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Essay

Von Menschen und ihren Spleens: Perfektionismus und Ordnungsliebe

Ordnung ist das halbe Leben ...
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Ordnung ist das halbe Leben ...

Ich sehe mich im Wohnzimmer um. Die Bilder hängen gerade, im Regal sind alle Bücher nach Farbe und Gewicht sortiert. Ich selbst liege auf einem der lachsfarbenen Kissen, die bunten bringen mich durcheinander. Ich frage mich, ob das normal ist. Mein innerer „Monk“ nickt eifrig.

Bayern - Während ich so darüber nachdenke, fällt mir ein, dass ich seit 34 Jahren Basketball spiele, und niemals den Platz verlasse, ohne noch zwei Würfe aus der Halbdistanz direkt hintereinander getroffen zu haben. Ja, blöd. Wie oft bin ich schon völlig entnervt eine halbe Stunde durch den Regen gehüpft und habe versucht, den nassen, schweren Lederball zweimal durch den Korb zu befördern. Aber Trainingsregel ist Trainingsregel. Wo kommen wir da hin, wenn wir alles immer aufgeben, bloß weil es schwierig wird!

Ja, das Leben als Pedant oder Perfektionist ist nicht leicht. Es ist besser, man meidet als solcher die sozialen Medien. Denn der Druck, all die Kommentare wenigstens orthografisch zu korrigieren, kann zu einer wahren Naturgewalt werden. Von den Inhalten dieser ganz zu schweigen. Social Media Manager zu werden, wäre für mich wahrscheinlich juristische Höchststrafe. 

Und dann ist da ja auch noch die eigene Fehlerhaftigkeit. Wie oft ich schon mitten in der Nacht aufgestanden bin, weil mich das ungute Gefühl beschlich, ich hätte bei einem Artikel etwas vergessen. Man stelle sich mal vor, wie es sich dann anfühlt, tatsächlich einen Fehler zu finden. Gut, in einem Online-Artikel lässt sich das schnell korrigieren. Aber was, wenn sich im Off-Text einer Video-Reportage ein Versprecher eingeschlichen hat?! Ja, ja, alles schon vorgekommen. 

Wie sehr bewundere ich doch meinen geschätzten Schriftsteller-Kollegen Michael E. Vieten. Wenn sich denn wirklich mal ein seltener Fehler bei ihm einschleicht und dieser entdeckt wird, antwortet er nur: „Wer einen Fehler findet, darf ihn behalten. Ich brauche ihn ja doch nicht mehr.“ 

Wie ein roter Faden

Nun gibt es für so etwas Ärzte, die mit Couch behandeln, ich weiß. In meinem ersten Beruf war ich übrigens zuweilen auch mit Entspannungstechniken zugange, habe Menschen bei der Stressbewältigung geholfen. So ein belasteter Organismus ist ja gewissermaßen auch etwas, das nicht perfekt funktioniert. Das aber bei mir selbst zur effektiven Anwendung zu bringen, ist mir nie gelungen. Ich wusste immer, was den Patienten helfen könnte. Doch mir selbst?

Dabei hat mich der Mut zur Lücke durch Abi und Staatsexamen gebracht. Die Bedeutungslosigkeit eines aufgeräumten Zimmers bestimmte meine Pubertät. Wo ist er nur hin, der innere Schlamper? Ich will ja nicht behaupten, ich hätte das Vergessen von Hausaufgaben erfunden. Aber ein Vorreiter war ich definitiv. 

Vielleicht sollten wir alle wieder etwas entspannter werden. Kann man die Uhr zurückdrehen? Ich will es versuchen. Damit steht mein Projekt für morgen fest: Ich hänge sieben Bilder schief, stelle ein grünes Buch zwischen dir roten und zu guter Letzt melde ich mich zu spät zum Morgenmeeting an. Und einen Fehler habe ich hier auch gleich eingebaut, oder etwa doch nicht? 

ar

Perfektionismus als Charaktereigenschaft*

Perfektionismus, hier verstanden als persönliche Neigung ohne psychische Beeinträchtigung, ist das Streben nach hoher Genauigkeit und Makellosigkeit in verschiedenen Lebensbereichen. Als Spleen ist diese Eigenschaft stark ausgeprägt, führt jedoch nicht zu Leidensdruck. Perfektionisten achten auf Details und sind erst mit Erreichen ihrer hohen Standards zufrieden. In Maßen kann Perfektionismus vorteilhaft sein, doch er kann auch zu Zeitverlust und Stress führen, wenn keine Kompromisse eingegangen oder „gut genug“ akzeptiert wird.

*(Weitere Hinweise findet man im Artikel „Perfektionismus: Wann er schädlich ist“ auf der Website der Barmer Internetredaktion.)

Diese Info-Box wurde mit Hilfe einer KI erstellt und vom Autor des Artikels korrekturgelesen.

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