Umbau des Kreisverkehrs Piding an der B20/A8
Droht dem BGL ein Verkehrskollaps? „Kann nur jedem raten, das Gebiet weiträumig zu umfahren“
Das lässt nichts Gutes erahnen, wenn selbst die Verantwortlichen mit „zeitweise massiven Behinderungen für den Verkehr“ rechnen. Es geht um den Pidinger Kreisverkehr an der B20 beziehungsweise der Autobahnausfahrt Bad Reichenhall, der ab dem 10. März saniert und umgebaut wird. Jetzt soll ein zweiter provisorischer Kreisverkehr entstehen, um für Entlastung zu sorgen. Doch wie groß das Verkehrschaos wirklich wird, weil sich auch die Verkehrsführung immer wieder ändert: Das haben die Autofahrer wohl nur selbst in der Hand. Diese Details stehen jetzt fest.
Piding - Martin Bambach nennt den Pidinger Kreisverkehr die „Hauptschlagader“ des Landkreises, und bei dieser Bezeichnung dürfte ihm wohl niemand widersprechen. Direkt an der A8 gelegen, treffen der Verkehr aus dem südlichen und aus dem nördlichen Teil des Berchtesgadener Landes zusammen. Zudem landen hier die vielen Pkw und Lkw, die von der Autobahn auf die B20 wollen oder umgekehrt. Ab dem 10. März soll mit der Instandsetzung begonnen werden. Für den Mitarbeiter des Staatlichen Bauamts Traunstein ist es viel eher ein „Neubau“.
Die Planungen dazu laufen schon länger und eigentlich hätte es bereits Ende 2024 losgehen sollen. Vorarbeiten wurden bereits absolviert, wie zum Beispiel die entfernten Kleinbäume auf der Mittelinsel zeigen. Doch die Verspätung könnte sich als „Glücksfall“ erweisen.
Bypass ab der Autobahn
Wie Bambach erklärt, haben sich kürzlich die Pläne verändert, was für eine Entlastung sorgen dürfte. „Die Maßnahme an sich ist bautechnisch nicht kompliziert. Es sind die Rahmenbedingungen“, schildert der Bereichsleiter Straßenbau, der auch für das Berchtesgadener Land zuständig ist. Neben den Anwohnersorgen aus Piding, den Hauptreisezeiten im Sommer sowie dem Naturschutz - Zauneidechsen verkomplizierten das Projekt - galt es vor allem, den Verkehrsfluss zu beachten.
Waren die ersten Planungen, die bereits kurz vor der Auftragsvergabe an Baufirmen standen, noch hochkomplex, hat sich das neue Vorhaben doch deutlich verbessert. Kompliziert bleibt es trotzdem, wie auch die Verantwortlichen zugeben. Vereinfacht gesagt wird das Projekt in drei Abschnitte unterteilt, die sich jedoch nochmal in viele kleinere Phasen untergliedern. Zuerst entsteht an der Autobahnaus- und abfahrt Bad Reichenhall (Fahrtrichtung Salzburg) ein Bypass: Diese abgetrennte Spur soll künftig den Verkehr, der in Richtung Bad Reichenhall fahren möchte, gar nicht erst in den Kreisverkehr hineinleiten.
Ein Kreisverkehr als Provisorium
Währenddessen wird - an der B20 aus Bad Reichenhall kommend - vor dem Kreisverkehr auf der rechten Seite, wo es zum Gewerbegebiet „Lattenbergstraße“ geht, ein zweiter Kreisverkehr gebaut. Dieser dient als Provisorium und um diesen zu bauen, muss die zweispurige Fahrbahn zwischendurch auf eine Spur verengt werden. Wenn der zweite Kreisverkehr in Betrieb genommen wird, endet der zweite Abschnitt. Im letzten wird der eigentliche Kreisverkehr umgebaut.
Während dieser letzten Phase können Verkehrsteilnehmer, die auf der B20 aus Richtung Freilassing kommend auf die A8 in Richtung Salzburg fahren möchten, nicht die gewohnte Auffahrt nehmen. Sie müssen einen sogenannten „U-Turn“ im provisorischen Kreisverkehr machen und dann auf der anderen Seite die Auffahrt zur Autobahn nehmen. Und aus dem Gewerbegebiet kommend, wird es aus Sicherheitsgründen nicht mehr möglich sein, nach links auf die B20 in Richtung Bad Reichenhall abzubiegen. Hier muss ein kleiner Umweg von mehreren Hundert Metern Richtung Freilassing, bis zur Unterführung Hirschloh bei den Pidinger Werkstätten, unternommen werden.
Ständige Veränderungen erwartet
Im Vergleich zu den vorherigen Planungen fallen diese Umwege gering und die Abschnitte wenig kompliziert aus. Doch während der gesamten Bauarbeiten wird es immer wieder Änderungen in der Verkehrsführungen geben, um zum Beispiel die Trenninseln mitten auf der Fahrbahn abzubauen. Von Tag zu Tag könnte sich etwas ändern, wie bei der Vorstellung des Ablaufs deutlich wurde.
Bis Ende Juni soll das Projekt, an dem laut Bambach „niemand ein Interesse hat, dass es einen Tag länger dauert als nötig“, abgeschlossen werden. Vorausgesetzt, es kommen keine unerwarteten Ereignisse dazwischen. Wie dringend notwendig die Maßnahme ist, zeigt sich vor Ort: In den Rinnen der Fahrbahn sammelt sich bei Regen das Wasser. Die Fahrbahn ist wellig, die Zufahrten senken sich ab. An manchen Stellen bröckelt der Asphalt oder reißt sogar regelrecht auf. Die vielen Fahrzeuge, die hier jeden Tag entlang fahren, fordern ihren Tribut. Passend dazu wird auch unter den Landkreisbewohnern der Ruf immer lauter, den Verkehr im Kleinen Deutschen Eck zu regulieren.
Umbau dringend notwendig
„Nach über 25 Jahren hat der Kreisverkehr sein Haltbarkeitsdatum erreicht. Innerhalb der nächsten fünf Jahre droht, sollte nichts dagegen unternommen werden, sogar eine Vollsperrung“, macht Bambach klar. Dass es nicht ohne „zeitweise massive Verkehrsbehinderungen“ gehen wird, das verheimlichen weder er noch Bürgermeister Hannes Holzner.
„Es geht nicht anders, weil wir den Verkehr möglichst fließen lassen, aber gleichzeitig für die Sicherheit der Bauarbeiter und für wenig Verwirrung unter den Autofahrern sorgen müssen“, so Bambach. Sowohl die Gemeinde als auch Polizei, Behörden, Anwohner und auch die örtlichen Unternehmen seien mit ins Boot geholten worden. Auf der Homepage des Bauamts soll anhand einer Skizze über den weiteren Verlauf sowie anstehende Maßnahmen informiert werden.
Umfahrung über Inzell zeitweise nicht möglich
„Mehr können wir nicht tun. Ich kann nur jedem raten, das Gebiet weiträumig zu umfahren, vor allem zu den Stoßzeiten“, warnt Bambach vor Staus und Behinderungen. Dass vom 3. März bis 11. April die B306 bei Molberting und in Hammer voll gesperrt wird und damit eine mögliche Umfahrung über Inzell wegfällt, sei natürlich schwierig, aber es führe kein anderer Weg daran vorbei.
Die Antwort auf die wahrscheinlich aufkommende Frage in der Bevölkerung, warum nicht nachts, an Feiertagen oder Wochenenden gearbeitet werde, nimmt er gleich vorweg: „Dann finden sie keine Baufirma für dieses Projekt. So einfach ist das nicht, wie es manchmal dargestellt wird“.
Große Sorgen in Piding
Bürgermeister Holzner appelliert zusammen mit Bambach an die Verkehrsteilnehmer, nicht den Weg durch Piding zu nehmen und damit die Anwohner zu belasten. „Wir bitten darum, dass nur diejenigen in unsere Gemeinde fahren, die es müssen, etwa Anwohner oder Unternehmer“, hofft Holzner. Die Gemeinde werde Geschwindigkeits- und Verkehrsbeschränkungen umsetzen und Gefahrenquellen sowie bekannte „Schleichwege“ im Auge behalten. „Vielleicht werden wir zu bestimmten Uhrzeiten den Verkehr in unsere Gemeinde deutlich einschränken. Eine komplette Sperrung ist nicht umsetzbar.“ Auch die Polizei werde, im Rahmen ihrer Möglichkeiten, das Bauprojekt am Kreisverkehr überwachen.
So oder so, wird es für die gesamte Region ein regelrechter Stresstest, der trotz der umfangreichen Vorbereitung und der Notwendigkeit des Umbaus für viel Ärger und Frust sorgen wird. (ms)


