Von „Bademantelgang“ bis Holzbauweise
Bürger reden mit - aber welche Ideen werden beim Aiblinger Thermenhotel wirklich umgesetzt?
Nach der Bürgerbeteiligung steht nun der städtebauliche Entwurf für das neue Thermenhotel mit anschließender Wohnbebauung. Doch was bleibt von den Wünschen der Bad Aiblinger wirklich übrig? Ein Blick in das Quartier von morgen.
Bad Aibling – Für die Stadt Bad Aibling war und ist es ein Novum: Das Bürgerbeteiligungsverfahren im Rahmen des geplanten Thermenhotels sowie der dort anschließenden Wohnbebauung. Nun endete der Prozess, in den sich Bürger mit ihren Ideen, Wünschen und Anregungen einbringen konnten – ehe das übliche gesetzliche Verfahren beginnt. Und nachdem es insgesamt viel Lob für die Bürgerbeteiligung gegeben hatte, stellt sich die Frage, welche Vorschläge der Bad Aiblinger nun wirklich im städtebaulichen Entwurf zur Geltung kommen.
Antworten darauf gaben jetzt der MvB Baukultur Geschäftsführer Dr. Max von Bredow zusammen mit Architekt Florian von Hayek (Architekturbüro Behnisch), Michael Sandbichler, Geschäftsführer und Projektleiter der MvB Baukultur, sowie Landschaftsarchitekt Maximilian C. Köppel. Sie stellten interessierten Bad Aiblingern den städtebaulichen Entwurf für das rund 16.000 Quadratmeter große Grundstück an der Therme vor. „In der räumlichen Verbindung von Therme, Hotel und Wohnhäusern sehen wir das großartige Potenzial, ein nachhaltiges und innovatives Quartier für Bad Aiblings Bürger und seine Gäste zu entwickeln“, sagt von Hayek. Eine ganze Menge an Wünschen und Ideen, aber auch Sorgen der Bürger seien im Entwurf aufgegriffen worden.
80 bis 90 Hotelzimmer geplant
So soll das gesamte Quartier, also Hotel und Wohngebäude, in Holzbauweise errichtet werden. Die Architektur spiegele dabei die umliegende Natur wider und füge sich „zugleich harmonisch in die Umgebung ein“. Etwa 80 bis 90 Zimmer für Erholungsuchende und Gesundheitstouristen sind geplant. Über einen „Bademantelgang“ im ersten Obergeschoss des Thermenhotels gelangen diese in die benachbarte Therme.
Mit dem öffentlich zugänglichen „Rooftop-Restaurant“ mit Bar auf dem Dach des Hotels wird eine von vielen Ideen aus der Bürgerbeteiligung realisiert. Direkt daneben befindet sich ein Veranstaltungsraum, der für Familienfeiern, Vereinsveranstaltungen, Vorträge und mehr genutzt werden könne. Im Erdgeschoss sollen ein Bewegungstherapieraum für Fitness oder Yoga sowie Praxisflächen, etwa für Physiotherapie, das Hotel für alle Bad Aiblinger öffnen und das Angebot der Therme abrunden. Auch die hier geplante Bäckerei mit Café sei eine von den Bürgern gewünschte Ergänzung, die die Nahversorgung im Süden der Stadt stärken soll, so die Verantwortlichen. Die an das Thermenhotel anschließende Wohnbebauung soll „alle Facetten einer lebendigen und lebenswerten Stadt“ bieten.
Das Wohnungsangebot sei dabei auf den Bedarf der Bad Aiblinger Bürger abgestimmt: Es soll Wohnraum für Familien, Senioren sowie Menschen in Berufen der öffentlichen Daseinsvorsorge geben. Die Architektur greife sowohl die Wünsche der Bürger als auch das bestehende Stadtbild auf. Sprich: Gestaffelte Gebäudehöhen, die zur Nachbarschaft hin niedriger sind, Mansardendächer, sowie vor- und zurückgesetzte Fassaden mit unterschiedlichen Balkonen, Loggien und Fensteröffnungen.
Zwei barrierefreie Tiefgaragen, die über die Verlängerung der Geschwister-Scholl-Straße sowie über die öffentliche Straße südlich der Stadtwerke erschlossen werden sollen, lassen die Autos nahezu vollständig aus dem Quartier verschwinden. Lediglich einige oberirdische Besucherstellplätze wird es gemäß der Stellplatzsatzung der Stadt Bad Aibling im Norden der Bebauung geben. Die Hauszugänge werden von Fahrradstellplätzen flankiert. Daneben wurden ebenerdige Fahrradräume samt integrierter Fahrradwerkstatt geplant.
Häuser mit Gründächern gewünscht
Die Wege im Quartier sollen für alle öffentlich zugänglich sein, ein Fuß- und Radweg in Richtung Sonnenstraße öffnet die Bebauung zudem im Norden. Verschiedene Gemeinschaftsflächen, wie der voll ausgestattete Bürgertreff Bad & Aibling, ein sozialer Service-Stützpunkt als Anlaufstelle rund um das Thema Pflege und Alter, ein Co-Working-Raum sowie ein gemeinschaftliches „Gästezimmer“ im Quartier runden den präsentierten Entwurf ab. „Bei der Entwicklung der Freianlagen ist uns neben einer nachhaltigen und ressourcenschonenden Planung, vor allem eine klimaresistente Durchgrünung und das Regenwassermanagement wichtig“, betont Landschaftsarchitekt Maximilian C. Köppel, der sich gegenüber dem OVB begeistert von der regen Beteiligung der Aiblinger Bürger zeigte.
So sollen die Häuser beispielsweise mit Gründächern gestaltet werden. Den Außenbereich zwischen den Wohngebäuden sollen vier Quartiersplätze prägen, die nicht nur eine optische Verbindung schaffen, sondern auch als zentrale Treffpunkte im Freien fungieren sollen. Dazwischen formen Gemeinschaftsgärten, naturnahe Spielflächen, verschiedene Bepflanzungen und Sitzgelegenheiten sowie grüne Rückzugsorte die Freiräume des Areals. Mit der Gestaltung des Übergangs zur westlich gelegenen Wiese als Grünzug mit Obstbäumen wurde auf einen weiteren Impuls aus der Bürgerbeteiligung eingegangen, denn so könne man auch nachträglich auf eine mögliche Bebauung auf dem benachbarten Grundstück eingehen. „Baukulturell wird hier in Bad Aibling ein echtes Vorzeigeprojekt entstehen“, freut sich Michael Sandbichler von der MvB Baukultur nach der Vorstellung des Entwurfs.
„Holzbau, durchdachte Grünräume und Energiegewinnung via Photovoltaik, aber auch hochwertige Gemeinschaftsräume und ein Service-Stützpunkt – sowohl in baulicher als auch in sozialer Hinsicht sind das neue Thermenhotel sowie die anschließende Wohnbebauung durch und durch nachhaltig geplant.“ MvB Baukultur Geschäftsführer Dr. Max von Bredow zog abschließend ein rundum positives Fazit der Bürgerbeteiligung. Zwar sei noch lange nichts in Stein gemeißelt. Jedoch spüre man durch das Verfahren nun den „Rückenwind“ der Bürgerschaft sowie des Stadtrates und man gehe gemeinsam in eine Richtung.
Ähnlich sah es Bürgermeister Stephan Schlier, der den Prozess lobte und der darin Vorbildcharakter für spätere Großprojekte samt Bürgerbeteiligung sieht. „Wir müssen an dem Entwurf nun noch an der ein oder anderen Stelle etwas feilen und dann geht es weiter.“ Der städtebauliche Entwurf dient nun als Grundlage für das Bauleitplanverfahren. Die Planungshoheit und somit das letzte Wort hat nach wie vor der Bad Aiblinger Stadtrat.

