„Die Geschichte mit‘m Freimi war die Krönung“
Piding feiert Klassenerhalt in der Relegation gegen Übersee/Grassau – und verkündet neuen Trainer
Nach einer schwierigen Saison rettet sich der ASV Piding mit einem Erfolg gegen die SG Übersee/Grassau in der Relegation den Verbleib in der Kreisklasse. Die Geschichte des Tages schrieb ASV-Legende Hansi Freimanner. Kurz nach Abpfiff wurde dann auch bekannt, wer die Violetten künftig trainieren wird.
Oberteisendorf/Piding/Übersee/Grassau – Der ASV Piding hat eine höchst durchwachsene und schwierige Saison gerettet und den Absturz in die A-Klasse nach zehn Jahren Kreisklasse in Folge verhindert. Nun freuen sich die Violetten 2025/26 auf sage und schreibe acht BGL-Derbys, unter anderem gegen Kreisliga-Absteiger Surheim, A6-Meister Bischofswiesen, Laufen mit Top-Torjäger Gabriel Öllerer und vor allem Nachbar TSV Bad Reichenhall. Die entscheidende Relegationspartie gegen die SG Übersee/Grassau entschieden die Violetten ergebnistechnisch klar mit 4:1 für sich – insgesamt gestaltete sich das Match jedoch weitgehend ausgeglichen.
Der A6-Vizemeister, der erstmals aufsteigen wollte, war absolut ebenbürtig, jedoch in seinen Abschlüssen unglücklich. Zum Saisonfinale beider Teams in Oberteisendorf sorgten rund 850 Zuschauer für eine beeindruckende Kulisse. Der gastgebende SVO hatte alles im Griff und stellte mit seinen rund 50 Helfern einmal mehr eine fantastische Organisation mit Ordnern, Parkplatz-Einweisern, in der Gastro und vielem mehr auf die Beine, wie auch zuvor angekündigt wurde. Moderator Martl Emig verkündete am Ende des Tages, dass der Verein den stolzen Verkauf von 800 belegten Semmeln verbuchte.
Piding feiert Klassenerhalt in der Relegation gegen Übersee/Grassau
Das anfängliche Abtasten endete in Minute acht etwas unerwartet: Ein Zuspiel von Vincent Barthel in die Tiefe nützte Marinus Stephan für einen Flankenlauf links. ASV-Außenverteidiger David Koch verpasste den Anschluss, im Sechzehner angekommen wuchtete der A6-Top-Torjäger die Kugel aus 16 Metern unbedrängt ins lange Eck – 1:0 für die Spielgemeinschaft. Dieses frühe Erfolgserlebnis verlieh dem A-Klassisten sichtlich Schwung und Zug zum Tor, eine fünfminütige Drangperiode überstand das nun schwimmende Piding jedoch: Nor Gutierrez zog aus 20 Metern einfach mal ab, mit einem Hechtsprung klärte ASV-Goalie Alex Mihelin zur Ecke (12.). Kurz zuvor hatte es Stephan diesmal von rechts versucht, parallel zur Torlinie flog das Leder Richtung Eckfahne (10.).
Doch gerade, als das 2:0 der Chiemseer in der Luft lag, fiel wie aus dem Nichts der Ausgleich: Butterzarte Flanke von Maxi Rampeltshammer an den zweiten Pfosten, Stürmer Benedikt Kleinert mit einem Kopfball unter die Latte, keine Chance für SG-Keeper Attila Buzogany – 1:1 (18.). Die Partie verflachte nun etwas, ehe es der starke Marinus Stephan im Verbund mit Dominik Wimmer kurz vor der Pause nochmal mit einem Abschluss exakt auf Keeper Mihelin probierte (39.). Nur Augenblicke drauf hätte der Lupfer des nun völlig freien SG-Akteurs sitzen müssen, haarscharf am zweiten Pfosten vorbei (40.). Gegenüber probierte es Piding erneut mit einer Rampeltshammer-Flanke und einem Kleinert-Kopfball, drüber (45.), Pause.
Die offene Partie blieb es nicht: Im zweiten Durchgang zeigte der Kreisklassist deutlich mehr Engagement, die Spielgemeinschaft agierte zu abwartend. Folgerichtig kam der ASV rasch zur ersten guten Chance: Beni Kleinert auf Xaver Wachs, der aus 18 Metern sofort volley abzog, Buzogany klärte stark zur Ecke. Und bei dieser packte Piding ein echtes Schmankerl aus, dass ein Jahr lang erfolglos getestet wurde: Rampeltshammer täuschte ein Zuspiel auf Hansi Wieser an, der die Kugel auf den aus dem Hintergrund kommenden Wachs durchließ: 14 Meter-Flachschuss durch Freund und Feind ins lange Eck – 2:1 (50.). Beim Gegner blieb Marinus Stephan hochpräsent und stets gefährlich, die ganze Partie über hatten die Violetten mit dem 24 Tore-Mann aus der A6 ihre Probleme. Andererseits blieb der Angreifer mit seinen Bemühungen und Abschlüssen nun glücklos.
Piding: Wegscheider-Rückkehr nach Relegation gegen Übersee/Grassau fix
20 Minuten vor Schluss drohte der souveräne Referee Ronny Schmidt (TSV Emmering) mit dem Abbruch der Partie, weil nicht nur er diskriminierende Äußerungen aus beiden Fanlagern wahrgenommen hatte – in der Folge blieb’s zu diesem Thema „ruhig“. Fünf Minuten später gab’s das Match-Einstiegsgelb für SGler Felix Sigl (75.): Ein Beweis, dass dem Geschehen das erwartete Relegationsfeuer teils etwas fehlte. Augenblicke drauf feierte Piding kollektiv ein Übersee/Grassau-Abseits, als wäre das Spiel bereits durch: Zurecht, denn der Konter auf den abschlussbereiten Stephan hätte nochmal richtig brenzlig werden können.
Die Vorentscheidung gelang dann ausgerechnet Hansi Wieser, der früh einen Schlag inklusive leicht blutender Wunde auf den rechten Oberschenkel abbekommen hatte: „Das behinderte mich aber überhaupt nicht“, meinte der 24-Jährige im Anschluss. In Minute 81 machte er abseitsverdächtig das 3:1, nachdem Mihelin weit abgeschlagen hatte, die Kugel zweimal aufsprang und über Kleinert zu ihm kam, sodass er allein vor Buzogany lässig einschieben konnte. Wieser war es dann auch, der kurz drauf Wachs bediente, nun fehlten nur zwei Zentimeter am endgültigen Knockout für die spielerisch durchaus ansehnliche Spielgemeinschaft. Diese wachte aber erst jetzt wieder so richtig auf und entwickelte in der Schlussphase Druck. Zu einem weiteren Treffer reichte es für die Elf von Coach Florian Lindlacher, der auch zur nächsten Saison an der Seitenlinie stehen wird, aber nicht, die Zeit lief davon. Zweimal klärte Mihelin spektakulär gegen Stephan, Mateo Pelengic setzte einen 20 Meter-Freistoß bereits in der Nachspielzeit klar drüber.
Violette Erlösung: Piding feiert Klassenerhalt nach Sieg in der Relegation über Übersee/Grassau




Mittlerweile waren die ASV-Legenden Martin Reichenberger und Hansi Freimanner auf dem Feld. Letzterer sorgte quasi mit dem Schlusspfiff für eine Geschichte, die nur der Fußball schreibt: Nach nur viermaligem Training netzte der einstige Liga-Top-Torjäger zum 4:1-Endstand (90.+5) ein, weil er nach einem Doppelpass-Konter mit Kleinert nur noch ins leere Gehäuse abschließen musste – erneut galt ein Assist-Punkt Keeper Mihelin mit seinen weiten Abschlägen. Nun brachen alle Dämme und der laute Jubel des ASV Piding hallte über die Oberteisendorfer Ortsgrenzen hinaus. Dabei vergaß man einen nicht: Ex-Coach Ingo Pilz, der Ende März seinen Hut nehmen musste. Gefeiert wurde im Anschluss bei Vereinsheimwirt Hansi Schinko in Piding. Am Rande der Partie wurde bekannt, dass Michi Wegscheider (zuletzt in Bad Reichenhall) als Coach an die ASV-Seitenlinie zurückkehrt.
Piding-Coach Miethsam freut sich über Freimi-Geschichte
Daniel Miethsam (Piding-Coach): „Ich bin völlig am Ende, weiß gar nicht, was ich sagen soll. Der Marinus Stephan war stark, wir wussten, was das für ein guter Fußballer ist. Mir fallen jetzt so viele Steine vom Herzen, wirklich. Ich kenne meine Spieler seit der Jugend, habe sie dort trainiert, dann zusammen mit dem Ingo Pilz – das alles war mir auch ein Anliegen für ihn. In so einem Spiel kann alles passieren, wir waren rasch 0:1 hinten. In der zweiten Hälfte haben wir wahnsinnig gut verteidigt. Die Geschichte mit dem Freimi (Hansi Freimanner/Anm. d. Red.) in seinem vielleicht letzten Spiel war natürlich die Krönung.“
Sebastian Plenk (SG-Abteilungsleiter): „Spielerisch waren wir heute wirklich stark. Wenn wir das zweite Tor machen, was möglich war, schaut die Sache gleich ganz anders aus. Wir haben heute aber tatsächlich gesehen, dass unsere Mannschaft noch recht jung und unerfahren ist. Wenn dann die Bälle runterfallen, ist sie körperlich einfach noch unterlegen – das gilt es noch zu lernen, genauso wie das Ablegen der Nervosität in solchen Spielen, vor so einer Kulisse. Wir hadern heute aber auch mit dem dritten Pidinger Tor, dass aus unserer Sicht klar Abseits war. Aber daran machen wir es jetzt nicht fest. Wenn wir unsere Chancen nicht reinmachen, können wir natürlich nicht gewinnen.“ (bit)