Einweihung der St. Georg Grund- und Mittelschule
Schnaps und flotte Sprüche in Aibling: Markus Söder fühlt sich wie im „Robinson Club“-Hotel
Fast 60 Millionen Euro kostete Bad Aiblings „Leuchtturmprojekt“, das Markus Söder nun offiziell einweihte. Der Ministerpräsident legte in der St.-Georg Grund- und Mittelschule am Mittwochabend (10. Juli) einen kuriosen Auftritt hin.
Bad Aibling – „Ich war als Schüler eigentlich eher brav und schüchtern“, sagte Bayerns Ministerpräsident Markus Söder vor 265 geladenen Gästen bei der Einweihungsfeier der neu erbauten St. Georg Grund- und Mittelschule am Mittwochabend (10. Juli) in Bad Aibling. Kaum zu glauben war diese Aussage allerdings angesichts Söders Auftretens und seiner lockeren Sprüche, die vom Publikum mit viel Beifall und Gelächter begleitet wurden.
Die Stadt Bad Aibling hatte Bayerns Landesvater zur offiziellen Eröffnungsfeier des viel diskutierten Schulneubaus empfangen. Die Schüler, die während der Bauphase in Containern unterrichtet wurden, drücken nun bereits seit Beginn des Jahres im neuen Domizil die Schulbank. Fast 60 Millionen Euro, davon rund ein Drittel gefördert, kostete das Projekt bislang. Der beachtliche Bau mit 5700 Quadratmetern Geschossfläche steht jetzt rund 500 Schülern mit 24 Klassenzimmern, 14 Ausweichräumen, einer großen Aula, einer Lehrküche oder etwa auch einer Zweifachturnhalle zur Verfügung.
Söder: „Sensationeller Prachtbau“
Doch bevor sich Ministerpräsident Söder davon selbst ein Bild machen konnte, fielen auf dem Schulgelände Schüsse – selbstverständlich in erlaubter und ordnungsgemäßer Form. Denn nachdem Söder von der regionalen Politprominenz begrüßt worden war, empfing ihn vor dem Eingang die Gebirgsschützenkompanie Aibling mit Hauptmannschaft und Salutzug als Ehrenformation. Als die Salutschüsse fielen, hielt sich Söder gelassen die Ohren zu. Dann freute er sich über lokale Geschenke, etwa ein Bierkrug mit Gravur im Deckel „Von der GSK Aibling“ oder ein „Six-Pack“ Maxlrainer Bierspezialitäten. Und bevor es ins Innere des Schulhauses ging, wurde er, etwa zusammen mit Bad Aiblings Bürgermeister Stephan Schlier, noch zu einem Gläschen Schnaps überredet.
Dass dieser schon wirke, erwähnte er wenig später spaßeshalber nochmal bei seiner Rede in der neuen Aula der St. Georg-Schule. „Ich bin hier aus Wertschätzung“, sagte Söder und nannte den Neubau eine „große Geschichte“ für die ganze Schulfamilie. In seiner Kindheit gehörte Schule nun mal mit dazu. „Heute hat Schule eine ganz andere Bedeutung, eine ganz andere Präsenz“, betonte er und beglückwünschte die Stadt für diesen „sensationellen Prachtbau“. Das Gebäude sei sogar so besonders, dass er sich wie in einem „Robinson Club“-Hotel vorkomme.
Teures „Leuchtturmprojekt“
Söder, der einst selber einen Abiturschnitt von 1,3 ablegte und dessen Doktortitel bis heute noch Gültigkeit habe, wie er augenzwinkernd betonte, wünschte Lehrern und Schülern viel Freude mit dem neuen Gebäude. Gerade für das Lehrerkollegium seien die Herausforderungen gestiegen. Die Zusammenarbeit mit den Eltern sei nicht immer einfach und bei einem Verweis müssten Lehrer manchmal schon fast damit rechnen, dass am nächsten Tag die Rechtsanwälte der Familie auf der Matte stünden. Trotzdem: „Schöner, als in der Schule, wird es im richtigen Leben nicht mehr.“ Und in Anbetracht dessen, dass der Freistaat rund 20 Millionen Euro beigesteuert habe, scherzte Söder in Richtung Schlier: „Passen‘s bei den Rechnungen gut auf, Herr Bürgermeister.“
Laut Schlier habe sich die Stadt mit dem Neubau tatsächlich etwas getraut, auch finanziell. Und gerade die „Hauptherausforderungen“ – Corona und Krieg in der Ukraine – hätten die mehrjährige Bauphase nicht leicht gemacht. Doch klar sei auch: „Schule ist mehr als Stein, Glas und Mörtel.“ Und so sei die Einweihung des „Leuchtturmprojekts“ ein besonderer Tag für Bad Aibling, da man sich auf die Fahne geschrieben habe, „der beste Ort für Bildung zu sein“.
Und Söders scherzende Hoffnung, dass die neue Schule nicht irgendwann Eintritt verlange, wie es im weiteren Leuchtturmprojekt der Stadt, der naheliegenden Therme, der Fall sei, konterte Schlier und sagte unter Beifall: „Wenn die Schule so gut läuft, wie die Therme, dann bin ich zufrieden.“
Bewegende Momente beim Einzug
Sichtlich zufrieden zeigten sich auch Schulleiterin Kathrin Baumeister und deren Stellvertreterin Anabel Metz. Sie verstünden den Neubau als „Wertschätzung“ für die beiden Schularten und als außergewöhnlich gute Basis, um Schule neu zu denken. Als die Kinder im Januar den Containern den Rücken kehrten und die neuen Räume bezogen, habe es „herzergreifende Momente“ gegeben. Baumeister: „Die Schüler kamen rein und fragten: Habt Ihr die Schule wirklich für uns gebaut?“
Neben dankenden und lobenden Worten der Planer, Projektsteuerer und Architekten, betraten auch noch Stadtpfarrer Philipp Kielbassa und Pfarrer Markus Merz die Bühne, um das neue Schulhaus zu segnen. Es folgten die bayerische und die deutsche Nationalhymne und Ministerpräsident Söder erfüllte auf dem Weg zu seinem von Security bewachten Regierungsfahrzeug noch ein paar Foto-Bitten. „Oh mein Gott, wir haben es geschafft“, war dann wohl das Letzte, was Söder von zwei Jugendlichen nach einem erfüllten Selfie-Wunsch zu hören bekam, bevor sein Wagen davonfuhr.
Tag der offenen Tür am Sonntag
Nachdem die Gäste den Abend in der Schulaula hatten ausklingen lassen, steht für die Schulfamilie selbst in dieser Woche noch einiges an. Nach einem Schulfest an diesem Freitag, öffnet die neu erbaute St. Georg-Schule am Sonntag, 14. Juli, für alle Interessierten ihre Türen. Von 9.30 bis 15.30 Uhr sind alle Bürger eingeladen, die neuen Räumlichkeiten zu besichtigen und sich über das Angebot der Schule zu informieren. Dabei stehen etwa Lehrer bereit, um Fragen zu beantworten und Einblicke in den Schulalltag zu geben.



