Ausbau der ABS 38 München-Mühldorf-Freilassing
„Wichtigstes Projekt der Region“: Das fordert die Wirtschaft in Sachen Bahnausbau vom Bund
Die Region braucht und wünscht den Ausbau der Bahnstrecke München-Mühldorf-Freilassing (ABS 38). Die Planungen gehen gut voran. Dennoch haben die heimischen Unternehmer und Manager Angst, dass der Ausbau doch noch scheitert.
Mühldorf – Die Mitglieder des IHK-Regionalausschusses Altötting-Mühldorf hatten sich diesmal bei Mühldorfs größtem Arbeitgeber versammelt: Odu. Dort informierte Alexander Pawlik die Unternehmer und Manager über die Planungen für den zweigleisigen, elektrifizierten Ausbau der Bahn zwischen München-Mühldorf-Freilassing (ABS 38). Trotz eines erfreulichen Zwischenberichts konnten die Unternehmer und Manager letztlich nur eine fast schon verzweifelte Positionierung beschließen.
Verzweifelt, weil alle – auch Pawlik – zwar von der Bedeutung des Projektes überzeugt sind, weil alle den Ausbau so schnell wie möglich wollen und brauchen, aber letztlich wissen: Alles hängt an den Finanzen von Bund und Bahn, daher bleibt allen derzeit nur das Prinzip Hoffnung.
Wichtigstes Infrastruktur-Projekt für die Region
„Es ist das wichtigste Infrastruktur-Projekt in der Region“, unterstrich die Vorsitzende des Regionalausschusses und Vize-Präsidentin der IHK für München und Oberbayern, Ingrid Obermeier-Osl. Die jüngsten Schlagzeilen würden aber alle verunsichern. Daher ihre Frage an Projektleiter Pawlik: „Gibt es Mitte der 2030er-Jahre freie Fahrt?“
„Der Ausbau ist überfällig“, betonte Pawlik. Seine 164 Mitarbeiter würden die Planungen für die 16 Teilabschnitte mit Hochdruck vorantreiben, um möglichst schnell Baurecht zu erlangen. Das erste soll bereits Mitte nächsten Jahres vorliegen. 2025 sollen zudem die Planungen für alle 16 Abschnitte beim Eisenbahn-Bundesamt zur Genehmigung vorliegen. „In Summe sind wir weit gediehen.“ Pawlik sagte aber auch: „Wir müssen schneller werden. Es dauert zu lange.“
Bis Mitte der 2030er Jahre könnte sie fertig ausgebaut sein
Sobald für einen Abschnitt Baurecht vorliegt, können die Gelder beantragt und bewilligt, die Arbeiten ausgeschrieben und vergeben werden. Rund zweieinhalb Jahre später können dann die ersten Bagger anrollen. Im besten Fall wäre das Ende 2027, Anfang 2028 der Fall und der komplette Ausbau könnte bis Mitte der 2030er Jahre fertig sein: zweigleisig, elektrifiziert, mit modernsten Stellwerken und Lärmschutz.
Das größte Problem: das Geld für den Bau
Doch zuerst müssen die Gelder bewilligt werden. Darüber werde in Berlin und Frankfurt entschieden, so Pawlik. „Welche Wahrscheinlichkeiten es gibt, welche Schwierigkeiten es gibt, kann man heute nicht sagen. Ich hoffe, es geht gut aus.“
Je schneller die ersten Abschnitte gebaut würden, desto größer seien die Chancen für den Rest. Pawlik: „Wenn ich mit dem ersten Abschnitt beginne, dann habe ich die besten Karten, auch die restlichen zu bauen.“ Nur so erreiche der Ausbau seine maximale Leistung.
Hoffen auf eine hohe Dringlichkeit
Die ABS 38 habe zusammen mit den Bahn-Projekten zur Anbindung des Münchener Flughafens „gute Argumente“, so Pawlik. „Ich hoffe, dass wir eine hohe Dringlichkeit haben.“
Diese Dringlichkeit unterstrichen die Vertreter der heimischen Wirtschaft im Beisein von Mühldorfs Landrat Max Heimerl, Altöttings stellvertretendem Landrat Hubert Gschwendtner und dem Landtagsabgeordneten Sascha Schnürer mit einer einstimmigen Positionierung zum Bahnausbau. „Es ist unsere klare Forderung, dass es möglichst schnell und effizient geht“, so die Vorsitzende des Regionalausschusses, Ingrid Obermeier-Osl.
Wirtschaft braucht eine starke Schiene
Der Erfolg der heimischen Wirtschaft beruhe auf leistungsstarken Verkehrswegen für den Standort und zu ihren Märkten im In- und Ausland, so die Positionierung der Wirtschaft. Die ABS 38 verbinde Mühldorf und das Chemiedreieck nicht nur mit München und Freilassing, sondern auch mit den Überseehäfen in Hamburg, Bremerhaven, Triest und Venedig, sie sei Teil des transeuropäischen Rhein-Donau-Verkehrskorridors. „Nur eine starke Schiene wird den Anforderungen des südostbayerischen Wirtschaftsraums mit dem Chemiedreieck gerecht.“
Die Vertreter der heimischen Wirtschaft fordern eine zeitnahe Umsetzung sowie ausreichend Geld für die ABS 38: „Ein Projekt von derart strategischer Bedeutung im transeuropäischen Verkehrswegenetz darf nicht an konjunkturellen Budgetknappheiten scheitern.“
Chronische Wachstumsschwäche bekämpfen – jetzt
Obermeier-Osl machte zugleich aktuell eine „chronische Wachstumsschwäche“ aus, die zu bekämpfen sei. „Wenn Politik und Gesellschaft jetzt – und ich betone jetzt – nicht den Mut zu durchgreifenden Reformen aufbringen, wird das Kränkeln zum Dauerzustand.“
Es brauche wieder „mehr Selbstverantwortung und Mut“ – von jedem Einzelnen, so Obermeier-Osl. Sie erinnerte die Ruck-Rede von Bundespräsident Roman Herzog vor 27 Jahren: „Für den Modernisierungsstau gibt es keine mildernden Umstände! Wir müssen jetzt an die Arbeit gehen.“
