„Krönung“ der Geschichte am Laufener Amtsgericht
Schleuser pfercht 25 Menschen sieben Stunden ohne Pause ein – weil sich „D. Trump“ nicht meldete
Prozess am Laufener Amtsgericht: Ein Schleuser verfrachtet 25 Menschen in einen engen Transporter, unter ihnen 16 Minderjährige, und pfercht sie sieben Stunden lang ohne Pause zusammen.
Walserberg/Laufen – Der älteste Passagier war 48 Jahre alt, die jüngsten zwei, drei und vier Jahre. Insgesamt drängten sich 25 türkische Staatsbürger in dem geschlossenen Ford Transit, darunter 16 Minderjährige. Mindestens sieben Stunden hatten die Menschen dort eingezwängt ohne Pause verbracht. Nach vier Monaten U-Haft erntete der 29-jährige Moldawier am Laufener Schöffengericht eine Strafe von drei Jahren.
„Krönung“ der Geschichte am Laufener Amtsgericht
Die Geschichten vor Gericht ähneln sich: der arbeitslose Schrottarbeiter hatte sich auf ein Facebook-Angebot gemeldet und sich als „Fahrer“ beworben. Vorsitzender Martin Forster sah darin die „Krönung“ der ganzen Geschichte, denn der Moldawier hatte gar keine Fahrerlaubnis mehr. Bei der Kontrolle am Walserberg präsentierte er einen total gefälschten rumänischen Führerschein. Der Beamte der Bundespolizeiinspektion Freilassing schilderte die Reise der türkischen Passagiere, die von Serbien an die ungarische Grenze gebracht worden waren, um diese dann in einem 14-stündigen Fußmarsch zu überqueren.
Vom „Verladen“ der 25 Mitfahrer will der Angeklagte wenig mitbekommen haben. „Zwei Vermummte haben die Leute eingeladen“, schilderte er, „und dann haben sie ‚go, go‘ gesagt.“ Keine Pause, kein Essen und Trinken und keine Toilette, konfrontierte Richter Forster den Mann mit diesen Umständen. „Warum haben Sie nicht angehalten?“ Sein Auftraggeber hätte ihm mitteilen wollen, wann er anhalten dürfe. „Aber der hat sich nicht gemeldet.“ Lediglich einen kurzen Tankstopp habe es gegeben.
Dieser Auftraggeber mit moldawischer Nummer nannte sich im Chat ausgerechnet „D. Trump“, wie der ermittelnde Beamte berichtete. Der Zeuge bestätigte die Aussage des Angeklagten, wonach ihm Zwischenziele per WhatsApp angegeben worden waren; vom Endziel Deutschland will der Moldawier zunächst nichts gewusst haben. 1000 bis 1500 Euro soll man ihm versprochen haben, 200 Euro zum Tanken habe ihm „eine Dame“ vor Fahrtantritt übergeben. Ob er denn die Kinder auf der Ladefläche hinter ihm gehört habe, wollte eine Schöffin wissen. „Ja, manchmal haben sie geweint“, gestand der angeklagte Fahrer, der in seiner Heimat massiv vorbestraft ist. Wegen häuslicher Gewalt saß er drei Jahre hinter Gittern, wegen Diebstählen vier Jahre und acht Monate.
Schleuser pfercht 25 Menschen sieben Stunden ohne Pause – weil sich „D. Trump“ nicht meldete
„Wie fällt der Vergleich aus?“, fragte Forster nach knapp viermonatiger U-Haft in der JVA Bad Reichenhall. „In Deutschland ist es viel besser, sauberer und freundlicher“, so der 29-Jährige, den man vor Fahrtantritt angeblich mit „allenfalls eine Geldstrafe“ beschwichtigt haben soll. Darauf reagierte der Vorsitzende verwundert: „Aha, Straftaten sind also in Ordnung, solange es nur eine Geldstrafe gibt.“ Staatsanwältin Franziska Mitterer sprach von „erheblicher krimineller Energie“ und „keinerlei Rücksicht auf menschliches Leben“. In Anbetracht steigender Schleuserzahlen wertete Mitterer auch den „generalpräventiven“ Aspekt und beantragte eine Freiheitsstrafe von drei Jahren und sechs Monaten.
„Er sollte ursprünglich nur nach Ungarn fahren“, relativierte Rechtsanwalt Florian Georg Eder die Tat, „auch wusste er anfangs nicht, wie viele eingestiegen waren.“ Weil in Deutschland nicht vorbestraft, erachtete der Verteidiger zwei Jahre und sechs Monate für ausreichend. Vorsitzender Forster bilanzierte: „Aus vorangegangenen Gefängnisstrafen nichts gelernt.“ Bei einer Kollision wären die Menschen durcheinandergewirbelt oder möglicherweise aus der Hecktüre geschleudert worden. Das Urteil der drei Richter wegen versuchten Einschleusens unter lebensgefährdenden Bedingungen sowie Urkundenfälschung lautete auf drei Jahre.
Der Zeuge der Bundespolizei berichtete von 95 Schleusungen mit 2700 Personen allein im vergangenen Oktober im Arbeitsgebiet der BPI Freilassing, also den Landkreisen Berchtesgadener Land, Traunstein, Altötting und Mühldorf. Rund drei Dutzend dieser Fahrten seien in solcher Art, also Personen auf Ladeflächen, durchgeführt worden, was die Staatsanwältin mit der Meldung ergänzte, dass es dabei sieben Tote gegeben hat. „In den Wintermonaten ist es ruhiger“, sagte der Beamte noch, fügte jedoch vielsagend hinzu: „Aber der Sommer kommt.“
hhö