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Wieder gibt ein Laden auf

Der letzte Metzger am Mühldorfer Stadtplatz sperrt zu – DAS sind die Gründe

Metzgerei Magg MÜ
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Kein Metzger mehr am Stadtplatz. Am 30. September ist Schluss, die Metzgerei Magg verabschiedet sich aus Mühldorf.

Wieder gibt ein Geschäft am Mühldorfer Stadtplatz auf. Die Metzgerei Magg verabschiedet sich zum Ende des Monats. Was hinter dem schweren Entschluss steckt.

Mühldorf/Neuötting – Ein unauffälliges DIN A4-Blatt klebt seit Mitte September an der Eingangstür der Metzgerei Magg am Mühldorfer Stadtplatz. Wer es lesen will, muss schon genauer hinsehen. „Sehr geehrte Kunden“, heißt es auf dem Blatt. „Wir schließen unsere Verkaufsfiliale in Mühldorf zum 30. September 2024. Wir bedanken uns ganz herzlich für das von Ihnen entgegengebrachte Vertrauen in den vergangenen Jahren.“

Kunden und Mitarbeiter von Schließung überrascht

Noch kaufen Kunden Fleisch und Wurst, holen Bestellungen ab, noch brummt das Mittagsgeschäft. Viele, die in Behörden, Büros oder Geschäften am Stadtplatz arbeiten, holen sich in der Filiale eines der Mittagsmenüs mit und ohne Fleisch oder einen Imbiss aus der heißen Theke. Den Zettel an der Tür bemerken die wenigsten, bekommen das Ende ihres Metzgers erst im Gespräch anderer mit.

„Was, Ihr sperrt zu?“, fragt ein Kunde, der sich gerade ein Wammerl in die Semmel packen lässt. „Wann denn?“, will er wissen. Das können ihm die beiden Magg-Mitarbeiterinnen hinter der Bedientheke sagen. „Kommt dann ein anderer Metzger rein“, fragt eine Kundin. Das wissen die beiden Damen hinter der Theke nicht. Von der kurz bevor stehenden Schließung wurden die Angestellten genauso überrascht wie die Kunden. Sie geben sich heiter wie immer, aber die Wehmut über das nahende Aus ist ihnen anzumerken.

Zu wenig Personal, verkürzte Öffnungszeiten

„Wir haben einfach zu wenig Personal, um die Filiale ganztägig zu betreiben“, teilt Elisabeth Hausner, Tochter der Metzgereigründer Magg, auf Nachfrage der OVB Heimatzeitungen mit. Schon während Corona hätten sich viele Kunden „verlaufen“, nach der Pandemie sei es nicht besser geworden. „Deshalb haben wir schon seit längerem nur noch bis 13 Uhr geöffnet, nachmittags bleibt der Laden zu.“ Zu wenig Personal und verkürzte Öffnungszeiten, da sei die „Rentabilität runtergefallen“, der Umsatz zurückgegangen, sagt sie.

„Nur von Leberkäs-Semmeln können wir nicht leben“

„Es ist doch so, dass die Leute vorwiegend im Supermarkt Fleisch und Wurst einkaufen“, stellt Hausner fest. „Statt wie früher dreimal pro Woche, kaufen die übrigen heute nur noch einmal größer beim Metzger ein.“ Sicher habe die Stadtplatz-Metzgerei auch viel Laufkundschaft, „aber nur vom Verkauf von Leberkäs-Semmeln können wir nicht leben.“

Es sei schön, wenn wie in Mühldorf in der Innenstadt Cafés und andere Gastronomie zum Verweilen einladen. Doch diese vielen Gäste kämen leider nicht in auskömmlicher Menge in die Metzgerei und kaufen einen Rinderbraten oder Fleisch und Wurst für die ganze Familie. „Ein Geschäft muss sich rentieren, so einfach ist das“, resümiert Elisabeth Hausner realistisch. Weil es das an den Stadtplätzen in Mühldorf und Neuötting für die Metzgerei Magg nicht mehr tut, sind beide Filialen in wenigen Tagen nur noch Geschichte.

Kleine Geschäfte werden oft vergessen

„Es wird erst gejammert, wie schön und wichtig kleinere Fachgeschäfte sind, wenn wieder eines weg ist“, sagt Hausner resigniert. „Vorher macht sich kaum einer Gedanken. Vielen ist das nicht mehr wichtig.“

Auch während Corona stand Filialleiterin Renate Haunreiter hinter der Theke. In der Pandemie und danach verliefen sich die Kunden, die Metzgerei schränkte die Öffnungszeiten ein.

Sie steht selbst in der Trostberger Filiale hinter dem Tresen. Auch die befindet sich am Stadtplatz. Dort macht sie ihre Einkäufe bewusst in den kleineren Geschäften, um sie zu unterstützen.

Auch die Neuöttinger Filiale schließt

Vier Angestellte hat Elisabeth Hausner in der Filiale in Mühldorf. Alle arbeiten in Teilzeit. Können sie in der Firma weiterbeschäftigt werden? Wenn es nach der Chefin geht, ja. Aber ob es gelingen wird? „Wir würden sie gerne übernehmen, wir brauchen Personal.“ Die nächsten Magg-Filialen sind nicht gerade in der Nähe, in Trostberg, Rosenheim, Ramsau oder Bad Reichenhall. Die Filiale in Neuötting ist keine Option, auch sie wird zum 30. September geschlossen.

Ein Zettel in DIN A4 an der Eingangstür kündigt seit Mitte September die Schließung an.

Der Zeitgeist macht es Metzgern nicht leicht

„Mir tut es sehr weh, unsere Mitarbeiterinnen zu verlieren“, bedauert Hausner. „Sie haben uns jahrzehntelang die Stange gehalten.“ Rund 20 Jahre waren es in Mühldorf. In Ihr Bedauern über die Schließung von zwei Filialen mischt sich Skepsis angesichts der Zukunft des Fleischerhandwerks. „Wer weiß, ob es in zehn Jahren überhaupt noch Metzgereien geben wird“, spekuliert sie. „Wenn man den Zeitgeist betrachtet, sind wir Metzger nicht gerade auf der gesunden Seite. Immer weniger Menschen wollen Fleisch essen.“

Ein letztes Mal sperrt sie die Metzgerei zu

Renate Haunreiter (60) leitet die Magg-Filiale in Mühldorf. Sie wurde ebenso wie ihre drei Kolleginnen von der Schließungsabsicht kalt erwischt, „aber wirtschaftlich gehts halt nicht anders“. Jetzt heiße es schauen, wie es für die Angestellten weitergehe. Alle haben das Angebot zur Weiterbeschäftigung in einer anderen Filiale bekommen. Am Montag, 30. September, stehen sie zum letzten Mal hinter der Theke im Laden am Stadtplatz, werden die Kunden bedienen und sich verabschieden. Danach sperrt Haunreiter die Metzgerei ein allerletztes Mal zu.

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