Monika Reindl in den Ruhestand verabschiedet
Blutige Finger und ein Loch in der Wand: Die Seele des Bauamts verlässt das Aiblinger Rathaus
Therme, Rathaus, Schulneubau: Nicht nur sämtliche Großbauprojekte gingen über ihren Schreibtisch. Nach 35 Jahren beim städtischen Bauamt verabschiedet sich Monika Reindl in den Ruhestand. Die Bad Aiblingerin blickt auf eine bewegende Laufbahn zurück.
Bad Aibling – Sie hat so ziemlich alles erlebt, was die Kurstadt in den vergangenen Jahrzehnten bewegt hat. Sämtliches, was mit dem Thema Bauen in Verbindung steht, ging über ihren Schreibtisch. Monika Reindl, Urgestein und Seele des Bauamt-Sekretariats, geht nach 35-jähriger Tätigkeit im Bad Aiblinger Rathaus in den wohlverdienten Ruhestand – und das sogar fast ein Jahr später, als es ihr eigentlich zugestanden hätte. Nach einer bewegenden und aufopferungsvollen Berufslaufbahn blickt sie noch einmal auf die prägendsten Ereignisse zurück.
„Aber ich habe doch auch manchmal geschimpft“, zeigt sich die 67-Jährige an diesem Nachmittag überrascht, als viele warme und dankende Worte über sie gesprochen werden. Zusammen mit Personalrätin Uschi Eder, Katharina Ansel, Fachbereichsleitung Planen und Bauen, Monika Niedermaier, Leitung Bauverwaltung, und Ordnungsamtsleiter Martin Haas, steht Reindl bei Bürgermeister Stephan Schlier im Büro und stößt auf ihren offiziellen Abschied an. Sie selbst trinkt Saft, „ich muss ja mit dem Auto später noch in die Garage fahren“, sagt sie schmunzelnd und lockert die Stimmung mit ihrer menschlichen sympathischen Art auf.
„Nicht geschimpft ist genug gelobt“
Mit Reindl verlässt ein echtes Aiblinger Urgestein das Rathaus. Nach der Ausbildung und kaufmännischen Tätigkeit in der Aiblinger Jersey-Fabrik kam sie 1990 zur Stadt. Dort zunächst als Vertretung im damaligen Kulturamt, später in Festanstellung. 1998 wechselte Reindl ins Vorzimmer und Sekretariat der technischen Abteilung des Bauamts. Zwar sei es damals eine „Zwangsversetzung“ gewesen, wie Reindl berichtet, allerdings fand sie sich auch hier schnell ein und sagt nun, auf die Frage, was sie im Ruhestand am meisten vermissen werde: „Meine lieben Kollegen.“
Sie habe es gerne gemacht, „die Arbeit hat mir immer Spaß gemacht“, betont Reindl zum Abschied. So hatte sie ihren Ruhestand sogar um zehn Monate nach hinten verschoben, um das Großprojekt rund um den Neubau der St.-Georg-Schule noch weiter mitzubetreuen. Dabei habe sie auch gut damit leben können, dass man in ihrem Berufsalltag nicht wirklich viel gelobt werde. „Herr Dr. Keitz hat damals immer gesagt: nicht geschimpft ist genug gelobt“, erzählt Reindl. Wenn sie meist um 7 Uhr morgens im Büro anfing, gehörten etwa Terminvereinbarungen für die Fachbereichsleitung, die Betreuung von Technikern sowie Rechnungen und Aufträge für das Bauamt zu ihrem Aufgabengebiet. Jahrzehnte lang war Reindl die „Vorzimmerdame“ vom ehemaligen Stadtbaumeister Andreas Krämer. Beiden waren ein eingespieltes Team und verstanden sich stets sehr gut.
Stoiber, blutige Finger und etliche Luftballons
Für Reindls Jahrzehnte langes Engagement, ihre Treue und die Fähigkeit, einfach die gute Seele zu sein, dankte ihr Bürgermeister Stephan Schlier. „Sie sind seit 35 Jahren bei uns und ich kann es mir noch gar nicht vorstellen, wenn Sie nächste Woche nicht mehr an ihrem Schreibtisch sitzen werden“, so der Rathauschef. „Auf deinen Eintritt in den Ruhestand blicken wir mit einem lachenden Auge für dich, aber mit einem weinenden Auge für uns“, bedankte sich auch Aiblings Ordnungsamtsleiter Martin Haas, für den es sich „brutal“ anfühle, dass die nicht mehr wegzudenkende Kollegin nun nicht mehr im Rathaus arbeite. Haas wählte persönliche Worte und hob vor allem auch den menschlichen Umgang Reindls mit den Kollegen hervor.
Und neben ihrer fachlichen Kompetenz bleibt bei den Mitarbeitern der Stadt vor allem ihre Hilfsbereitschaft in guter Erinnerung. „Ich bin so erzogen worden“, erklärt die gebürtige Bad Aiblingerin und erinnert sich an ihre Anfänge bei der Verwaltung. „Zu Beginn habe ich hier unten zum Beispiel häufig mitgeholfen, die Post aufzumachen.“ Vieles, was heute undenkbar wäre, sei damals selbstverständlich mit in ihren Aufgabenbereich gefallen. Noch gut erinnern kann sich Reindl da etwa auch an die frühere Organisation und Durchführung des Bürgerfestes, wobei sie eine tragende Rolle innehatte.
„Wir haben damals ja alles selber gemacht“, sagt sie und spricht von blutigen Fingern, „nachdem wir bereits um 7 Uhr in der Früh begonnen hatten, die vielen Luftballons aufzublasen“. Auch selbst durchgeführte Richtfeste oder einen Spatenstich mit Ex-Ministerpräsident Edmund Stoiber bleiben ihr in Erinnerung. „Bei unserer Tätigkeit wird einfach nebenbei alles mitgemacht“, ergänzt Personalrätin Uschi Eder. Sie und Reindl verbindet eine lange gemeinsame Laufbahn bei der Stadt. Und so fiel es Eder ebenso sichtlich schwer, ihre langjährige Wegbegleiterin aus dem Rathaus nun in den Ruhestand zu verabschieden.
Reindl: „Erstmal ausschlafen“
Neben großen Meilensteinen, wie dem Bau der Therme oder besagtem Schulneubau, erinnert sich Reindl auch noch in besonderer Weise an das alte Rathaus, das laut Bürgermeister Schlier „wirklich bis zum Ende genutzt wurde“. Dort sei es laut Reindl im Sommer so heiß gewesen, dass der Bauhof kurzerhand ein Loch in die Wand gebohrt und dort eine Leitung zur Kühlung verlegt habe. „Ich habe schon eine Menge erlebt“, blickt die 67-Jährige zurück.
Und was macht sie nun nach ihrem letzten Tag als städtische Angestellte? „Erstmal ausschlafen“, sagt Reindl mit einem breiten Grinsen im Gesicht. Nun müsse der Wecker nicht mehr, wie bisher üblich, um 5.30 Uhr klingeln. Und langweilig wird der Neu-Rentnerin sicher auch ohne die Arbeit im Sekretariat nicht. „Ich lese sehr gerne, rätsle, nähe und bastle.“ Auch ihrem kleinen Garten und allen Dingen, die bisher zu kurz kamen, könne Reindl nun deutlich mehr Zeit widmen.
