Halbseitige Sperrung mit Ampelregelung
Die Brücke zwischen den Brücken: Bauprojekt an der B305 in Marktschellenberg könnte „etwas zwicken“
Erste Baustellenschilder, Absperrungen und kleinere Arbeiten sind bereits sichtbar, doch das ist kein Vergleich zu dem, was sich ab dem kommenden Montag (10. März) ereignen wird: Bis Ende 2026 soll in Marktschellenberg die Brücke, die den Verkehr über die Berchtesgadener Ache führt, neu gebaut werden. Eine halbseitige Sperrung samt Ampelregelung wird dann zum gewohnten Bild - und eine weitere Brücke zum ungewohnten Anblick.
Marktschellenberg - Es reicht ein bloßer Blick, um zu erkennen, warum es zu dem Neubau mitten im Ortskern kommt. Die Brücke, die direkt an der Kirche St. Nikolaus über die Berchtesgadener Ache führt, ist altersbedingt in keinem guten Zustand. Die Holzgeländer splittern und reißen auf, das Mauerwerk darunter sieht auch nicht viel besser aus. Und die stark befahrene Bundesstraße, über die der Verkehr in Richtung Grenze oder nach Berchtesgaden fließt, hat schon bessere Zeiten erlebt.
Es braucht eine neue Brücke, so viel ist klar. Doch wie Florian Paukner vom Staatlichen Bauamt Traunstein erklärt, liegt darin nicht die Schwierigkeit dieser Maßnahme. „Sowohl die alte als auch die geplante neue Brücke sind an sich keine außergewöhnlichen Konstruktionen“, schildert der Projektleiter, der beim Bauamt die Abteilung Ingenieurbau führt. Vielmehr machen die beengte Situation vor Ort sowie die vielen Belange, die koordiniert werden müssen, die Baustelle zu einer richtigen Herausforderung.
Verkehr durch Salzburger Straße umleiten?
Zum einen könnten Arbeiten an der Berchtesgadener Ache nur in der abflussarmen Jahreszeit ausgeführt werden. Zum anderen sei die Durchfahrt durch den Markt nicht für den Verkehr der B305 - bei der letzten Zählung 2021 wurden etwa 5800 Fahrzeuge, davon 158 Schwerfahrzeuge, pro Tag ermittelt - geeignet. „Sie muss ja trotzdem aufrechterhalten werden“, so der Projektleiter. Hinzukommt, dass es „keine hinnehmbare Umleitungsstrecke gibt und deshalb die Befahrbarkeit der Bundesstraße nahezu pausenlos aufrechterhalten werden muss“.
Vom Neubau betroffen sind auch das Wasserkraftwerk sowie die Anwohner und Gewerbetreibenden der Gemeinde. Nicht zu vergessen sind die Bewohner des Talkessels, die auf dieser Route in Richtung Salzburg fahren oder zum jährlichen Kirtag nach Marktschellenberg kommen.
Baumaßnahme eigentlich schon Mitte 2024 gestartet
Um all diese Belange unter einen Hut zu kriegen, soll vorübergehend eine dritte Brücke entstehen, und zwar genau zwischen der Bundesstraße, dem Rathaus und der Brücke Salzburger Straße. Eigentlich läuft die Baumaßnahme „im Verborgenen“ schon seit Mitte 2024: Seitdem wird die Behelfsbrücke fertiggestellt. Auf „handelsübliche“ Systembrücken konnte das Bauamt wegen der speziellen Anforderungen nicht zurückgreifen. Und weil nur wenig Platz vorhanden ist und die Behelfsbrücke schwerverkehrstauglich sein muss, bleibt nur eine einspurige Fahrbahn über das Ersatzbauwerk möglich. „Die Baustellenampel wird deswegen jetzt leider für geraume Zeit zum Ortsbild in Marktschellenberg gehören, und zwar mindestens bis Herbst 2026“, betont Paukner.
Die Vorarbeiten für den eigentlichen Bau vor Ort würden schon seit einigen Wochen laufen, im Wesentlichen wurden bisher Rodungsarbeiten erledigt. Richtig „sicht- und fühlbar“ wird die Baustelle ab Montag, 10. März: Dann wird die einstreifige Verkehrsführung mit Ampelregelung eingerichtet, vorerst aber noch über die bestehende Brücke. Paukner: „Der Platz ist aber nötig, weil die Unterbauten für die künftige Behelfsbrücke erst gebaut werden müssen. Auf der Salzburger Seite ist das besonders kompliziert, weil dort ein Reservekanal des Kraftwerks im Weg ist, der zudem den Lasten aus der Behelfsbrücke nicht ohne aufwändige Unterstützung standhalten kann.“
Wichtigen Feiertag im Blick
Die Herstellung der Unterbauten für die Behelfsbrücke werde bis in den Juni hinein dauern. Der Einhub des Behelfsbrückenüberbaus erfolge voraussichtlich unmittelbar vor oder unmittelbar nach dem Kirtag. Sobald die Umleitung befahrbar ist, kann die alte Brücke abgebrochen werden und das neue Bauwerk entstehen. „Dafür wird es zeitweise nötig sein, den Wasserspiegel am Kraftwerk deutlich abzusenken. Zum Schutz vor Hochwasser wird der neue Brückenüberbau auch auf einem überhöhten Gerüst hergestellt und erst nach Fertigstellung auf die Widerlager abgesenkt“, erklärt Paukner. Dem Kraftwerk wird also zeitweise „der Hahn abgedreht“.
Insgesamt soll das Projekt etwa 3,8 Millionen Euro kosten und bis Ende 2026 abgeschlossen werden. Der Anteil des Schwerverkehrs fällt für eine Bundesstraße vergleichsweise gering aus, wie der Abteilung des Bauamts bestätigt. „Wir gehen daher davon aus, dass die Abwicklung des Verkehrs mit verkehrsabhängig geregelter Baustellenampel die meiste Zeit problemlos funktionieren wird, so wie das auch beispielsweise am Eisenrichter Berg der Fall war. Allerdings ist zu den touristischen Hochzeiten im Sommer schon damit zu rechnen, dass es zeitweise etwas ,zwicken´ kann.“
Auch für den Verkehr innerorts sind Behinderungen und Wartezeiten abzusehen, „weil nicht alle Verkehrsbeziehungen aus den untergeordneten Straßen in die Bundesstraße zu jeder Zeit aufrechterhalten werden können“. Das sei schon der Sicherheit im Baustellenbereich geschuldet. Doch Paukner versichert: „Wir bemühen uns, so wenig verschiedene Phasen der bauzeitlichen Verkehrsführung wie möglich zu machen, damit sich die Bürger nicht dauernd wieder umgewöhnen müssen.“ (ms)

