Baustellen in Landkreisen BGL und Traunstein
Dauerstau rund um Piding und Bad Reichenhall? „Autofahrer haben es selbst in der Hand“
Eine Baustelle nach der anderen wartet auf die Verkehrsteilnehmer und Anwohner in den Landkreisen BGL und Traunstein. Schon jetzt regt sich der Frust, weil sich manche Maßnahmen zeitlich überschneiden, etwa die Sanierung des Kreisverkehrs Piding sowie die Vollsperrungen der BGL4 Bad Reichenhall-Weißbach (Obermühle) und der B306 zwischen Siegsdorf und Inzell. Mancher Autofahrer fragt sich: Hätte man das nicht besser planen können? Und warum wird nicht nachts gearbeitet? Martim Bambach vom Staatlichen Bauamt Traunstein liefert Antworten darauf und weitere Fragen.
Berchtesgadener Land/Traunstein - Normalerweise wiegeln die Verantwortlichen von Baustellen eher ab, wenn es um die Stau-Befürchtungen von Anwohner oder Autofahrern geht. Daher ließen die Warnungen und Appelle von Bambach und Pidings Bürgermeister Hannes Holzner durchaus aufhorchen, die Ende Februar zugaben, im Zuge der Sanierung des Kreisverkehrs an der B20 mit massiven Verkehrsbehinderungen zu rechnen. Auch auf Social Media ließ die Kritik nicht lange auf sich warten. „Wer plant so etwas?“, hieß es mehrmals mit Verweis auf die weiteren Baustellen in den beiden Landkreisen, die teilweise nahezu zeitgleich beginnen.
In den kommenden Wochen sind besonders der südliche Teil und die Mitte im Berchtesgadener Land, vor allem rund um die Kreisstadt Bad Reichenhall, betroffen:
- B20 Piding (10. März bis 30. Juni): Teil- und Vollsperrungen wegen Instandsetzung des Kreisverkehrs
- BGL 10 Ainring/Anger (ab 10. März bis Ende 2026): Vollsperrung wegen Ausbaus zwischen Vachenlueg und Thundorf mit Geh- und Radweg
- BGL4 Bad Reichenhall-Weißbach (April bis Juni): Vollsperrung wegen Instandsetzung auf Höhe Obermühle
- B20 Bischofswiesen (1. April bis 20. Juni): Teilsperrungen wegen Instandsetzung der Zicklkurve kurz vor dem Ortseingang
Schon ohne Baustelle und Vollsperrungen belastet
Schon jetzt staut es sich regelmäßig zu den Stoßzeiten rund um den Gabler Knoten bei Bad Reichenhall sowie die Abzweigung Anger-Urwies und den Kreisverkehr bei Piding - ohne die neue Baustelle und den Wegfall der Ausweichstrecke über die Weißbacher Obermühle. Weil noch bis zum 11. April die Ausweichroute über Inzell voll gesperrt und mit einem weiteren Umweg über Ruhpolding verbunden ist, werden wohl viele Autofahrer in den sauren Apfel beißen müssen. Frust und Ärger wegen langer Staus scheinen vorprogrammiert - nicht auszudenken, was passiert, wenn es zu Unfällen kommt.
Zumindest bis Ende März oder Anfang April werden sich die Verzögerungen am Pidinger Kreisverkehr noch in Grenzen halten, glaubt Martin Bambach. „Bis dahin werden nur die Einrichtungsflächen für die Baustelle geschaffen sowie die jeweiligen Zufahrten. Es gibt die nächsten zwei bis drei Wochen noch keine veränderte Verkehrsführung oder eine Vollsperrung, von daher sind keine größeren Einschränkungen zu befürchten“, bestätigt der zuständige Bereichsleiter Straßenbau des Bauamts.
Nicht jeder Betroffene kann ausweichen
Das ändert sich natürlich spätestens dann, wenn die eigentlichen Bauarbeiten am Kreisverkehr beginnen. Bambach wiederholt seinen Appell: „Die Autofahrer haben es selbst in der Hand.“ Ihm sei bewusst, dass es genügend Betroffene gebe, die zum Beispiel wegen ihres Berufes nicht anders fahren können oder wegen der Vollsperrungen weite Umwege und damit mehr Fahrzeit in Kauf nehmen müssen. „Doch das trifft nicht auf jeden zu“, findet er.
Die meisten Verkehrsteilnehmer seien vernünftig und würde sich andere Fahrzeiten oder Strecken suchen. Aus Bad Reichenhall kommend könne es zum Beispiel sinnvoll sein, am Gabler Knoten auf die B21 in Richtung Walserberg zu fahren, auf die Autobahn abzubiegen und dann bei Piding wieder abzufahren, um in Richtung Freilassing zu kommen - oder umgekehrt.
Bremsmanöver und Unachtsamkeiten sorgen für Staus
„Unsere Erfahrung ist: Die Verkehrsteilnehmer fahren so lange durch eine Baustelle, bis ihnen die Verzögerung unzumutbar erscheint. Dann nehmen sie automatisch eine längere Strecke in Kauf, auf der sie kontinuierlich fahren können. Aber das muss jeder individuell entscheiden und verantworten“, findet Bambach. Als Verkehrsplaner seien er und seine Kollegen mit dem berühmten „Stau aus dem Nichts“ bestens vertraut. Dies geschehe oft bei plötzlichen Bremsmanövern auf einer überlasteten Straße aufgrund von Unachtsamkeiten. Rund um Piding und Bad Reichenhall kennt man dieses Phänomen auf den Bundesstraßen bestens.
Doch mit Blick auf die kommenden Wochen droht eine deutliche Zusatzbelastung. Bambach: „Mit der Baustelle, möglichen Tempolimits und den Bauarbeiten inklusive halbseitiger Sperrung und Ampelregelung kann es sich so weit zurückstauen, dass dieser Stau gar nicht mehr abgebaut werden kann.“ Bei einer solchen Verkehrsbelastung seien die Auswirkungen höchstens bei einer 100 Meter langen Baustelle verkraftbar.
Erneut Bauarbeiten an der B21 bei Bischofswiesen
Der Bereichsleiter des Bauamts verweist auf die Bauarbeiten bei Bischofswiesen, die bereits im November auf der B21 für deutliche Rückstaus gesorgt hatten. „Bei der Verkehrsbelastung war das zu viel“, schildert er. Die Sicherung der Böschung in der Zicklkurve, die im Oktober notdürftig durchgeführt wurde, wird bald im April gestartet. Für diesen 100 Meter langen Abschnitt wird es wieder eine Ampelregelung geben. Hierbei erwartet Bambach nur kurze Wartezeiten - im Gegensatz zur folgenden Asphalterneuerung, die dann wieder auf mehreren Hundert Metern Länge bis zum Ortseingang von Bischofswiesen durchgeführt werden muss. Wie genau diese ablaufen soll, dazu führen die Gemeinde und das Bauamt noch Gespräche.
Dass in den kommenden Wochen und Monaten mehrere Baustellen, auch im benachbarten Landkreis Traunstein, teilweise zeitgleich stattfinden, hat Bambach zufolge mehrere Gründe. Speziell beim Pidinger Kreisverkehr werfen andere Großbaustellen wie die Erneuerung der Saalachbrücke an der A8 ihren Schatten voraus und sorgen für Druck. „Der Winter und die Hauptreisezeit im Sommer geben uns nur einen kurzen Zeitraum, hier in Piding einzugreifen. Das ergibt sich von selbst“, macht er klar.
Schwierige Koordinierung
Die Vollsperrung zwischen Siegsdorf und Inzell sollte ebenfalls nicht in der Hauptsaison stattfinden, weil die Gemeinden befürchteten, dass der Tourismus damit massiv gestört werde. „Die B306 bei Molberting und Hammer komplett zu sperren, beschleunigt auch die Bauarbeiten, weil diese schnell vorangehen als bei einer halbseitigen Sperrung.“ Mit Blick auf die nächste Vollsperrung - vom 15. Juli bis 15. September wird die Ortsdurchfahrt von Schneizlreuth-Weißbach erneuert - wurde auch deshalb die Sanierung des Pidinger Kreisverkehrs vorgezogen, um dann eine Ausweichstrecke über die Autobahn zu ermöglichen.
Häufig kommt es im Zusammenhang mit Baustellen zu der Frage, warum nicht nachts gearbeitet wird, um die Beeinträchtigungen tagsüber gering zu halten. Für Bambach ist das aus mehreren Gründen ein Trugschluss. „Für Nachtarbeiten brauchen es spezielle Voraussetzungen, um überhaupt eine Genehmigung zu erhalten. Die meisten Baustellen von uns lassen sich nachts wegen der Beleuchtung und des Lärms nicht ausführen“, verdeutlicht er.
Zudem müsse für die Sicherheit der Mitarbeiter gesorgt werden, der Arbeitsschutz sei in der Dunkelheit nicht so einfach zu gewährleisten. „Und welche Firma ist überhaupt bereit, ein Angebot anzunehmen, bei dem ihre Angestellten nachts arbeiten und tagsüber schlafen sollen?“, fragt er rhetorisch. Außerdem müssten Asphaltschichten, die nachts angelegt werden, tagsüber auskühlen. Von einer geringeren Beeinträchtigung könne also nicht die Rede sein. „Der Aufwand lohnt sich nicht“, ist sich Bambach sicher. (ms)