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„Der Schall trifft uns voll“

Fünf Jahre A94 - fünf Jahre Lärm: Kommt jetzt die Lösung für die zermürbte Familie Heindl?

Seit 1. Oktober 2019 fahren Autos und Laster auf der A94 zwischen Mühldorf und München. Seit dieser Zeit leiden Markus Heindl und Anwohner unter dem Lärm.
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Seit 1. Oktober 2019 fahren Autos und Laster auf der A94 zwischen Mühldorf und München. Seit dieser Zeit leiden Markus Heindl und Anwohner unter dem Lärm.

Seit 1. Oktober 2019 rauschen die Autos und Laster auf der A94 zwischen München und Mühldorf. Seit fünf Jahren leiden Markus Heindl und andere Anwohner unter diesem Lärm. Im Sommer gab es Lärmmessungen. Was hat es damit auf sich?

Mühldorf/München – Das Leben bei Obertaufkirchen könnte so friedlich sein: Wiesen und Felder, der nächste Nachbar ist weit entfernt. Doch die Idylle von Markus Heindl (41), seiner Frau Marion (41) und ihren drei Söhnen zwischen acht und zwei Jahren ist seit fünf Jahren vorbei.

Seit dem 1. Oktober 2019 ist nämlich die A94 zwischen Pastetten und Heldenstein durchgehend befahrbar – knapp 300 Meter von Heindls Haus entfernt rauschen Autos und Laster tagtäglich vorbei. Seitdem leiden Heindl und andere Anwohner unter dem Lärm. 

„Der Schall trifft uns voll“

„Unser Haus liegt in einem Talkessel, der Schall von der Autobahn trifft uns voll“. Hier lebten schon Heindls Großvater und Urgroßvater. „Unsere Familie ist hier seit 100 Jahren und länger daheim.“ 

Heindl ist nicht gegen die Autobahn. „Ich bin selber Pendler, es geht nicht um die Sinnfrage.“ Es geht nur um mehr Ruhe: „Für meine Kinder.“

Seit fünf Jahren leiden sie unter dem Lärm, der selbst bei geschlossenen Fenstern zu hören ist.

Tempolimit und Corona – da war es leichter

Schon zwei Jahre nach der Eröffnung wurden 2021 bereits 80 Prozent des Verkehrs erreicht, der erst für 2025 vorhergesagt war. An einzelnen Messpunkten – speziell an denen mit Waschbeton-Belag – waren schon 2021 die Grenzwerte für die Nacht von 54 dB(A) fast ausgereizt.

Markus Heindl aus Obertaufkirchen möchte einfach mehr Ruhe.

Zwischendurch war es mal leichter. Da gab es ein zeitlich begrenztes Tempolimit. „Aber seitdem es vorbei ist, ist es wieder schlimmer“, so Heindl. Auch nach Corona wurde der Lärm wieder mehr, „weil der Verkehr mehr geworden ist. Insbesondere der Lastwagenverkehr.“

Neue Lärmmessungen im vergangenen Sommer

Gibt es jetzt, nach fünf Jahren endlich einen Fortschritt? Immerhin wurde im August, während der Sommerferien, zwischen Lengdorf und Rattenkirchen der Lärm an der A94 gemessen. Waren das Vorboten für Lärmschutzmaßnahmen? 

Die Antwort kennt Josef Seebacher, Pressesprecher der bundeseigenen Autobahn GmbH: „Nach unseren Informationen hat die von unserem Auftragnehmer und Vertragspartner Isentalautobahn GmbH & Co. KG beauftragte Baufirma zum Nachweis der geforderten Qualität des eingebauten lärmmindernden Asphalts Messungen der lärmmindernden Wirkung durch ein anerkanntes Prüfinstitut vornehmen lassen.“

Diese müssen regelmäßig vorgenommen werden, um die Wirkung des lärmmindernden Asphalts nachzuweisen, so Seebacher. „Die Ergebnisse bestätigen durchgehend die Einhaltung der Vorgaben an die Lärmminderung des Asphalts.“ 

Landrat Heimerl sucht einen Ausweg

Von dieser Seite gibt es für Heindl, seine Familie und die anderen Anwohner also keine Hoffnung. Dafür aber von Mühldorfs Landrat Max Heimerl und dem Wirtschaftsförderer Thomas Perzl. Sie wollen im Rahmen der Machbarkeitsstudie A94 2.0 im westlichen Landkreis entlang der Autobahn neuartige Schallschutzwände entwickeln und ausprobieren: Sie sollen Lärm schlucken und gleichzeitig Sonnenstrom produzieren. Heimerl hofft, dass er so den Anwohnern endlich helfen kann, da der Bund auf dem Standpunkt steht, dass die Grenzwerte eingehalten werden und er nicht mehr Lärmschutz als vorgeschrieben leisten will.

Seit der Eröffnung belastet der Verkehrslärm der A94 die Anwohner. Ein befristetes Tempolimit und Corona sorgten zwischendurch für Erleichterung.

„Man schlägt zwei Fliegen mit einer Klappe. Das wäre sicher eine gute Sache“, sagt Heindl, der „jede Maßnahme“ begrüßt: egal ob geräuschmindernder Belag oder neuartige Lärmschutzwände.

Auch das Reallabor braucht noch Zeit

Schnell wird das aber nicht gehen. Laut Wirtschaftsförderer Perzl wird der Antrag für Projektgelder des Freistaates bearbeitet und sollte im September fertig sein. Danach sind für den Antrag für ein Reallabor beim Bund zuerst noch „weitere und detaillierte Auswertungen erforderlich, die über die bereits erhobenen Daten hinausgehen“, so Perzl. Also „zeitnah“ weitere Gutachten, immerhin sei bereits eine „weitreichende Grundlagenarbeiten“ geleistet worden. 

Details zum Standort, zur Länge und den Kosten des Reallabors lägen „noch nicht alle Einzelheiten final vor“, so Perzl. Ein konkreter Zeitpunkt lasse sich noch nicht nennen. 

„Werde ich je erleben, dass ein Lärmschutz kommt?“

„Wahrscheinlich werde ich viel Geduld haben müssen, weil das vermutlich ewig dauert“, sagt Heindl. Er werde nicht aufgeben, „meinen Kindern zuliebe.“ Er ist aber skeptisch: „Ob der vielen anderen Themen, die es momentan gibt, befürchte ich, dass das ins Hintertreffen gerät, weil es ja schon seit fünf Jahren ins Hintertreffen gerät. Immer ist etwas anderes.“

Heindls Vater hat sich gut 40 Jahre lang gefragt, ob er die Autobahn je erleben werde; jetzt, mit Anfang 70 habe er es erlebt. Jetzt stellt sich sein 41-jähriger Sohn eine ähnliche Frage: „Ob ich es je erlebe, dass da mal ein Lärmschutz kommt?“

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