls Kassenbericht wurde die Vorstandschaft einstimmig entlastet.
Abschließend wurden Wahlen für die neue Vorstandschaft abgehalten. Rainer Robert übernimmt ab sofort den Posten als Ersten Vorsitzenden, sein Stellvertreter ist Hilmar Zinke. Als Schriftführer wurde Georg Schmaderer gewählt, Kassier bleibt Robert Deml. Die Beisitzer sind Amy Jacobs, Christian Brandl und Kevin Pichlmayr. Als erster Nachrücker wurde Ingo Horender bestimmt. Als Mannschaftssprecher wurde Christian Brandl ernannt und als Kassenprüfer Hans Maier und Rudi Göpfert senior.
Vereinsehrungen
In der Jahreshauptversammlung der Wasserburger Feuerwehr wurden Amy Jacobs für zehn Jahre, Andreas Ruf für 20 Jahre und Martin Egger für 25 Jahre bei der Feuerwehr Wasserburg ausgezeichnet. Zudem wurde Ralf Dreossi geehrt, der sich seit zehn Jahren um das Feuerwehr-Stüberl kümmert.





