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Spediteur aus Landkreis Rosenheim

Brummis unter Strom: Wie Dettendorfer der Blockabfertigung ein Schnippchen schlagen will

Helfen Elektro-Lkw aus der Staufalle auf dem Weg nach Italien? Spediteur Georg Dettendorfer setzt darauf.
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Helfen Elektro-Lkw aus der Staufalle auf dem Weg nach Italien? Spediteur Georg Dettendorfer setzt darauf.

Georg Dettendorfer ist einer der Großen im Speditionsgeschaft in der Region Rosenheim. Für seine Lastwagen hat er jetzt einen Ladepark bauen lassen. Warum das die Geschäfte der Speditionen verändern könnte. Und warum er damit der Blockabfertigung ein Schnippchen schlagen kann.

Nußdorf – Brummis unter Strom, darauf setzt Georg Dettendorfer. Dazu braucht es Infrastruktur zum Laden. Und zwar eine von der schnellen Sorte. Und die hat Dettendorfer am Inntaler Autohof in Raubling hinstellen lassen. Durch die Dettendorfer Energy GmbH. Die hat den Schnellladepark für Elektrofahrzeuge vor einigen Wochen eröffnet. Damit stehen dort zwei 400-Kilowatt- und vier 300-Kilowatt-Ladestationen zur Verfügung, an denen jeweils zwei Fahrzeuge gleichzeitig laden können. „Und das natürlich mit 100 Prozent Ökostrom“, sagt Georg Dettendorfer.

Alle Ladepunkte sind sowohl für Elektroautos als auch für strombetriebene Lkw nutzbar. Die Geschäftsführer Georg Dettendorfer und Markus Oelsner freuen sich über die erfolgreiche Inbetriebnahme der neuen Schnellladestationen. „Künftig werden mehr und mehr E-Lkw auf unseren Straßen unterwegs sein, um Güter von A nach B zu bringen“, sagt Dettendorfer. „In Transport und Logistik ist Zeit der entscheidende Faktor – deshalb muss an zentralen Verkehrsachsen flächendeckend das Hochleistungsladen möglich sein, um unnötige Standzeiten zu vermeiden.“

Oelsner spricht von einem „gelungenen Startschuss für weitere Projekte“. Ziel sei es, Infrastruktur für klimafreundliche Mobilität zu schaffen, insbesondere für den Lieferverkehr. Die Dettendorfer Energy-GmbH ist ein Zusammenschluss der Spedition Dettendorfer und des regionalen Energieversorgers Energie Südbayern.

Laden im Inntal: Ideal für den Aufbruch nach Italien

Der Standort eignet sich nach den Worten von Oelsner und Dettendorfer ideal für den Schnellladepark. Der Autohof liege in günstiger Entfernung zu den stark frequentierten Autobahnen A93 und A8. Das mache den Ladepark zu einem idealen Startpunkt für den Alpentransit in Richtung Italien. E-Lkw meistern mittlerweile die Strecke vom Inntal bis Südtirol ohne weitere Ladepause. So schafft der neue Schnellladepark eine Lösung für den nachhaltigen Transitverkehr über den Brenner.

Lange Ladepausen gehörten mit den ultraschnellen Ladesäulen der Vergangenheit an, sagt Dettendorfer. Gleichzeitig biete der Autohof allen Fahrern während ihres Aufenthalts eine komfortable Rastmöglichkeit. Sogar mit kulinarischem Angebot, wie Dettendorfer verspricht.

Freigeschaltet wird per Karte oder App

Der Ladevorgang selbst ist einfach: Freigeschaltet werden die Ladestationen mittels Smartphone-App oder Chipkarte im Scheckkartenformat. Die Ladestationen akzeptieren die Ladekarten und Apps verschiedener Anbieter und Roaming-Partner. Ein zentrales Kreditkartenterminal ermöglicht zusätzlich das Bezahlen ohne Ladekarte.

Heißt: Das Angebot in Raubling richtet sich auch an Fahrer anderer Speditionen. Was Dettendorfer vorschwebt, ist ein Netzwerk von Anbietern, die über Deutschland verteilt schnellen Strom für Lkw und Autos bereitstellen. Um Abläufe zu verbessern und für den Umweltschutz. Aber auch aus eigenem Interesse: Elektrische Lkw sind vom Nachtfahrverbot nicht betroffen und können somit der Blockabfertigung und anderen Einschränkungen entgehen. Billiger ist es auch noch. „Auf Elektro-Lkw entfällt in Österreich nur ein Viertel der Maut für Dieselfahrzeuge“, sagt Dettendorfer. Von der verdoppelten Nachtmaut für Ausnahmeverkehre seien sie sogar ganz ausgenommen.

Infrastruktur für den Lkw-Verkehr der Zukunft? Eröffnung des neuen Schnelladeparks am Inntaler Autohof in Raubling mit den beiden Dettendorfer-Energy-Geschäftsführern Markus Oelsner (links) und Georg Dettendorfer (rechts).

Mit Strom entkommt Dettendorfer der Staufalle

Dettendorfer will damit den Staufallen auf dem Weg in Richtung Süden ein Schnippchen schlafen. In Bayern, Tirol und Südtirol leiden die Menschen unter den Zumutungen des Alpentransits. Dennoch hat sich die Lage in den vergangenen Jahren nicht verbessert, sondern im Gegenteil verschärft.

Unter anderem aufgrund der Bauarbeiten an der Luegbrücke kurz vor der Brenner-Passhöhe. Samstags darf oft nicht gefahren werden, damit ist es nicht unbedingt sinnvoll, freitags Richtung Italien zu starten. Aufgrund der Beschränkungen des Verkehrs sei das Risiko hoch, dass seine Fahrer den Rückweg nicht rechtzeitig absolvierten, sagt Dettendorfer. Dann müssten sie das Wochenende an einer Autobahn in Österreich verbringen.

Daher hat er sich so etwas wie einen Pendelverkehr zwischen Raubling und Ora (Auer) in Südtirol ausgedacht. Möglich ist das, seit kürzlich in Bozen die erste Lkw-taugliche Ladestation eröffnet wurde. Die Lastwagen sollen nachts die rund 250 Kilometer von Raubling nach Südtirol zurücklegen, in Bozen dann aufgeladen werden. Nach der Rückfahrt könnte der Lkw nach etwas mehr als eineinhalb Stunden Laden im Nahverkehr eingesetzt werden. Die Zeit optimal zu nutzen wäre wichtig, damit die Mehrkosten für E-Mobilität teilweise wieder reinkommen.

Denn bislang könne er noch keinen preisgünstigen Solarstrom beziehen, sagt Dettendorfer, die Mehrkosten für eine Tour betragen zwischen acht und 25 Prozent. Zudem sind Elektro-Lkw in der Anschaffung viel teurer – sie kosten bis zum Dreifachen eines Diesel-Fahrzeuges.

Verlässlicher und umweltfreundlicher

Für Dettendorfer überwiegen dennoch die Vorteile. Elektro-Lkw sind nun einmal weniger schädlich für die Umwelt. Und weil sie nachts fahren können und damit Staus vermeiden, ist mit ihnen verlässlicher zu planen – wichtig für Güter, bei deren Anlieferung Pünktlichkeit besonders wichtig ist, wie Medikamente oder Lebensmittel. Dettendorfer will damit außerdem ein Zeichen über die Grenze senden: dass sich Spediteure Lösungen für den Alpentransit einfallen lassen.

In Südtirol scheint der Wink angekommen zu sein. Die Landesregierung begrüße die Initiative und plane ihrerseits weitere Ladestationen an der A22, sagte Dettendorfer. Damit ist eine Entlastung möglich, aber keine vollständige Lösung für die Probleme beim Alpentransit, das macht Dettendorfer auch noch klar. Nur 300 Lkw könnten in der Nacht den Brenner überqueren. Am Brennerbasistunnel und seinen entsprechenden Zulauf-Strecken scheint weiterhin kein Weg vorbeizuführen.

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