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Laufens Bürgermeister äußert sich

Flüchtlinge kommen in Turnhalle des Rottmayr-Gymnasiuns - „Landkreis steht Wasser bis zum Hals“

Mehrere Frauen mit dicken Winterjacken, Tüten und Koffern laufen auf einem Gehweg. Ein Mann sitzt an einem Pult vor einem Mikrofon.
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Laufens Bürgermeister Hans Feil rechnete bereits damit, dass seine Stadt wieder Flüchtlinge unterbringen muss.

Erst seit einer Woche ist klar, dass die Flüchtlingsunterkunft im Axelmannstein in Bad Reichenhall bis Mitte Januar Geschichte sein wird. Das Landratsamt hoffte deswegen auf die Solidarität der anderen Kommunen, denn für 100 Personen musste eine Unterbringung gefunden werden. Hinzu kam die Ankündigung der Regierung Oberbayern, dem Berchtesgadener Land wieder verstärkt Flüchtlinge zuzuweisen. Die Belegung von Turnhallen sollte nur als letzte Option infrage kommen, hieß es. Doch jetzt trifft es das Rottmayr-Gymnasium in Laufen. Landratsamt und Bürgermeister Hans Feil äußern sich zu den Plänen und zur Situation.

Laufen/Bad Reichenhall - Es war ein Paukenschlag, der vor wenigen Tagen bekanntgegeben wurde: Bis zum 15. Januar 2025 werden keine Flüchtlinge mehr im Axelmannstein untergebracht. Groß war die Freude bei Oberbürgermeister Christoph Lung, der sich schon lange eine andere Lösung für das ehemalige Hotel gewünscht und auf die überdurchschnittliche Zuweisung von Flüchtlingen in der Kreisstadt verwiesen hatte. Durch die Entscheidung des Freistaats, aus Kostengründen auf eine weitere Unterbringung im Axelmannstein zu verzichten, musste das Landratsamt aktiv werden und nach einer Lösung suchen. Wie es scheint, wurde diese nun im Rottmayr-Gymnasium in Laufen gefunden.

Genauer gesagt geht es um die hintere Turnhalle, wie Bürgermeister Hans Feil auf Nachfrage erklärt. „Landrat Bernhard Kern hat mich Anfang der Woche darüber informiert, dass es ernsthafte Überlegungen dazu gibt“, schildert er. Der Bürgermeister selbst habe sich auch schon Gedanken gemacht, als er von der Entwicklung in Bad Reichenhall hörte. „Mir war klar, dass die Wahrscheinlichkeit sehr groß sein wird, dass die Menschen bei uns untergebracht werden. Dem Landkreis steht das Wasser bis zum Hals.“

Elternbrief von Schulleitung verschickt

Am Mittwoch (30. Oktober) soll es dann einen Vor-Ort-Termin am Gymnasium gegeben haben, woraufhin Schulleiter Maurice Flatscher am Abend in einem Elternbrief mitgeteilt haben soll, dass die Halle ab Ende November belegt werde. Das Landratsamt bestätigt auf Nachfrage nur Folgendes: „Nach derzeitigem Stand wird die Belegung einer Turnhalle am Rottmayr-Gymnasium notwendig sein.“ Die Planungen hierzu laufen aktuell noch, weshalb darüber hinaus vorerst leider noch keine näheren Informationen genannt werden können. Sowohl die Schulleitung als auch die Stadt Laufen seien in die Planungen miteingebunden. Das heißt: Derzeit ist noch unklar, wie viele Personen und wie lange diese in der Halle untergebracht werden und ob der Schulalltag davon beeinflusst wird.

Freilassing ist schon jetzt hoffnungslos überlastet, die tragen die Hauptlast.

Laufens Bürfermeister Hans Feil

Die Stadt selbst konnte an dieser Entscheidung nichts ändern, wie Bürgermeister Feil betont. Es ist auch kein Zufall, dass in Laufen bereits zum dritten Mal eine Turnhalle belegt wird. „Vielen ist nicht bewusst, dass der Landkreis keine andere Wahl hat, als zuerst die eigenen Turnhallen zu überprüfen und zu belegen“, verweist der Bürgermeister auf die landkreiseigenen Gymnasien in Laufen und Bad Reichenhall. Und: „Freilassing ist schon jetzt hoffnungslos überlastet, die tragen die Hauptlast.“

Turnhalle der ehemaligen Förderschule eine Alternative?

Deshalb war ihm nach der Axelmannstein-Entscheidung und mit Blick auf die Lage in Freilassing klar, dass es wieder Laufen treffen werde. „Doch wenn noch mehr Flüchtlinge kommen, wird es vielleicht wieder Bad Reichenhall treffen.“ Lokale Sporthallen könnten erst belegt werden, wenn die landkreiseigenen Optionen ausgeschöpft seien.

Eine mögliche Alternative in Laufen könnte die Turnhalle der ehemaligen Förderschule sein, die dem Freistaat gehört. Wie der Bürgermeister erläutert, habe die Stadtverwaltung das Staatliche Bauamt Traunstein schon vor einem Dreivierteljahr um eine Überprüfung gebeten. Dieser Schritt folgte deshalb, weil der Zwischenbau zwischen Grund- und Mittelschule einem Neubau weichen soll und die Schüler deswegen für zwei Jahre eine Alternative für den Schulsport brauchen.

Den Vereinen fehlt eine Option für den Wintersport

Doch Feil ist skeptisch, dass sich hier eine Lösung ergibt und die Flüchtlinge doch nicht in der Turnhalle des Gymnasiums untergebracht werden müssen. „Es fehlt an Sanitäranlagen, Heizungen, einer Küche und einer Abtrennung zum Schulsport. Das wäre zu viel in zu kurzer Zeit“, glaubt er und ist daher nicht optimistisch, dass die Prüfung erfolgreich sein wird.

Niemand im Landkreis sei mit der Situation glücklich, kann Feil aus unzähligen Gesprächen mit Vertretern anderer Gemeinden und dem Landratsamt versichern. Er gehe auch davon aus, dass die Laufener Bevölkerung, die Eltern und auch die Vereine, denen jetzt im Winter eine wichtige Option für den Sport fehlt, alles andere als begeistert reagieren werden. „Bei den vorherigen Belegungen war das Verständnis immer da und ich hoffe auch weiterhin darauf. Aber es wird schwieriger“, geht Feil von einem Aufschrei aus. „Natürlich wäre jeder dankbar, wenn dieser Kelch an uns vorbeigeht. Doch es gibt keine andere Möglichkeiten.“

Feil fordert mehr Solidarität von anderen Gemeinden

Doch dieser Aufschrei dürfe nicht zu Lasten derjenigen gehen, die eine Unterbringung organisieren oder betreuen müssen. „Und auch nicht zu Lasten der Asylbewerber“, wünscht sich Feil. Es helfe niemandem, wenn emotionsgeladene Diskussionen geführt werden. Auch deshalb will er „nicht zusätzlich Öl ins Feuer gießen“, die Situation sei schon angespannt genug. Doch er fordert mehr Solidarität von den anderen Landkreisgemeinden. „Manche sind stark betroffen, während andere mitteilen, dass sie gar keine Asylbewerber unterbringen können“, meint der Bürgermeister.

In Laufen dagegen soll auf der Hangwiese südlich der Naturschutzakademie soll eine Flüchtlingsunterkunft mit drei Häusern entstehen. Feil sieht seine Stadt schon jetzt, ohne dieses Projekt, prozentual zur Bevölkerung gesehen im Vergleich zu anderen Gemeinden weit vorne. Für ihn ist trotzdem klar: Die Schuldigen an der Misere sind nicht die Bürgermeister, Landrat Kern oder die Regierung von Oberbayern. „Das wird an höheren Stellen entschieden und wir müssen das ausbaden.“

Landratsamt betont gemeinschaftliche Aufgabe

Auch das Landratsamt betont, „dass die Unterbringung von Flüchtlingen eine gemeinschaftliche Aufgabe darstellt, bei der eigentlich alle Kommunen ihren Beitrag leisten müssen“. Die Behörde geht davon aus, dass dem Berchtesgadener Land allein bis Weihnachten erneut 150 Flüchtlinge zugewiesen werden. Diese sind zusätzlich zu den 100 verbliebenen Personen im Hotel Axelmannstein durch den Landkreis unterzubringen.

Aus den anderen Kommunen ist leider weiterhin nur sehr wenig Unterstützung zu verzeichnen.

Landratsamt zur angespannten Situation

„Leider ist die Situation zum aktuellen Zeitpunkt sehr angespannt, da kaum mehr Unterkünfte zur Verfügung stehen. Zwar befindet sich das Landratsamt in einzelnen Fällen noch in Verhandlungen, aber hier sind die Kapazitäten ebenfalls begrenzt. Aus den anderen Kommunen ist leider weiterhin nur sehr wenig Unterstützung zu verzeichnen. Es ist daher nicht absehbar, dass sich zeitnah größere Unterkünfte wie beispielsweise Containeranlagen realisieren lassen“, teilt eine Sprecherin mit.

Bad Reichenhall trifft es vorerst und zeitnah nicht mehr

Bestätigt wird, dass die Kreisstadt Bad Reichenhall schon allein durch die dezentrale Erstanlaufstelle und das ehemalige Hotel Axelmannstein weit mehr Flüchtlinge aufgenommen hat als andere Kommunen, in denen schlichtweg keine größeren Unterkünfte zur Verfügung stehen. Allerdings werden beide Unterkünfte in Bad Reichenhall derzeit beziehungsweise zeitnah nicht mehr belegt.

Von den 300 Flüchtlingen aus dem Axelmannstein wurde für 200 eine Unterkunft außerhalb des Landkreises gefunden. Bei der Frage nach dem Standort verweist die Behörde auf die Regierung von Oberbayern. Die Entscheidung, die Anmietung des Objekts zum 15. Januar 2025 zu beenden, fiel Anfang Oktober, nachdem klar war, dass der Freistaat Bayern dem Landratsamt die Kosten nicht mehr erstatten wird.

Bewohner im Axelmannstein unmittelbar informiert

Die Bewohner der Unterkunft wurden „unmittelbar nach Bekanntwerden der Entscheidung mittels Aushang darüber informiert, dass die Unterkunft gekündigt wurde und sie sich eigenständig um Wohnraum bemühen müssen“. Andernfalls sollen sie auf andere Unterkünfte verlegt werden. Diejenigen, auf die das zeitnah zutrifft, sollen bereits mit einem persönlichen Schreiben informiert worden sein.

Auf bestehende familiäre Bindungen werde bei der Unterbringung von Geflüchteten immer Rücksicht genommen, so die Sprecherin. „Dies gilt auch dann, wenn – aus welchen Gründen auch immer – eine Verlegung in andere Unterkünfte an anderen Orten erfolgen muss.“ (ms)

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