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Die Tragödie auf der A94 erregte nicht nur in der Region, sondern deutschlandweit die Gemüter. Und stellt die Bundespolizei Freilassing vor eine Mammutaufgabe.
Auch in den Landkreisen Traunstein, Mühldorf, Altötting und Berchtesgadener Land kämpfte man 2023 gegen eine dramatische Zunahme illegaler Einreisen. Die Zahlen verdoppelten und verdreifachten sich. Und die Bundespolizei Freilassing steht vor einer Mammutaufgabe, um weitere Tragödien zu verhindern.
Freilassing/Mühldorf am Inn – Ein grauenvoller Unfall auf der A94 mit sieben Toten und 16 Schwerverletzten wirft ein düsteres Licht auf die rücksichtslose Welt der Schleuserkriminalität (innsalzach24.de berichtete ausführlich). Im Fokus steht nach der Bundespolizei Rosenheim in dieser Woche (zu lesen auf rosenheim24.de) nun die Bundespolizeiinspektion Freilassing, die im Jahr 2023 einen dramatischen Anstieg von mehr als doppelt so vielen illegalen Einreisen wie im Vorjahr verzeichnete. Damals waren es noch 5324 Personen gewesen.
Im Schatten der A94-Tragödie in Ampfing
Im Oktober 2023 wurde die Tragödie auf der A94 in Ampfing zum Sinnbild der Brutalität und Gefahr, die mit der unerlaubten Einreise einhergehen. Sieben Menschen verloren ihr Leben, 16 weitere wurden schwer verletzt. Ein düsteres Kapitel, das die Schatten der Schleuserkriminalität auf die Straßen Bayerns und insbesondere den Zuständigkeitsbereich der Bundespolizeiinspektion Freilassing wirft. Und die Zahlen lügen nicht.
Freilassing/Mühldorf: Bundespolizei kämpft gegen drastischen Schleuser-Anstieg
Im Jahr 2023 registrierte die Bundespolizeiinspektion Freilassing nämlich insgesamt 11.093 unerlaubt eingereiste Personen, wie der grenzpolizeilichen Jahresbilanz zu entnehmen ist. Wenn man sich die bayernweite Gesamtzahl von 34.209 Feststellungen näher unter die Lupe nimmt, dann kann einem hierbei schon der Atem stocken. Denn: Fast ein Drittel davon fällt auf das Einsatzgebiet der Bundespolizei Freilassing zurück. Auch im internen Vergleich in Südostbayern mit der Bundespolizei Rosenheim, wo man „nur“ 4800 illegale Einreisen zur Kenntnis nehmen konnte, hat man ganz klar die Nase vorne.
Polizeidirektor Stefan Kurth, Leiter der Bundespolizeiinspektion Freilassing, kommentiert die mehr als schwierigen zwölf Monate mit folgenden Worten: „Das Jahr 2023 hat die Bundespolizei Freilassing vor neue und extreme Herausforderungen gestellt. Die Rücksichtslosigkeit und das skrupellose Handeln der Schleuser waren dabei prägend.“ Und mal ganz abgesehen von der Frage, wie die Einsatzkräfte solch menschliche Tragödien überhaupt wegstecken.
Verdoppelt, verdreifacht und kein Ende in Sicht?
Die Dunkelziffer der illegalen Einreisen erreicht nicht nur quantitative Höhen, sondern auch qualitative Tiefen. Feststellungen von Schleusungen unter lebensgefährdenden, unmenschlichen oder erniedrigenden Bedingungen haben sich mit 3855 Personen im Vergleich zum Vorjahr fast verdreifacht. Ein Netzwerk des Schreckens, das Menschenleben aufs Spiel setzt, um Gewinne zu maximieren, wie auch innsalzach24.de in einem Bericht auf die Gewaltbereitschaft der Schlepper aufmerksam machte. 469 von ihnen konnten die Freilassinger Schleierfahnder immerhin hinter Gitter bringen.
Neber der Tragödie auf der A94 in Ampfing geriet noch ein weiterer Fall in den Fokus der Öffentlichkeit. Der Berchtesgadener Hans H. (61) war gemeinsam mit seinem Sohn Andreas (25) und einem Nachbarn auf ein Schleuser-Fahrzeug auf ihrem Gelände in der Oberau aufmerksam geworden. Das Trio hatte geistesgegenwärtig reagiert und den Kriminellen aufgehalten – und dabei seine eigene Gesundheit aufs Spiel gesetzt. Sie hatten sich durch das ganze Handeln gar nichts dabei gedacht, aber mussten später feststellen, dass auch auf sie Ärger zukommen könnte, wie in einem Interview auf BGLand24.de zu lesen ist.
Historischer Höchstwert für die Bundespolizei Freilassing
Der dramatische Anstieg illegaler Einreisen birgt nicht nur quantitative Herausforderungen, sondern auch einen dramatischen Wandel in den Methoden der Schleuser. Im Vergleich zum Vorjahr nutzen nun fast die Hälfte der illegal Eingereisten eher Kraftfahrzeuge, anstelle von Bahnen, als Transportmittel. Die Kontrollen der Bundespolizeiinspektion Freilassing verzeichneten beeindruckende 5334 Fahndungstreffer und 993 vollstreckte Haftbefehle, ein Höchstwert seit der Indienststellung im Jahr 2017.
Sieben Tote bei Horror-Unfall auf A94 im Kreis Mühldorf am Freitag (13. Oktober)
Trotz der düsteren Entwicklungen zeigt sich Polizeidirektor Stefan Kurth dankbar für das Engagement der Einsatzkräfte und die erfolgreiche Bekämpfung der Schleusungskriminalität: „In diesem Zusammenhang bedanke ich mich ausdrücklich für das Engagement, die hohe Motivation und das stets umsichtige Handeln aller beteiligten Einsatzkräfte.“ Die Bundespolizeiinspektion Freilassing steht jedoch weiterhin vor einer Mammutaufgabe, um die Sicherheit an den Grenzen zu gewährleisten und weitere Tragödien wie auf der A94 zu verhindern.
