Bewegende Worte in der Bürgerversammlung
„Ich bin heute zum letzten Mal hier“: Freilassinger Polizeichef Huber geht im Februar in den Ruhestand
Es wurde emotional, als der Chef der Polizeiinspektion Freilassing nicht nur die Polizeistatistik präsentierte, sondern auch seinen Abschied in der Bürgerversammlung von Saaldorf-Surheim ankündigte. Nach über vier Jahrzehnten im Polizeidienst blickte er in einer persönlichen Rede auf seine Laufbahn und die enge Zusammenarbeit mit der Gemeinde zurück.
Saaldorf-Surheim/Freilassing – Die Polizeiinspektion Freilassing ist für die vier Gemeinden Freilassing, Ainring, Saaldorf-Surheim und Teisendorf zuständig. Daher präsentiert ihr Chef Gerhard Huber auch in jeder Bürgerversammlung dieser Kommunen die aktuelle Polizeistatistik.
Doch dieses Mal fiel der Inhalt seines Vortrages in Saaldorf-Surheim etwas anders aus, persönlicher und emotionaler. „Ich bin heute zum letzten Mal da und habe ein paar Worte zum Abschied“, sagte Huber gleich zu Beginn seiner Ansprache.
Weniger Straftaten, mehr Unfälle im Gebiet der PI
Huber begann mit den Zahlen, die aus dem Jahr 2023 stammen. Die PI Freilassing verzeichnete 6,6 Prozent weniger Straftaten als im Vorjahr. „Der Trend setzt sich auch für die Gemeinde fort“, so Huber. Weniger erfreulich sei die Verkehrsunfallentwicklung gewesen. „Es gab einige Unfälle im letzten Jahr und auch heuer schon wieder.“ Besonders tragisch sei der schwere Unfall auf der St2104 in Kleingerstetten gewesen, bei dem ein Fahrradfahrer sein Leben verlor. Waren es im Jahr 2022 noch 58 Unfälle, so stieg deren Anzahl 2023 auf 73. Der Polizeichef erklärte, dass die Verkehrsschau bereits stattgefunden und die Gemeinde schon einige Stellen bearbeitet habe. So sei beispielsweise eine Überquerungshilfe errichtet worden.
Eine leicht fallende Aufklärungsquote von 55,9 Prozent (- 4,5 Prozent) musste im Gebiet der PI gegenüber dem Vorjahr festgestellt werden. Der Rückgang erklärt sich im Wesentlichen durch die Aufnahme von versuchten Betrugsdelikten im Bereich Enkeltrick und Schockanrufer - hier lässt sich in den meisten Fällen weder Täter noch ein genauer Tatort verifizieren. Im Gebiet der PI gab es bei den Einbrüchen eine Steigerung von 100 Prozent. Schaut man aber auf die Anzahl, relativiert sich das Ganze. Denn: 2022 waren es fünf, im Folgejahr zehn. „Das sind für vier Kommunen sehr, sehr wenige im Vergleich mit anderen Dienstbereichen.“ Die PI erstellt jedes Jahr einen eigenen Sicherheitsbericht und spricht mit den Bürgermeistern und dem Ordnungsamt. Huber zitierte bei seinem Fazit den Innenminister: „In Bayern leben heißt, sicherer leben. Das kann ich auch für die Gemeinde unterschreiben.“
Detailwerte für die Gemeinde Saaldorf-Surheim
| 2022 | 2023 | |
| Anzahl der Straftaten | 82 | 69 |
| Aufklärungsquote | 52,45 % | 62,3 % |
| Verkehrsunfälle gesamt | 58 | 73 |
| Verkehrsunfälle mit Personenschäden | 22 | 20 |
| Verkehrsunfälle tödlich | 1 | 1 |
Unfallschwerpunkte sind die Staatsstraße 2104 sowie die Kreisstraße BGL 3.
Seit 2016 Leiter der PI Freilassing
Im Anschluss an die Statistik ging Huber zum Persönlichen über. Ende Februar wird er nach neun Jahren als Chef der PI in den Ruhestand gehen. Am 1. Januar 2016 hatte Huber den Posten von Bettina Asanger übernommen. Seit 1980 ist er bei der Polizei - zunächst als Angehöriger der Bayerischen Grenzpolizei. Nach deren Integration im Jahr 1998 wechselte Huber zur damals ins Leben gerufenen Polizeiinspektion Fahndung in Traunstein.
Danach war er seit 2010 Leiter der Polizeistation Fahndung in Burghausen. Die schönste Zeit sei für ihn sei die des Aufbaus der Mobilen Schleierfahndung gewesen. Dann der Wechsel nach Freilassing. „Vor acht Jahren war das für mich Neuland als gelernter Grenzpolizist“, gestand Huber.
Huber lobt die Zusammenarbeit mit den Gemeinden und Feuerwehren
Huber betonte auf der Bürgerversammlung seine enge Verbundenheit mit der Gemeinde. „Wenn man regional verhaftet ist, identifiziert man sich mehr.“ In der Nähe von Laufen lebend, komme er häufig mit dem Rad durch Saaldorf-Surheim. Daher solle sich Bürgermeister Andreas Buchwinkler auch beeilen, den Antheringer Steg zu realisieren, meinte er mit einem Augenzwinkern.
Huber lobte die Zusammenarbeit mit der Gemeinden – „die Wege sind kurz“ – und mit den örtlichen Feuerwehren. „Es war ein Quell der Freude, mit Euch zusammenzuarbeiten. Wir werden bezahlt, Ihr aber seid auf das freiwillige Engagement angewiesen.“ In diesem Zusammenhang verwies der scheidende Polizeichef auf die angespannte Hochwasserlage im September. Diese sei wegen der Auswirkungen auf den Surspeicher kritisch gewesen. „Wir haben die Maßnahmen mit den Feuerwehren erläutert“ und so habe man die Lage im Griff gehabt. Auch bei der verkehrlichen Absicherung nach Unfällen sei die Feuerwehr ein unverzichtbarer Partner.
Er gehe nun mit einem lachenden und einem weinenden Auge. „Die Arbeit bleibt die gleiche, nur der Arbeitgeber ändert sich“, scherzte er. Seine Stelle sei bayernweit ausgeschrieben und sein Nachfolger werde von ihm noch ein entsprechendes Briefing bekommen. Bürgermeister Buchwinkler dankte Huber für die offene und vertrauenswürdige Zusammenarbeit: „Das weinende Auge bei uns ist schon groß. Du wirst uns fehlen.“ Buchwinkler – seit 2020 im Amt – setzte noch lachend hinzu: „Mal schauen, ob ich dich überhole.“ (mf)
