Familienkolumne „Dahoam am Land“, Folge 20
Emotion pur: Ein Foto-Album für die Kinder anlegen
Es sind papiergewordene Emotionen, seitenweise Nostalgie, die das Herz anspricht. Fotoalben - gedruckt oder eingeklebt - können einen an Orte bringen, die man längst vergessen hat. Und an das eigene Altern erinnern. Leider.
Dahoam - Fotobücher oder- alben haben einen Reiz, der weit über die offensichtliche Dokumentation der Geschehnisse hinausgeht. Es sind kleine Zeitreisen, die man mit jedem einzelnen Bild erlebt. Ein Stück Vergangenheit, das sich ungehindert und ungefiltert in die Seele gräbt, und zum äußeren Zeichen feuchte Augen mit sich bringt. Nicht bei mir natürlich. Ich bin nur allergisch, nur um das gleich mal festzuhalten. Und habe was im Auge.
Vorneweg: Meine Frau und ich unterscheiden uns wesentlich darin, wie wir Fotos archivieren. Sie wählt die besten Fotos aus, speichert sie in einen Ordner mit Organisationsstruktur - Jahr, Monat, Anlass - und löscht dann den Rest. Wenn sie wie jüngst ein Fotobuch anfertigt, hat sie immer den perfekten Überblick. Ich hingegen bin im Team „Überraschung“.
Über Ordnung, die keine ist
Ich besitze eine rote Schachtel mit etwa 300 Fotos, die alle irgendwann in meinen 46 Lebensjahren entstanden sind. Daneben speichere ich immer alle digitalen Fotos. Alle. Etwas über 9000 Aufnahmen habe ich laut Account online gespeichert, ein Vielfaches davon auf diversen externen Festplatten, Sticks und Memory-Karten. Und da ich immer zu faul war, die internen Batterien in meinen Kameras zu erneuern, sind sie auch vom Aufnahmedatum her völlig wirr verteilt - auf den Zeitstempel ist also kein Verlass. Wenn ich nun also ein Bild suche, habe ich keine Chance, es zu finden. Außer meine Frau fand es gut und hat es auch bei sich abgelegt.
Während ich also wochenlang ein bestimmtes Foto suche, legt meine Frau ein Fotoalbum für jedes Kind und eines für uns an. Dabei strukturiert sie wieder nach Jahr, Monat und Anlass. Einschüchternd. Dieses Ordnungsgefälle setzt sich übrigens in Kleiderschrank und Sockenschublade fort, zieht sich weiter durch Dachboden und Keller. Ganz zu schweigen von der Ordnung in den Gedanken. Ihr Gehirn ist eine Bibliothek, meins ein Flipperkasten.
Sie werden so schnell groß
Nun sitze ich jedenfalls mit ihrem jüngst zusammengestellten Foto-Album da, werde ob des viel zu schnellen Großwerdens der Kinder emotional und schwelge dabei in Erinnerungen an die Tage, an denen mein Stoffwechsel noch nicht von Bewegungsenergie auf Volumenzuwachs umgestellt hatte.
Ich blättere mich von Schulanfangsparty, Kindergarten-Sommerfest, Urlauben auf Sylt, in Italien und Österreich, über diverse Klettergarten-Besuche und Gnadenhof-Aktionen, hin zu Drehtagen mit Schauspielern und Musikern, zu denen ich meine Fangirl-Töchter mitgenommen habe. Bei den Selfies mit Hannes Ringlstetter, Sebastian Bezzel und Fredl Fesl muss ich schmunzeln, bei den ersten Welpenfotos unserer in die Jahre gekommenen Hündin Kaylee kullert die erste Träne. Das habe ich jetzt von meiner Familienkolumne, Nostalgie mit „Pipi“ in den Augen. Obwohl, es ist ja nur die Allergie, das hatten wir ja schon vereinbart.
ar