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Ein Blick ins Zeitungsarchiv

Biotonne für Rosenheim? Schon in den 90er-Jahren wurde heftig debattiert - und experimentiert

Schon in den 1990er-Jahren liefen Debatten und Modellversuche rund um eine Einführung der Biotonne in Rosenheim.
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Schon in den 1990er-Jahren liefen Debatten und Modellversuche rund um eine Einführung der Biotonne in Rosenheim.

Aktuell wird wieder teils heiß darüber diskutiert, ob eine Biotonne für die Stadt Rosenheim kommen soll. Schon in den 90er-Jahren gab es eine umfangreiche Diskussion über diese Frage und sogar einen erfolgreichen Modellversuch im Stadtgebiet, wie ein Blick ins Zeitungsarchiv zeigt.

Rosenheim - „Es keimt ein zartes Pflänzchen der Hoffnung: Die Biotonne kommt für Rosenheim wieder ins Gespräch“, gab sich, die 2021 verstorbene, OVB-Redakteurin Elvira Biebel-Neu 1996 in einem Kommentar im Oberbayerischen Volksblatt optimistisch. Im Umweltausschuss hatte damals Oberbürgermeister Dr. Michael Stöcker bei der Bekanntgabe der neusten Müllbilanz durchblicken lassen, er sei der Biotonne „durchaus grün“. Man müsse sich demnächst wieder einmal darüber unterhalten. Den letzten Ansatz dazu hatte es zwei Jahre zuvor gegeben: Damals stimmte zwar die Stadtverwaltung Ausführungen der SPD zu, die Tonne sei wirtschaftlich tragbar. Die CSU übte jedoch massiv politischen Druck dagegen aus.

Biotonne für Rosenheim? Schon in den 90er-Jahren wurde heftig debattiert - und experimentiert

Über die Einführung einer Biotonne in Rosenheim ist in den vergangenen Monaten viel diskutiert worden. Nun steht fest: Ein Ratsbegehren und damit die Rosenheimer Bürger werden im nächsten Jahr darüber entscheiden, ob Hol- oder Bringsystem. Konkret geht es also darum, ob sie zukünftig Bioabfälle zu Wertstoffinseln gebracht oder ob sie in Mülltonnen vor dem Wohnhaus gesammelt und abgeholt werden. Denn seit dem 1. Januar 2015 sind Bioabfälle laut Paragraph 11 des Kreislaufwirtschaftsgesetz getrennt zu sammeln und das betrifft auch die Bioabfälle aus privaten Haushalten. Im Herbst 2022 wurde von den Stadträten schließlich mehrheitlich eine Kompromisslösung gefunden: Restmüllentsorgung nur noch alle 14 Tage, dafür eine wöchentliche Biomüllabholung. Das wurde aber ausdrücklich als „Notlösung“ bezeichnet. Der Rosenheimer Seniorenbeirat wiederum startete ein Bürgerbegehren, welches sich für eine dezentrale Sammlung von Bioabfällen an Wertstoffinseln oder häuslicher Kompostierung aussprach. Rund 3000 Unterschriften kamen zusammen und damit genug um ein Bürgerbegehren anzuschieben. Aber aufgrund formaler und formeller Fehler kam im Ferienausschuss die Absage.

Ab 1991 lief in Happing ein Modellversuch zur Biotonne für Rosenheim.

„Es gebe immer noch Bedenken wegen der Hygiene und der Geruchsbelästigung“, zitierte das OVB bereits im Januar 1992 die frischgebackene Abfallberaterin Christine Pröbstl, die versicherte: „Bio-Mülltonnen sind für gesunde Menschen absolut unbedenklich und sie stinken nicht mehr, als normale Mülltonnen.“ Seit dem Vorjahr lief damals bereits ein Modellversuch mit Altpapier- und Biotonnen im Stadtteil Happing. „Rund 95 Prozent der 2600 Haushalte machen mit“, berichtete in der Folge im November 1991 das mit der wissenschaftlichen Begleitung beauftragte Ingenieurbüro. Auch zur Halbzeitbilanz im Mai 1992 titelte das OVB „Biomüll-Tonne kommt prächtig an“. Die Bevölkerung mache mit, das gesammelte Material sei relativ sauber und die Restmüllmenge habe sich um etwa 30 Prozent verringert. In der Folge gab es sogar Überlegungen, den Versuch auf andere Ortsteile auszuweiten.

Erfolgreicher Modellversuch in Happing

„Die Geschichte vom Biomüll, der wächst und schrumpft“, titelt dann im September 1993 das OVB. „Auf Zahlenangaben der Verwaltung kann man sich immer weniger verlassen“, behauptete damals der SPD-Fraktionsvorsitzende Andreas Lakowski. Dabei bezog er sich auf die, laut dem OVB damals „tatsächlich merkwürdig unterschiedlichen Angaben der Verwaltung zum Thema Grüngutcontainer und Biomülltonne. Der Verdacht, hier werde informiert, wie es gerade in den Kram passt, drängt sich auf. Einmal nämlich werfen die Rosenheimerinnen und Rosenheimer soviele Bioabfälle aus dem Haushalt in die zentral aufgestellten Grüngutcontainer, dass eigene Biomülltonnen am Haus überflüssig sind. Dann aber enthalten dieselben Großbehälter - in einem anderen Zusammenhang diskutiert - eigentlich nur versehentlich hin und wieder einmal eine Eierschale.“

Ab 1991 lief in Happing ein Modellversuch zur Biotonne für Rosenheim.

„Die Rosenheimer Haushalte werden in naher Zukunft keine Biomüll-Tonnen vor die Türen gestellt bekommen, obwohl auch die Rosenheimer Stadtverwaltung inzwischen zu dem Schluss gekommen ist, dass dies abfallpolitisch durchaus sinnvoll wäre“, heißt es dann schließlich im Juli 1994, das eingangs erwähnte vorläufige Aus war gekommen. „Nach den Worten von Oberbürgermeister Dr. Michael Stöcker steht jedoch im nächsten Jahr schon wieder eine Gebührenerhöhung bevor. ‚Und dann noch eventuelle Teuerungen durch die Biomüll-Tonne, das können wir dem Bürger nicht antun.“ Auch die zu Anfang beschriebene neue Initiative für die Braune Tonne führte dann in der Folge zu keinem Ergebnis.

hs

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